Víkingur Ólafsson

Spiri­tu­elle Kraft­quelle

von Attila Csampai

25. Dezember 2018

Eine Traumreise durch alle Sphären des Bach'schen Seelenkosmos unternimmt der isländische Pianist Víkingur Ólafsson auf seinem Debüt-Album.

Wer noch letzte Zweifel daran hegte, dass der modernste Kompo­nist aller Zeiten ist und eine niemals versie­gende spiri­tu­elle Kraft­quelle, der sollte sich das Bach-Debüt-Album des noch kaum bekannten islän­di­schen Pianisten besorgen: Es ist eine tief empfun­dene Traum­reise durch alle Sphären des Bach’schen Seelen­k­osmos, klug zusam­men­ge­fügt aus origi­nalen und später bear­bei­teten Klavier­stü­cken, die eindring­lich belegen, dass Bachs Musik durch ihre Offen­heit über Jahr­hun­derte hinweg immer neue Zugänge zu seinem Kosmos gewährt hat: Ólaf­sson ist ein echter Bach-Magier, der mit seiner phäno­me­nalen Anschlags­kultur seinem Steinway gera­dezu orgel­hafte Farben­pracht und eine Plas­ti­zität abtrotzt, wie ich es so noch nicht gehört habe: Als würden sich hier alle pianis­ti­schen Bach-Lesarten der letzten 100 Jahre zu einer neuen kompro­misslos klaren und trotzdem tief beseelten Klang­rede verdichten. Zugleich ist es ein markantes Plädoyer für die Komple­xität der kürzeren Klavier­stücke Bachs, so eines verges­senen Juwels wie die „Aria variata alla maniera italiana“.