Barrie Kosky
Ein Riesenspaß
13. August 2020
Barrie Kosky inszenierte 2019 bei den Salzburger Festspielen Jacques Offenbachs Orphée aux enfers als mitreißende Parodie.
Freche, lustvolle Parodie von A bis Z: Barrie Koskys Inszenierung von Jacques Offenbachs Orphée aux enfers – Orpheus in der Unterwelt bei den Salzburger Festspielen 2019 in der Ausstattung von Rufus Didwiszus (Bühne) und Victoria Behr (Kostüme) treibt den Spaß, den schon der Komponist mit dem Mythos vom thrakischen Sänger trieb, auf die Spitze.
Eurydice in Gestalt von Kathryn Lewek hat in Spiel und Vollblut-Kostüm den Mut zu lebenspraller Selbstironie und ist eine Parodie auf Anna Netrebko. Dabei feuert sie immer wieder Spitzentöne ab, für die sie einen Waffenschein bräuchte. Joel Prieto als eitler Orpheus ist noch schöner als David Garrett und quält seine Gattin nicht nur als unermüdlicher Geiger, sondern auch mit smartem Tenor.
Alle anderen Partien sind ebenfalls mit brillant singenden, immer an der Grenze zum satten Klamauk balancierenden Vollblutkomödianten besetzt: allen voran Martin Winkler als geil züngelnder Jupiter, der als sexsüchtige Fliege über Eurydice herfällt, oder die Mezzosopranistin Nadine Weissmann als Cupido mit ebenso weiblichen Rundungen wie süßem Schnauzbart.
Die vielfach offenbach-erprobte Anne Sofie von Otter gibt die gefürchtete Öffentliche Meinung, mal auf Schwedisch, mal im französischen Original. Das wird durchweg in den Musiknummern gesungen, während Schauspieler Max Hopp die gesprochenen Dialoge vielstimmig vom Bass bis zum Sopran live lippensynchron auf Deutsch spricht und dazu sogar allerlei Geräusche imitiert.
Die Wiener Philharmoniker unter Enrique Mazzola sind in bester Neujahrskonzert-Laune, zwölf Tänzerinnen und Tänzer wurden nicht nur für den berühmten Cancan perfekt choreografiert und last but not least das Vocalconsort Berlin als feierwütige Pariser Hautevolee lässt das Ganze zu einem Riesenspaß werden.