Sachiko Furuhata | Advertorial
Vom Humanismus in der Musik
von Barbara Schulz
6. September 2020
Sachiko Furuhata ist eine international erfolgreiche Pianistin. Die Schönheit der Musik ist für sie jedoch nur eine Seite. Die andere ist ihre heilende Wirkung. Der Gedanke der Menschlichkeit und der seelischen Tiefe steht für sie über aller Musik.
Sachiko Furuhata ist eine international erfolgreiche Pianistin. Sie konzertiert in Europa und Japan und spielt neben ihren Solo-Recitals mit verschiedenen internationalen Orchestern. Die Schönheit der Musik ist für sie jedoch nur eine Seite. Die andere ist ihre heilende und stärkende Wirkung. Nicht nur für den Einzelnen, sondern vor allem für die Beziehung zwischen den Menschen. Der Gedanke der Menschlichkeit und der seelischen Tiefe steht für die Pianistin Sachiko Furuhata (Titelfoto des Beitrags: © Britta Scherfer) nicht nur zwischen den Tönen, sondern über aller Musik. Ihre Projekte mit Kindern und Jugendlichen geben ihr recht…
CRESCENDO: Frau Furuhata, Sie sind eine international anerkannte Pianistin, hatten Ihren Durchbruch 2017 in der Usher Hall in Edinburgh sowie in der Carnegie Hall in New York im November 2017, danach Hamburg, Leipzig, Sydney. Und doch scheint es, als wäre Ihnen neben Ihrer Konzertkarriere Ihr Auftrag als Musikvermittlerin genauso wichtig.
Sachiko Furuhata: Ja, unbedingt! Mein eigentliches Ziel ist es, Musik mithilfe der humanistischen Ideale näherzukommen. Natürlich ist es schön, eine internationale Karriere zu machen, aber viel wichtiger ist mir, möglichst vielen Leuten in aller Herren Länder mit meinem Klavierspiel wunderbare Musik mitzuteilen und mit ihr Grenzen zu überschreiten. Ich konnte ja aufgrund einer Immunkrankheit lange Zeit nicht spielen. Erst mit der Schwangerschaft und Geburt meiner Tochter war die Krankheit überstanden, und ich galt als geheilt. Das hat meine Sicht auf alles verändert. Mein Ziel ist heute ein anderes: Die Musik kann den Menschen nicht nur Begeisterung oder Freude schenken, sie ermöglicht es auch, mit anderen Menschen eine seelische Verbindung einzugehen. Manchmal spüre ich, dass bei meinen Klavierkonzerten etwas fast Spirituelles geschieht: als würde ich für die Zuhörer nicht nur musizieren, sondern eine energetische Einheit mit ihnen bilden.
Musik ist für Sie also nicht nur Wohlklang, sondern Sie wollen damit etwas erreichen. Zum einen Frieden vermitteln, zum anderen Kinder und Jugendliche für die klassische Musik gewinnen. Wie sieht das konkret aus?
Kindern und Jugendlichen die klassische Musik zu vermitteln, ist mir unglaublich wichtig. Konkret bedeutet das, dass ich jedes Jahr ein Projekt mit dem Kulturreferat der Stadt Kaiserslautern habe. Es werden Schulkonzerte angeboten, bei denen die Schüler zum Preis von ein Euro ein klassisches Konzert besuchen können. Es ist fast wie ein musikgeschichtliches Seminar. Ich gehe dabei von Bach bis zur Moderne inklusive Moderation alles durch und erläutere, was besprochen wurde, an Beispielen auf dem Klavier. Ich spiele alles Mögliche, ob Gassenhauer, Ohrenschmaus oder akrobatische Stücke.
Inwiefern sind die Schulen daran beteiligt?
Ich baue da sehr auf die Kooperation der Schulen, da die Schüler das ganze Programm vorher bereits besprechen und kennen sollen.
Und wie ist die Reaktion darauf?
Das Feedback ist sehr, sehr positiv, da auch Kindern, die sonst nie ein klassisches Konzert erleben würden, so nicht nur in diesen Genuss kommen, sondern diese Art von Musik vor allem erst einmal kennenlernen. Es gibt heutzutage wenig für Kinder, was die Herzen so bewegen kann wie die Musik, obwohl das unendlich wichtig ist.
Deshalb spielen Sie auch klassische Stücke innerhalb von Rock- und Popkonzerten – zeigt das Wirkung?
Klassik zwischen Rock und Pop zu positionieren, funktioniert wirklich gut. Plötzlich ist eine ganz andere Atmosphäre im Saal. Erst ist das vielleicht ein wenig befremdlich, aber am Ende johlen und pfeifen die Jugendlichen dann, weil sie merken, dass die klassische Musik ja doch richtig toll ist.
Sachiko Furuhata: »Ich will ein Stück nicht nur spielen, sondern meine Seele mit der des Komponisten und denen des Publikums verbinden und eine musikalische Gesamtheit bilden.«
Nicht zuletzt wollen Sie auch interkulturell agieren – Sie sprechen sogar von „Frieden stiften“. Ja, das hat eben mit jenem humanistischen Gedanken zu tun. Musik kann den Ländern Frieden bringen. Als Japan von der Erdbebenkatastrophe heimgesucht wurde, habe ich auch Spendenkonzerte gegeben. Das eingenommene Geld wurde dann vom Partner-Bundesland Rheinland-Pfalz in die Präfektur Iwate Ken geschickt, wo ich auch für die Opfer Konzerte gespielt habe. Darüber hinaus gehe ich im Oktober in Japan auf Tournee und werde auch in Fukushima spielen. Die Menschen dort freuen sich schon sehr darauf – ich mich natürlich mindestens ebenso.
Immer wieder spielt vor allem Ihr Chopin- und Schumann-Programm eine Rolle. Warum gerade diese beiden Komponisten?
Auch das ist als Friedenssymbol gedacht. Das eigentliche Projekt ist, ein reines Chopin-Programm (er war ja Pole, lebte aber überwiegend in Frankreich und hatte auch die französische Staatsbürgerschaft) in Deutschland und ein reines Schumann-Programm (mit Stücken von Clara Schumann) in Frankreich zu spielen. Als Völkerverständigung sozusagen. Dazu kommt der menschliche Aspekt: Die beiden Komponisten hatten in ihrem Leben viele Krankheiten und viel Leid erfahren. Durch ihre Lebenspartner bzw. die jeweils große Liebe fanden sie Hilfe und Unterstützung. Ich werde dieses Programm auch nächstes Jahr als Auftakt zu den Olympischen Spielen als Friedenssymbol realisieren.
Sie haben einen sehr eigenwilligen Stil der Interpretation – was wollen Sie damit ausdrücken bzw. erreichen?
Ich will ein Stück nicht nur spielen, sondern meine Seele mit der des Komponisten und denen des Publikums verbinden und eine musikalische Gesamtheit bilden. Musik ist eine Lebensphilosophie – sie heilt und nährt die Seele und das Herz. Und dieses Gefühl von Liebe und Frieden ist im Alltag notwendiger denn je. Es ist essenziell! Das macht das Klavier wiederum für mich so besonders: weil es die ganze Musik in einem Gesamtkunstwerk abbilden kann. Ich bin ja nach Deutschland gekommen, weil ich die deutschen Komponisten so liebe. Die Musik ist sehr vielseitig, tiefgründig und philosophisch. Zudem ermöglicht sie, mit dem Klavier allein Orchestermusik und Opern darzustellen. Doch in jüngster Zeit kommt auch Chopin sehr gut beim Publikum an. Die Menschen brauchen manchmal einfach eine Melodie, die direkt ins Herz trifft und die Seele vibrieren lässt, umarmt und tröstet. Durch die Liebe in den Stücken von Chopin und Schumann kann unser aller Liebe sich verbinden, was dann – wie ich hoffe – auch diesen Frieden zum Ausdruck bringt.
Was ist der entscheidende Unterschied zwischen dem japanischen und dem deutschen Publikum?
Der Perfektionismus. In Japan geht es vor allem um fehlerlose Technik. Aber ich spiele anders. Mit mehr Gefühl. Hier in Deutschland darf ich Fehler machen, und die Musik geht trotzdem weiter.
Ihre konkreten Ziele?
Ich will dem Humanismus näherkommen, eine Verbindung mit dem Publikum und dem Komponisten herstellen und dem gemeinsamen Frieden näherkommen.