Mariss Jansons

Schmerz­hafter Verlust

von Fabian Stallknecht

26. Februar 2020

Mariss Jansons am Pult des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks und die Organistin Iveta Apkalna in einer Live-Aufnahme mit Werken von Camille Saint-Saëns und Francis Poulenc.

Den noch immer unfassbar schmerz­haften Verlust durch « Tod am 1. Dezember 2019 führt auch diese Live-Aufnahme aus dem Münchner Gasteig vor Ohren. Saint-Saëns« monu­men­tale Orgel­sin­fonie entfaltet bei Jansons und seinem gran­diosen Orchester nicht nur einen warm leuch­tenden und bei aller Opulenz stets trans­pa­renten Orches­ter­sound, sondern auch einen groß­zü­gigen Schuss musi­ka­li­sche Doppel­bö­dig­keit. Mit irrlich­ternden Holz­bläser-Kaskaden und markanten Linien der tiefen Strei­cher rückt der Diri­gent die Musik schon in Berlioz-Nähe. Die moti­vi­schen Verflech­tungen um das zentrale Dies Irae-Thema hat man selten so plas­tisch und diffe­ren­ziert gehört. Weniger bekannt, aber durchaus reiz­voll in seinen holz­schnitt­ar­tigen und unge­stümen Kontrast­wir­kungen ist Poulencs Orgel­kon­zert von 1938. Hier ist die Orgel solis­ti­scher geführt als bei Saint-Saëns. Und kann im Wort­sinn sämt­liche Register ziehen und alle Effekte des Instru­mentes ausfahren.