Münchener Konzertverein

Die Melodie der ukrai­ni­schen Seele

von Ruth Renée Reif

24. März 2022

Der Münchener Konzertverein lädt am 9. April 2022 zu einem Ukraine-Benefizkonzert in der Allerheiligen Hofkirche der Münchner Residenz.

Jeder Kompo­nist träume davon, sein Publikum von seiner Musik berührt zu sehen, erklärte der 2020 verstor­bene ukrai­ni­sche Kompo­nist Myroslaw Skoryk einmal in einem Gespräch. Er habe seine Musik immer für seine Zuhörer geschrieben und wissen wollen, wie sie reagierten und was sie davon hielten.

Der ukrainische Komponist Myroslaw Skoryk
Brachte mit Melody 1981 die ukrai­ni­schen Seele zum Ausdruck: Myroslaw Skoryk im Jahr 2015

Dass seine Kompo­si­tion Melody, die er 1981 auch in dem Kriegs­film High Pass über eine zwischen Kommu­nisten und ukrai­ni­schen Natio­na­listen gespal­tene karpa­ti­sche Bauern­fa­milie verwen­dete, vom Publikum so geliebt wurde, beglückte ihn. Er fühlte sich an Verdi erin­nert, der meinte, wirk­lich geliebt zu werden, wenn seine Musik von einem Stra­ßen­mu­siker gespielt werde und stellte freudig fest, dass Melody bereits in etwa 50 verschie­denen Varia­tionen aufge­führt worden sei. Als Ausdruck der ukrai­ni­schen Seele, die darin singe, wurde Melody gesehen.

Der Münchener Konzert­verein setzt Melody auf das Programm seines Bene­fiz­kon­zerts, das er zugunsten der veran­staltet. Zu den teil­neh­menden Künst­lern gehören die Geiger Ana Chuma­chenco, Mi-kyung Lee, Nils Benjamin Friedl und Matthias Well, die Brat­schistin Emiko Yuasa, die Cellisten Julius Berger, und Denis Severin sowie die Pianistin Lilian Akopova. Sie verzichten auf ihre Hono­rare, sodass die Erlöse des Konzerts zu 100 Prozent an die ARD/​Nothilfe Ukraine gehen können.

Der ukrainische Komponist Borys Ljatoschynskyj
Kompo­nierte zu Stalins Zeit die „falschen Akkorde“: Borys Ljato­schyn­skyj im Jahr 1913

Eben­falls auf dem Programm steht Melody von dem ukrai­ni­schen Kompo­nisten Borys Ljato­schyn­skyj, dessen Werke zu seinen Lebzeiten aus der sowje­ti­schen Musik­szene verdrängt worden seien. Es sei schwer zu begreifen, meinte Skoryk, aber Menschen seien damals einge­sperrt worden, weil sie die falschen Akkorde kompo­niert hätten. Ljato­schyn­skyjs Kompo­si­tionen hätten in den Jahren nach dem Zweiten Welt­krieg als zu expres­sio­nis­tisch gegolten, und die sowje­ti­sche Regie­rung habe ihm Reise­verbot erteilt.

Der ukrainische Komponist Walentyn Sylwestrow
Lebt seit dem 8. März 2022 in : Walentyn Sylwes­trow
(Foto: © Deut­sche Welle)

Zu den weiteren Werken des Abends gehören die Hommage an In memo­riam J.S.B. für Solo-Cello von Walentyn Sylwes­trow, einem Schüler Ljato­schyn­skyjs, sowie Werke von Mozart, Brahms und Chopin. Berei­chert wird das musi­ka­li­sche Programm durch lite­ra­ri­sche Beiträge, die der Schau­spieler Axel Milberg vorträgt.

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Weitere Informationen zu dem Ukraine-Benefizkonzert des Münchener Konzertvereins am 9. April 2022 in der Allerheiligen Hofkirche der Münchner Residenz unter: www.konzert-verein.de

Fotos: Daniel Drieß, Kolibrique, Klassik Radio, Aloisia Behrbohm, wild und leise, Toni Suter und Tanja Dorendorf