Wilfried Hiller

Verzau­bern

von Ruth Renée Reif

10. März 2021

Wilfried Hiller erlangte Bekanntheit durch seine Kinderopern. In seiner Zusammenarbeit mit Michael Ende lag für ihn das große Glück seines Lebens. Am 15. März 2021 begeht er seinen 80. Geburtstag.

Mit der Kinder­oper Das Traum­fres­ser­chen wurde 1990 bekannt. Mitt­ler­weile gehört sie zu den meist­ge­spielten deutsch­spra­chigen Opern der Nach­kriegs­zeit. Entschei­dend für das Werk war die Begeg­nung mit dem Schrift­steller Michael Ende. In ihm fand Hiller den Partner für seine Musik­thea­ter­stücke. 1978 lernten die beiden einander im Rahmen eines Stipen­diums in der Villa Massimo in kennen, und bis Endes Tod 1995 schufen sie zahl­reiche erfolg­reiche Werke. Ihre erste gemein­same Arbeit war die Kinder­oper Tran­quilla Tram­pel­treu, die beharr­liche Schild­kröte.

Wilfried Hiller während der Pandemie am Klavier erin­nert sich an die Zusam­men­ar­beit mit Michael Ende

In einem Gespräch erin­nerte sich Hiller, welches Unver­ständnis ihm entge­gen­schlug, als er sich entschloss, für Kinder zu kompo­nieren: „Das Problem besteht darin, dass es als Makel ange­sehen wird, wenn ein Kompo­nist für Kinder korn­po­niert.“ So habe ihm sein dama­liger Redak­teur beim Verlag geraten, sich ein Pseud­onym zuzu­legen. Sonst würde er in der Musik­szene nicht mehr für voll­ge­nommen. „Und auch mein Professor an der Hoch­schule Günter Bialas rümpfte die Nase.“

Wilfried Hiller und Michael Ende
Wilfried Hiller und Michael Ende während ihres Stipen­dia­ten­auf­ent­halts in der Deut­schen Akademie Rom Villa Massimo

Für Hiller bedeu­tete die Zusam­men­ar­beit, aus der 1985 die „bairi­schen Mär“ Der Goggo­lori hervor­ging, ein großes Glück. „Michael Ende hat hervor­ra­gende Texte für mich geschrieben“, betonte Hiller, der den Text bei einer Kinder­oper als beson­ders wichtig ansieht. „Erwach­sene gehen oft mit Vorbe­halten an ein Werk heran. Kinder kommen dagegen unvor­ein­ge­nommen. Sie betreten den Zuschau­er­raum und wollen verzau­bert sein.“

Wilfried Hiller und Carl Orff
Wilfried Hiller mit seinem Lehrer in Dießen am Ammersee

Viele Künst­ler­per­sön­lich­keiten säumten den Weg von Wilfried Hiller und prägten sein Schaffen. 1941 im schwä­bi­schen Weißen­horn geboren, studierte er am Augs­burger Konser­va­to­rium Schlag­zeug sowie Klavier bei Wilhelm Heck­mann, der ihn für das Werk Béla Bartóks begeis­terte. Beim Besuch der Darm­städter Feri­en­kurse lernte er , , Bruno Maderna und kennen. 1963 setzte er sein Studium in fort, wo er Kompo­si­ti­ons­un­ter­richt bei Gunter Bialas hatte. 1968 traf er an der Baye­ri­schen Staats­oper mit Carl Orff zusammen. Diese Begeg­nung gehörte zu den wich­tigsten seines Lebens. Hiller spielte in der Auffüh­rung von Orffs Oper Prome­theus nach Aischylos das Schlag­zeug. Und aus dieser Zusam­men­ar­beit erwuchs eine Bezie­hung, die bis zum Tode Orffs 1982 anhielt. Orff nahm Hiller als Schüler an.

Wilfried Hiller mit Elisabet Woska und Werner Seitzer
Wilfried Hiller mit der Schau­spie­lerin Elisabet Woska und dem Diri­genten Werner Seitzer im Studio des Baye­ri­schen Rund­funks bei der Aufnahme zu Die Geschichte von dem kleinen blauen Bergsee und dem alten Adler nach Texten von Herbert Asmodi

Bereits während seiner Schul­zeit in hatte Hiller begonnen, Musik­thea­ter­stücke zu kompo­nieren. Ab 1971 wurden seine Werke für das Musik­theater von der Bezie­hung zu der Schau­spie­lerin Elisabet Woska, seiner späteren Ehefrau, geprägt. Ihre erste gemein­same Arbeit war das auf Briefen von Maria Stuart basie­rende Bühnen­werk An diesem heutigen Tage. 1977 folgte die Fern­seh­oper Niobe nach Frag­menten von Aischylos.

Mit Rudolf Herfurtner
Wilfried Hiller mit dem Schrift­steller Rudolf Herfurtner, mit dem Die Wald­kinder, Pinoc­chio und Eduard auf dem Seil entstanden.

Nach Michael Endes Tod 1995 arbei­tete Hiller, der neben Bühnen­werken auch kammer­mu­si­ka­li­sche Stücke, Solo­kon­zerte sowie Chor- und Orches­ter­werke kompo­nierte, mit dem 2007 verstor­benen Schrift­steller und Drama­tiker Herbert Asmodi sowie dem Schrift­steller Rudolf Herfurtner zusammen. Auch vertonte er Vorlagen aus der klas­si­schen Lite­ratur wie Theodor Storms Der Schim­mel­reiter. 2005 kam anläss­lich des 1650. Geburts­tages von Augus­tinus in der Sankt-Lukas-Kirche in München sein mit Winfried Böhm erar­bei­tetes Werk Augus­tinus, ein klin­gendes Mosaik, zur Urauf­füh­rung, und 2010 entstanden eben­falls nach Texten von Winfried Böhm das geist­liche Spiel Der Sohn des Zimmer­mannes und Ophe­lias Schat­ten­theater.

Wilfried Hillers Oper Momo nach Michael Endes Roman 2018 am Münchner

2018 veroperte Hiller nach einem Libretto von Wolf­gang Adenberg Michael Endes Roman Momo. „Die Verto­nung des Romans von Michael Ende“, so Hiller, „ist die Fort­set­zung einer lang­jäh­rigen künst­le­ri­schen Part­ner­schaft, die auch nach dem Tod des Schrift­stel­lers 1995 nicht zerbro­chen ist.“

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Anstoßen zu Wilfried Hillers 8o. Geburtstag können Sie unter: us02web.zoom.us

Der Bayerische Rundfunk, bei dem Hiller von 1971 bis 2005 als Musikredakteur tätig war, porträtiert ihn in einer Reihe von Sendungen:
Am 13. März 2021 um 11.03 Uhr ist Wilfried Hiller auf BR-Klassik Gast in der Sendung „Meine Musik“ auf BR-Klassik.
Am 14. März 2021 um 22 Uhr zeigt BR alpha Der Goggolori.
Am 16. März 2021 um 0:10 Uhr widmet sich die Reihe Concerto bavarese zwei Stunden dem Schaffen Wilfried Hillers.
Am 16. März um 22:05 Uhr sendet BR-Klassik in der reihe Horizonte Von Mythen, Fabelwesen und den Sternen.
Und am 17. März um 0:05 Uhr zeigt das Bayerische Fernsehen das Portrait Vom Klang der Sterne.

Mehr dazu auf der Website von Wilfried Hiller unter: www.wilfried-hiller.de