Jonas Kaufmann

Noble Gestal­tung

von Christoph Schlüren

4. September 2020

Jonas Kaufmann legt unter dem Titel „Selige Stunde“ ein Album mit deutschen Liedern vor, das sich durch erlesenen Geschmack und feinste Nuancierung auszeichnet.

Feinste Nuan­cie­rung

Kauf­manns Stimme ist nach wie vor zu feinster Nuan­cie­rung fähig, niemals der Beherr­schung entglei­tend und stets mit erle­senem Geschmack, auch was Aussprache und Rubato betrifft. Weniger angetan bin ich von seinem altge­dienten Begleiter Helmut Deutsch, dessen routi­niert klein­tei­lige Agogik ganz beson­ders in Dvořáks Als die alte Mutter so will­kür­lich verzerrt, dass man den durch­ge­henden Zwei-zu-drei-Gegen­satz nicht hörend mitvoll­ziehen kann.

Jonas Kaufmann und Helmut Deutsch
und sein lang­jäh­riger Klavier­be­gleiter Helmut Deutsch
(Foto: © Lena Wunder­lich / Sony)

Jonas Kauf­manns Gabe und Wille, alles nobel und edel zu gestalten, faszi­niert beson­ders bei den meist in Senti­men­ta­lität ertrin­kenden Hits von Fried­rich Silcher, Carl Bohm und der von Alois Melichar gera­dezu chan­son­haft arran­gierten, die drama­ti­sche Stei­ge­rung opfernden Etüde op. zehn Nr. drei von Chopin (In mir klingt ein Lied). Ganz beson­ders schön: Beet­ho­vens Adelaïde, Tschai­kow­skys Nur wer die Sehn­sucht kennt und Schu­berts Wande­rers Nacht­lied.