Markgräfliches Opernhaus Bayreuth

Baro­cker Prachtbau

von Jasmin Goll

7. Juni 2018

Seit April hat es wieder geöffnet, das Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth – neben dem Festspielhaus am Grünen Hügel die zweite musikalische Instanz in der fränkischen Metropole.

Seit April hat es wieder geöffnet, das Mark­gräf­liche Opern­haus in Bayreuth – neben dem Fest­spiel­haus am Grünen Hügel die zweite musi­ka­li­sche Instanz in der frän­ki­schen Metro­pole.

„Wow!“ – das hört man am häufigsten, wenn die Besu­cher den Innen­raum betreten. Nach sechs Jahren Sanie­rung und Restau­rie­rung hat das Mark­gräf­liche Opern­haus in im April seine Pforten wieder geöffnet. Das hat in der frän­ki­schen Klein­stadt, die sonst nur zu den Bayreu­ther Fest­spielen voller Touristen ist, für viel Trubel gesorgt: Es gab im Vorfeld eine halb­jäh­rige Vortrags­reihe zu Mark­gräfin Wilhel­mine von Bayreuth, die das Opern­haus 1748 erbauen ließ, eine Tagung zu Johann Adolf Hasse, mit dessen Oper Arta­serse das Haus damals und nun (wieder-)eröffnet wurde, und die Resi­denz­tage Bayreuth, die mit Führungen erste Einblicke gaben.

Aber es ist ja auch ein Kleinod, das in Bayreuth für knapp 30 Millionen wieder auf Vorder­mann gebracht wurde. Das Mark­gräf­liche Opern­haus zählt euro­pa­weit zu den wenigen erhal­tenen und größten Opern­häu­sern aus dem 18. Jahr­hun­dert. Jedes Detail im Haus scheint höfi­sches Wett­rüsten durch Kunst­be­flis­sen­heit wider­zu­spie­geln: mit goldenem Blatt­werk umwun­dene Säulen, ein präch­tiges Decken­ge­mälde, illu­sio­nis­ti­sche Male­reien und Verzie­rungen, soweit das Auge reicht. Für war das zu viel des Guten. Auf der Suche nach einer geeig­neten Spiel­stätte für seine Fest­spiel­idee begut­ach­tete er auch dieses Opern­haus, hielt es aber für untaug­lich.

„Mit goldenem Blatt­werk umwun­dene Säulen, ein präch­tiges Decken­ge­mälde, illu­sio­nis­ti­sche Male­reien und Verzie­rungen“

Dabei hatte Mark­gräfin Wilhel­mine, die Schwester von Fried­rich dem Großen, keinen Gerin­geren als den Thea­ter­ar­chi­tekten Giuseppe Galli-Bibiena, der zuvor für den Wiener Kaiserhof tätig gewesen war, für die Errich­tung dieses Pracht­baus nach Bayreuth geholt. Bis zu 30 Restau­ra­toren waren in den letzten Jahren am Werk, um dem Haus seine ursprüng­liche Farbig­keit zurück­zu­geben, denn die Holz­ba­lus­traden im Logen­haus waren bei Restau­rie­rungen im 20. Jahr­hun­dert dunkel über­pin­selt worden. Die Bühnen­ku­lissen von Bibiena wurden origi­nal­ge­treu nach­ge­bildet. Somit wird die eins­tige illu­sio­nis­ti­sche Tiefen­wir­kung des Bühnen­bilds von der Auffüh­rung 1748 heute wieder erfahrbar.

Während des regu­lären Muse­ums­be­triebs stehen in den Sommer­mo­naten nun Opern­auf­füh­rungen und Konzerte auf dem Programm, unter anderem vom Straß­burger Konser­va­to­rium, das zeigt, wie tanzbar Orches­ter­musik von Bach und Händel sein kann, und vom Theater Pilsen, das Monte­verdis in Szene setzt. Man darf gespannt sein, wie in Zukunft inszenierungs­ästhetisch und tech­nisch mit dem Raum umge­gangen wird. Die Arta­serse-Auffüh­rung der Thea­ter­aka­demie August Ever­ding , mit der das Haus eröffnet wurde, versuchte einen Spagat zwischen Dekon­struk­tion und Anleh­nung an histo­ri­sches Erbe. Das Produk­ti­ons­team erar­bei­tete ein Pasticcio aus Arta­serse und einzelnen Stücken aus Hasses Ezio und Arge­nore, Wilhel­mines eigens kompo­nierter Oper, sowie Ausschnitten aus Wilhel­mines Briefen.

Ein festes Ensemble wird es im Mark­gräf­li­chen Opern­haus aller­dings nie geben. Schließ­lich steht das Haus auf der Liste der UNESCO-Welt­kul­tur­er­be­stätten. Die Origi­nal­sub­stanz des voll­ständig aus Holz und Lein­wand bestehenden Logen­hauses muss bewahrt werden und würde einen regen Spiel­be­trieb allein schon klima­tisch nicht ertragen. Die Bühnen­technik wäre dazu durchaus in der Lage. Nach Wilhel­mines Tod verfiel die barocke Bühnen­ma­schi­nerie, wurde ausge­baut und entsorgt. Seither ist die Bühne mit moderner Technik ausge­stattet, auch wenn etwa Schein­werfer im Zuschau­er­raum nur behutsam ange­bracht werden dürfen – keines­falls mit Schrauben. Letzt­lich ist und bleibt das Mark­gräf­liche Opern­haus eben doch ein Museum – ein Hingu­cker ist es aber in jedem Fall.

MARK­GRÄF­LI­CHES OPERN­HAUS BAYREUTH
Öffnungs­zeiten April – September: 9 – 18 Uhr,
Oktober – März: 10 – 16 Uhr
Tel.: +49-(0)921–75 96 90 | sgvbayreuth@​bsv.​bayern.​de
www​.bayreuth​-wilhel​mine​.de

Fotos: Bayerische Schlösserverwaltung / Achim Bunz