Zubin Mehta
Happy Birthday, Maestro!
von Ruth Renée Reif
28. April 2021
Zubin Mehta gilt als Grandseigneur am Dirigentenpult. Und mit großem Engagement widmete er sich der Uraufführung zeitgenössischer Kompositionen. Am 29. April 2021 feiert er seinen 85. Geburtstag.
Auch wenn er die Rückschau scheut, kann Zubin Mehta auf eine glanzvolle Karriere und zahllose Erfolge zurückblicken. Nach Lehrjahren bei Hans Swarowsky in Wien, die er 1944 noch zur Zeit des Nationalsozialismus begann, stellte er 1956 während des Ungarischen Volksaufstands ein Studentenorchester zusammen und dirigierte es in einem Flüchtlingslager bei Wien. Zwei Jahre darauf gewann er den Dirigierwettbewerb in Liverpool, debütierte 1960 in den USA und wurde künstlerischer Direktor bei den Philharmonikern in Los Angeles. In der Folge stand er am Pult bei den Salzburger Festspielen, der Metropolitan Oper sowie der Mailänder Scala. 1968 begann seine Zusammenarbeit mit dem Israel Philharmonic Orchestra, zu dessen Musikdirektor auf Lebenszeit er ernannt wurde. 1978 übernahm er die Leitung der New Yorker Philharmoniker. Und von 1998 bis 2006 war er Generalmusikdirektor an der Bayerischen Staatsoper in München.
Überaus verdienstvoll ist Zubin Mehtas Einsatz für die Werke zeitgenössischer Komponisten. So dirigierte er am 24. Oktober 1970 zum 25. Bestehen der Vereinten Nationen in New York die Philharmoniker von Los Angeles bei der Uraufführung von Krzysztof Pendereckis Kosmogonia. Penderecki hatte für das Werk ein Libretto aus Texten von Sophokles, Ovid, Kopernikus, Leonardo da Vinci, Giordano Bruno sowie der ersten Kosmonauten Juri Gagarin und John Glenn zusammengestellt, die das Thema Erde und Himmel umkreisten. Das Jubiläumskonzert mit Joana Neal, Robert Nagy und Bernard Ładysz konnte man in aller Welt im Radio mithören. Am Tag darauf wurde es in der Carnegie Hall wiederholt.
Auch seine Debütsaison bei den New Yorker Philharmonikern 1978⁄79 eröffnete Zubin Mehta mit der Uraufführung von Samuel Barbers Orchesterwerk Third Essay. 1982 holte er Jacob Druckman als Composer in Residence ans Orchester. Und 1983 brachte er mit dem Tenor Paul Sperry das Orchesterwerk Canti del sole von Bernard Rands zur Uraufführung, wofür dieser mit dem Pulitzer Preis ausgezeichnet wurde. 1986 widmete Karel Husa sein Orchesterkonzert Zubin Mehta und den New Yorker Philharmonikern.
Das zweite Sitar-Konzert von Ravi Shankar brachte Zubin Mehta 1981 mit den New Yorker Philharmonikern zur Uraufführung. In Bombay als Sohn einer indischen Musikerfamilie geboren, konzentrierte sich Zubin Mehtas musikalische Ausbildung bei seinem Vater ausschließlich auf westliche klassische Musik. Erst später lernte er die klassische indische Musik kennen.
An der Bayerischen Staatsoper dirigierte Zubin Mehta die Uraufführung von Aribert Reimanns Oper Bernarda Albas Haus nach dem Schauspiel von Federico García Lorca. Den Strukturen des Stück, in dem es um Unterdrückung von Triebverlangen, Hass, Gewalt und Fühllosigkeit geht, gab Reimann Ausdruck, indem er seine Komposition auf nur wenige Motive begrenzte und diese immer wieder neu verknüpfte. Durch die Beschränkung auf vier präparierte Klaviere, vier Flöten, fünf Klarinetten, drei Trompeten, drei Posaunen, eine Tuba sowie 12 Celli schuf er zudem eine karge und harte Musiksprache.
„Zubin Mehta – The Complete Columbia Album Collection“ (94 CDs und 3 DVDs, 25. Oktober 2019, Sony)
Hier bestellen
„Zubin Mehta – Retrospective“ (7 DVDs, 28. Mai 2021, Euro Arts)
Hier bestellen
Die Staatskapelle Berlin und Daniel Barenboim würdigen ihren Ehrendirigenten Zubin Mehta zum 85. Geburtstag am 29. April 2021 mit einem Festkonzert. Mehr dazu unter: FOYER.de