Thomas Leibnitz
Der Kritiker hat immer recht
von Ilaria Heindrich
25. Juli 2023
Der Musikwissenschaftler Thomas Leibnitz dokumentiert in seinem Buch »Verrisse«, wie scharf Kritiker einst mit Werken verfuhren, die heute als sakrosankt gelten.
Die Musik Wagners als „langweilig“ zu bezeichnen oder Strauss« Opern mit „Kling Klang“ gleichzusetzen: Heute würde man solchen Aussagen wie einer Heiligenentweihung begegnen. Thomas Leibnitz, der Präsident der Internationalen Bruckner-Gesellschaft, geht dieses Risiko ein.
»Wagner ist ein großer Verderb für die Musik. Er hat in ihr das Mittel erraten, müde Nerven zu reizen – er hat die Musik damit krank gemacht. Seine Erfindungsgabe ist keine kleine in der Kunst, die Erschöpftesten wieder aufzustacheln, die Halbtoten ins Leben zu rufen. Er ist der Meister hypnotischer Griffe, er wirft die Stärksten noch wie Stiere um. Der Erfolg Wagners – sein Erfolg bei den Nerven und folglich bei den Frauen – hat die ganze ehrgeizige Musiker-Welt zu Jüngern seiner Geheimkunst gemacht.«
Friedrich Nietzsche über Richard Wagner, aus dem Buch Verrisse von Thomas Leibnitz
Leibnitz zeigt in seiner amüsanten Darstellung, wie kritisch und respektlos damals über Größen wie Giuseppe Verdi, Ludwig van Beethoven oder Richard Wagner berichtet wurde. Charmant öffnet er eine neue Perspektive, die dem Leser sicherlich ein Schmunzeln entlocken wird.