Tianwa Yang

Queck­silbrig kühn

von Walter Weidringer

22. November 2021

Funken sprühen! Tianwa Yang spielt mit dem ORF Radio-Symphonieorchester Wien unter Jun Märkl die Violinkonzerte von Sergei Prokofjew.

Wo gehören Sergei Prokof­jews Violin­kon­zerte histo­risch hin, das 1917, knapp vor der Okto­ber­re­vo­lu­tion entstan­dene erste und das zweite, kompo­niert 1935 in Paris, kurz vor der Rück­kehr in die Sowjet­union? Sind sie als Ausläufer des 19. Jahr­hun­derts bestimmt für die große, roman­ti­sche russi­sche Geigen­tra­di­tion (gewiss, ein viel­zi­tiertes, umstrit­tenes Schlag­wort) mit dem opulenten, singenden, immer im Vorder­grund stehenden Ton? Oder weht in ihnen bereits ein anderer, herberer, moderner Geist?

Die Geigerin Tianwa Young vermit­telt Einblicke in ihr Album mit Sergei Prokof­jews Violin­kon­zerten.

Die aus Beijing stam­mende Geigerin Tianwa Yang wählt dezi­diert diesen zweiten Zugang und zeigt auf Schritt und Tritt, dass sie mit der Origi­nal­klang­be­we­gung bereits ebenso selbst­ver­ständ­lich aufge­wachsen ist wie mit Musik der Gegen­wart. An einer alles nivel­lie­renden Süße liegt ihr nichts, statt­dessen kehrt sie das Queck­silb­rige, Unbe­re­chen­bare der Solo­parts hervor, lässt Funken sprühen – und stel­len­weise scheinen gera­dezu Späne zu Boden zu fallen: Das klingt aufre­gend und kühn.

Idealer Partner: das ORF Radio-Sympho­nie­or­chester

Das erweist sich unter als idealer Partner für eine solche Lesart: Nicht zuletzt Prokof­jews über­ra­schende Farb­kom­bi­na­tionen kommen plas­tisch zur Geltung. Als heiter-virtuose Zugabe entpuppt sich die erst posthum urauf­ge­führte Solo­so­nate op. 115 von 1947.

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Auftrittstermine und weitere Informationen zu Tianwa Yang unter: tianwayang.com

Fotos: Andrej Grilc