Eine Jubiläums-Box mit neun teilweise erstmals veröffentlichten Live-Mitschnitten sowie einer Doppel-CD mit Arien und Szenen: Das ergibt insgesamt knapp 24 Stunden Oper zwischen Mozart und Schostakowitsch mit illustren Besetzungen und den Wiener Philharmonikern in ihrem Hauptberuf als Mitglieder des Staatsopernorchesters. Etliches ist Sammlern zwar vertraut, etwa der Wozzeck (1955) sowie, ebenfalls unter Böhm, die im besten Sinne haarsträubende Elektra (1965). Gleichfalls schon offiziell zu haben war ein Karajan-Fidelio (1962) mit dem expressiven Paar Ludwig / Vickers, neu hingegen ist sein Live-Figaro (1977), der im Vergleich zur nahezu identisch besetzten, aber etwas anämischen Studioproduktion eine quirlige Aufführung aus Fleisch und Blut darstellt. Wahrlich übersprudelnd vor Witz und Spielfreude ist Abbados Viaggio a Reims mit All-Star-Cast (1988). Aus der Ära Meyer ist zu hören, wie sich in Tristan und Isolde unter Welser-Möst Stemme am Beginn und Seiffert gegen Ende ihrer jeweils besten Zeit eindrucksvoll treffen oder wie in Eugen Onegin Hvorostovsky und Netrebko (in einer ihrer besten Partien) tragisch aneinander vorbei lieben (beides 2013). In Thielemanns schwelgerischer Ariadne entzückt inmitten eines starken Ensembles die jugendlich schimmernde Isokoski in der Titelpartie (2014); neben Stoyanowas Perlmuttsopran und erneut Hvorostovsky liefert Beczała in Un ballo in maschera eine weiträumiger phrasierte Alternative zu seinem Rollendebüt in München kurz davor (2016). Schade, dass das Booklet nur Inhaltsangaben anstatt Würdigungen der Aufführungen enthält.
„150 Years Wiener Staatsoper – The Anniversary Edition“: „Wozzeck“ (Berry, Goltz; Böhm), „Fidelio“ (Ludwig, Vickers; Karajan), „Elektra“ (Nilsson, Rysanek; Böhm), „Le nozze di Figaro“ (Cotrubaș, Tomowa-Sintow, van Dam; Karajan), „Il viaggio a Reims“ (Caballé, Gasdia, Cuberli, Merritt, Furlanetto, Raimondi; Abbado), „Eugen Onegin“ (Hvorostovsky, Netrebko, Kolosova, Korchak; Nelsons), „Tristan und Isolde“ (Seiffert, Stemme, Baechle, Milling; Welser-Möst), „Ariadne auf Naxos“ (Isokoski, Koch, Fally, Botha; Thielemann), „Un ballo in maschera“ (Beczala, Stoyanova, Hvorostovsky, Fahima, Krasteva; López Cobos); „Legendary Voices of the Wiener Staatsoper“ (Orfeo)