Sean Shibe
Das Gleiche im Ungleichen
von Stefan Sell
23. September 2022
Der Gitarrist Sean Shibe überspringt auf seinem Album »Lost & Found« Zeiten und Genres.
Er stammt aus Edinburgh, seine Mutter aus Japan. Soeben mit dem Leonard Bernstein Award gekürt, verfügt er mit erst 30 Jahren über ein bereits gut gefülltes Portfolio. Er spielt klassische Gitarre, Laute und E‑Gitarre. Sean Shibe verkörpert einen neuen Typ Gitarristen, dem es gelingt, den Grenzen der Typisierung zu entfliehen.
Er wagt den Ritt durch Feuerwelten, überspringt die Zeiten, Genres und alles, was künstlerische Freiheit einengt. Selten hörte man E‑Gitarre so sanftflügelig, schwebend, irisierend. Androgyn, geschminkt in weiß rosanem Tüll entzieht er sich auch auf dem Cover seiner neuen CD dem teilenden Dualitätsprinzip. So sphärisch Shibe sein Kreisen zwischen Verlieren und Finden mit Hildegard von Bingens O Viridissima Virga beginnt, so sphärisch entschwindet er diesem zyklischen Spiel mit Julius Eastman’s Buddha. Obwohl dazwischen Welten liegen von Chick Corea über Moondog hin zu Meredith Monk und Bill Evans, die alle ihre Musik nicht für Gitarre geschrieben haben, gelingt es Shibe durch sein einzigartiges Spiel das Gleiche im Ungleichen zu Tage zu fördern. Ja, so klingt klassische Gitarre 2022 – einfach phänomenal!
Auftrittstermine und weitere Informationen zu Sean Shibe: seanshibe.com