Jacques Offenbach: „Orphée aux enfers“, Barrie Kosky, Joel Prieto, Kathryn Lewek, Max Hope, Anne Sofie von Otter u.a. Wiener Philharmoniker, Enrique Mazzola, Salzburger Festspiele 2019 (DVD oder Blue-ray Disc, CMajor)

Barrie Kosky

Ein Riesen­spaß

von Klaus Kalchschmid

13. August 2020

Barrie Kosky inszenierte 2019 bei den Salzburger Festspielen Jacques Offenbachs Orphée aux enfers als mitreißende Parodie.

Freche, lust­volle Parodie von A bis Z: Barrie Koskys Insze­nie­rung von Jacques Offen­bachs Orphée aux enfersOrpheus in der Unter­welt bei den Salz­burger Fest­spielen 2019 in der Ausstat­tung von Rufus Didwiszus (Bühne) und Victoria Behr (Kostüme) treibt den Spaß, den schon der Kompo­nist mit dem Mythos vom thra­ki­schen Sänger trieb, auf die Spitze.

Eury­dice in Gestalt von Kathryn Lewek hat in Spiel und Voll­blut-Kostüm den Mut zu lebens­praller Selbst­ironie und ist eine Parodie auf . Dabei feuert sie immer wieder Spit­zen­töne ab, für die sie einen Waffen­schein bräuchte. Joel Prieto als eitler Orpheus ist noch schöner als und quält seine Gattin nicht nur als uner­müd­li­cher Geiger, sondern auch mit smartem Tenor.

Alle anderen Partien sind eben­falls mit bril­lant singenden, immer an der Grenze zum satten Klamauk balan­cie­renden Voll­blut­ko­mö­di­anten besetzt: allen voran Martin Winkler als geil züngelnder Jupiter, der als sexsüch­tige Fliege über Eury­dice herfällt, oder die Mezzo­so­pra­nistin Nadine Weiss­mann als Cupido mit ebenso weib­li­chen Rundungen wie süßem Schnauz­bart.

Anne Sofie von Otter
Gibt die gefürch­tete Öffent­liche Meinung:
(Foto: Mats Bäcker)

Die viel­fach offen­bach-erprobte Anne Sofie von Otter gibt die gefürch­tete Öffent­liche Meinung, mal auf Schwe­disch, mal im fran­zö­si­schen Original. Das wird durchweg in den Musik­num­mern gesungen, während Schau­spieler die gespro­chenen Dialoge viel­stimmig vom Bass bis zum Sopran live lippen­syn­chron auf Deutsch spricht und dazu sogar allerlei Geräu­sche imitiert.

Die unter Enrique Mazzola sind in bester Neujahrs­kon­zert-Laune, zwölf Tänze­rinnen und Tänzer wurden nicht nur für den berühmten Cancan perfekt choreo­gra­fiert und last but not least das Vocal­consort Berlin als feier­wü­tige Pariser Haute­volee lässt das Ganze zu einem Riesen­spaß werden.