Christian Berger
Geheimnisvolle Energie
von Ruth Renée Reif
22. August 2020
Christian Berger folgt in seinem Film Beethovens Neunter Sinfonie um die Welt.
Die Neunte Sinfonie ist die Krönung und das Ende von Beethovens sinfonischem Schaffen. Christian Berger folgt ihr in seinem Film um die Welt. Verschränkt mit Berichten und Zeitdokumenten zu Beethovens Leben, zeigt er, wie eine Cellistin vom Orchestre Symphonique Kimbanguiste in Kinshasa sie wahrnimmt, was sie einer jungen Bratschistin in einer Favela von São Paulo bedeutet, die sie mit dem Dirigenten Isaac Karabtchevsky probt, und wie der gehörlose Musiker Paul Whittaker sie in Barcelona mit gehörlosen Kindern erfühlt.
Unberührt lässt sie keinen. Aber die Wirkung, die sie entfaltet, wird von jedem anders wahrgenommen. Der Dirigent Teodor Currentzis hört den Kämpfer Beethoven und entsprechend verbissen und aggressiv probt er sie mit seinem musicaAeterna Orchestra.
Mit Begeisterung studiert der Dirigent Yutaka Sado in Osaka mit einem 1000-stimmigen Chor die Ode an die Freude ein und sucht dabei vor allem die emotionale Botschaft zu vermitteln. In Japan kennt das Werk nahezu jeder. Der Film führt uns an den Schauplatz, an dem es 1918 zum ersten Mal aufgeführt wurde: ein Lager deutscher Kriegsgefangener in Naruto.
Der Komponist Gabriel Prokofiev verweist auf die türkischen Einflüsse in der Musik. Die Janitscharenkapellen, die damals durch Wien marschierten, hinterließen ihre Spuren nicht nur bei Haydn und Mozart, sondern auch im Werk Beethovens.
Faszinierend ist der Komponist Tan Dun, der Beethovens Neunte im Herzschlag Shanghais vernimmt, in den Geräuschen des Alltags der Stadt und dem Hämmern und Schlagen der Baumaschinen. Er arbeitet an einem Chorkonzert mit dem Titel Nine. Am Ende beklatscht ein junges gehörloses Paar begeistert die Aufführung der Neunten und lässt etwas von der geheimnisvollen Energie ahnen, die Beethovens Musik innewohnt.