Wolfgang Mitschke

Berliner Nacht­ku­lisse

von Stefan Sell

10. Juni 2020

Wolfgang Mitschke schlägt auf seinem neuen Album noch einmal das Great American Songbook auf und spielt neben dem Klavier alle Instrumente selbst sein.

Laid-back musi­ziert, völlig entspannt und von großer Spiel­freude ist Wolf­gang Mitschkes neue CD The Night­birds. Mutig, sich noch­mals an die Stan­dards des Great American Songbook’s zu wagen und sie so heiter leicht­händig zu präsen­tieren wie das der Bonner Schlag­zeuger und Jazz­pia­nist hier tut. Cole Porter’s I love you eröffnet das Solo­album, das im wahrsten Sinne des Wortes allein einge­spielt wurde, obwohl hier viele Instru­mente zu hören sind. Denn neben dem Klavier spielte Mitschke im Multi­track-Verfahren alle Keyboards selbst und arbei­tete mit gesam­pelten wie program­mierten Sound­se­quenzen für Bass, Gitarre und Schlag­zeug. Dies ist so ausge­tüf­telt, dass man in der Beiläu­fig­keit dieser Art des Zusam­men­spiels gar nicht auf die Idee kommt, nach­zu­denken woher wie was kommt.

Neben Klas­si­kern wie Ray Henderson’s Bye, bye Black­bird, Monk’s Blue Monk (unbe­dingter Anspiel­tipp), Luiz Bonfa’s Black Orpheus und So What von Miles Davis steu­erte Mitschke drei Eigen­kom­po­si­tionen bei, die sich nahtlos einfügen. Mitschke ist in seinem Cross­over zwischen Jazz, Pop, Fusion und Barmusik eine Berliner Nacht­ku­lisse aus einem Guss gelungen, die film­reif ist. Der Sound­track des Sommers, äußerst sympa­thisch und liebens­wert!