Kissinger Winterzauber
Heiteres und Besinnliches
von Ruth Renée Reif
7. Dezember 2018
Seit 20 Jahren erfreut der Kissinger Winterzauber Festivalbesucher mit einer abwechslungsreichen Vielfalt an Musik.
Seit 20 Jahren erfreut der Kissinger Winterzauber Festivalbesucher mit einer abwechslungsreichen Vielfalt an Musik.
Stimmgewaltig, tiefsinnig und mit viel Humor hebt die 20. Ausgabe des Kissinger Winterzaubers an. Die A‑cappella-Band Viva Voce, ein treuer und immer freudig erwarteter Gast des Festivals, feiert ebenfalls ihr 20-jähriges Bestehen, und das Doppeljubiläum gibt Anlass zu einer gemeinsamen Feier. Mit einem Sinfonieorchester und der Jubiläums-Show „Es lebe die Stimme!“ kommen die fünf Sänger zum Eröffnungskonzert in den Regentenbau. Akrobatische und musikalische Kunstfertigkeit versprechen Gogol & Mäx. Seit 1992 wirbeln die beiden Musikclowns Christoph Scheib und Max-Albert Müller über die Bühne, springen, kriechen, balancieren und spielen Musik in jeder Lage. Kaum ein Instrument, das sie in ihrem „Concerto Humoroso“ nicht zum Einsatz bringen.
Einkehr und Besinnung schenkt Bachs Weihnachtsoratorium, das im warmen Gleichklang von Worten, Melodien und Harmonie spirituelle Kraft verströmt. Die Kantorei Bad Kissingen, der Jugendchor Herz-Jesu und Musikschule sowie das Mitteldeutsche Kammerorchester bringen das monumentale Werk im Max-Littmann-Saal, einem der besten Konzertsäle weltweit, zur Aufführung. Festliche Stimmung verbreiten am 23. Dezember der Tölzer Knabenchor und das Ensemble Classique in dem beliebten Programm „Das große Weihnachtskonzert – Die Alpenländische Weihnacht“. Barbara Gasteiger an der Harfe leitet mit sanften Klängen zu den von Christian Wolff vorgetragenen Texten über. Und am ersten Weihnachtsfeiertag erfreuen das Kurorchester Bad Kissingen unter dem Gastdirigenten Josef Stolz und die Flötistin Yasaman Mashhouri in einer Matinée mit weihnachtlichen Barockklängen, während abends Burkhard Ascherl und Michael Lindner zu Festlichem für Orgel und Trompete in die Herz-Jesu-Stadtpfarrkirche einladen.
„Stimmgewaltig, tiefsinnig und mit viel Humor“
Auch jungen MusikerInnen bietet das Festival ein Podium. So sind in der Reihe Matinée classique die Blechbläser Luca Ehrenberg, Jeremias Friedrich, Jonas Greubel und Paul Metz, der Pianist Lewin Krumpschmid und die Klarinettistin Mirja Betzer zu erleben. Zum ersten Mal ins Bayerische Staatsbad im anmutigen Tal der Saale kommen die 100 MusikerInnen des Bayerischen Landesjugendorchesters. Unter Joseph Basti spielen sie die Zweite Sinfonie von Gustav Mahler, ein riesiges Werk, das von schmerzlicher Melancholie und einem Ringen mit den Schicksalsmächten erzählt, bis am Ende der Chor die befreienden Verse Friedrich Klopstocks anstimmt: „Auferstehn, ja auferstehn wirst du“. Solistinnen sind Juliane Banse und Lioba Braun.
„A Swinging Christmas“ bereitet Tom Gaebel. Mit ausgefeilten Arrangements und jeder Menge Rhythmus belebt er die Swing-Ära. 2005 gründete er sein eigenes Orchester, das die amerikanischen Evergreens mit leidenschaftlichem Big-Band-Sound begleitet. Das traditionelle Neujahrskonzert mit den Berliner Symphonikern unter Lior Shambadal, der Sopranistin Dagmar Schellenberger und Arkadi Fimowitsch Schilkloper, einem der vielseitigsten Bläsersolisten, wartet mit Stücken von Mozart, Johann Strauß, Lehár, Mendelssohn und Mahler auf. Schwungvoll geht es dann ins neue Jahr hinein: „Rock Le Cabaret!“ betitelt die Chanteuse Adrienne Haan ihre Hommage an das französische Chanson.
Mit einem Reigen bezaubernder Melodien klingt das Festival aus. Das Symphonieorchester des Nationaltheaters Prag spielt, geleitet von Gerd Schaller, beliebte Stücke wie Pablo de Sarasates Carmen-Fantasie, die Polka aus Bedřich Smetanas Verkaufter Braut und die Ouvertüre zu Rossinis Barbier von Sevilla. Solist ist der Violinist Jiři Vodička, der sein Virtuosentum mit Vittorio Montis Csárdás unter Beweis stellt. Den nachdenklich stimmenden Abschluss bildet Pjotr Iljitsch Tschaikowskis Vierte Sinfonie, in der sich das Wechselspiel des Lebens spiegelt und deren Schluss Tschaikowski mit den Worten beschrieb: „Erkenne dich selbst, sage nicht, alles auf Erden sei traurig!“