Wiener Festwochen laden Currentzis aus
von Axel Brüggemann
12. Februar 2024
Vor einer Woche hatten wir an dieser Stelle berichtet, dass die ukrainische Dirigentin Oksana Lyniv nicht im gleichen Kontext wie der russische Dirigent Teodor Currentzis bei den Wiener Festwochen auftreten will. Nun hat Intendant Milo Rau eine Entscheidung getroffen und Currentzis und dem SWR Orchester abgesagt.
„In den Gesprächen der letzten Tage hat sich herauskristallisiert, dass eine Präsentation beider Konzerte im Rahmen der Wiener Festwochen aktuell nicht machbar ist“, hieß es am Montag in einer Aussendung der Festwochen. Nun wird lediglich das Stankovych-Werk wie geplant am 2. Juni im Konzerthaus erklingen. „Wir respektieren Lynivs Wunsch, aktuell nicht in einen inhaltlichen Kontext mit Currentzis gestellt zu werden. Leider war dadurch unsere Entscheidung für die Absage des geplanten Konzerts unter dem Dirigat von Teodor Currentzis, den wir als Künstler sehr schätzen, alternativlos“, betonte Milo Rau.
Gegenüber CRESCENDO hatte Lyniv zuvor erklärt: „Ich kann es gegenüber den fast 150 Musikerinnen und Musikern, die aus dem Krieg in der Ukraine nach Wien reisen, nicht verantworten, in einem Kontext mit Teodor Currentzis gestellt zu werden und eventuell sogar an einem Whitewashing teilzunehmen. Currentzis Verbindungen nach Russland und sein Schweigen zum Angriffskrieg auf meine Heimat machen es derzeit unmöglich für mich, in einem Kontext mit ihm aufzutreten. Es war auch mit den Festwochen nicht abgesprochen, dass die Konzerte miteinander in Verbindung stehen. Ich hoffe sehr, dass wir in den nächsten Wochen eine gemeinsame Lösung mit den Wiener Festwochen finden.“
Gegenüber der italienischen Nachrichtenagentur ANSA erklärte Lyniv nun: „Ich habe seit Mai vergangenen Jahres an diesem Projekt gearbeitet, aber erst in den letzten Tagen wurde ich über die Anwesenheit von Teodor Currentzis informiert.“ Die Dirogentin begrüßte die Künstlerin die Entscheidung der Festwochen und kündigte überdies an, dass für die Wiener Aufführung des Requiems nun zusätzlich ein zeitgenössisches ukrainisches Stück von einem Schüler des Komponisten Yevhen Stankovich komponiert werden.
SWR-Programmdirektorin Anke Mai zeigte Verständnis, „dass sich Oksana Lyniv und die Mitglieder des Kyiv Symphony Orchestra ein öffentliches Bekenntnis von Teodor Currentzis gegen den russischen Angriffskrieg gewünscht hätten. Mit Rücksicht auf die Konsequenzen, die ein solches Bekenntnis für Currentzis in Russland mit sich brächte, haben wir dies aber nie von ihm verlangt.“ Man akzeptiere die Entscheidung der Wiener Festwochen und hoffe auf ein Wiedersehen in friedvolleren Zeiten.