Ivan Repušić

Musik für die Seele

von Sina Kleinedler

25. November 2020

Ivan Repušić leitet das Münchner Rundfunkorchester bei der Aufnahme spiritueller Kompositionen von Pēteris Vasks, die das emotionale Spektrum von der tiefsten Verzweiflung bis zur Hoffnung ausloten.

Ende Juni 2020, bereits unter erschwerten Bedin­gungen, entstand eine Aufnahme, die besser nicht in ihre Zeit passen könnte. In reiner Strei­cher­be­set­zung und unter strengen Auflagen spielten die Musiker des Münchner Rund­funk­or­ches­ters unter der Leitung von Ivan Repušić Kompo­si­tionen des letti­schen Kompo­nisten . Das Ergebnis ist berüh­rend. Über den Abstand hinweg und durch die Plexi­glas­wände hindurch verschmilzt das Ensemble zu einer mitrei­ßenden Einheit.

Paradisi Gloria in der Herz-Jesu-Kirche München
Das und der Chor des Baye­ri­schen Rund­funks mit der Reihe Para­disi Gloria in der Herz-Jesu-Kirche (Foto: © Münchner Rund­funk­or­chester)

Vasks Musik hat etwas Spiri­tu­elles, steckt voller Emotionen – von der tiefsten Verzweif­lung hin zur glück­lichsten Hoff­nung. „Warum kompo­nieren, wenn es keine Hoff­nung gibt?“ sagte er einmal selbst im CRESCENDO-Inter­view. Als „trau­riger Opti­mist“ bezeich­nete sich der in der sowje­ti­schen Unter­drü­ckung aufge­wach­sene Sohn eines Pfar­rers kürz­lich in der nmz. Vasks Musik hat eine außer­ge­wöhn­liche Kraft, er erschafft sphä­ri­sche Momente, in denen man kaum wagt zu atmen, mitrei­ßende folk­lo­ris­ti­sche Rhythmen oder größtes, aufwüh­lendes Chaos. Für Vasks geht es in seiner Musik um Glaube, Liebe, Ideale und Hoff­nung. Wie sein Vater predigt er – in der mäch­tigen Sprache der Musik.