Netrebko & Eyvazov

Fest der Leiden­schaften

von Ruth Renée Reif

26. Mai 2020

Open-Air-Spektakel! Anna Netrebko und Yusif Eyvazov in den Titelpartien von Verdis „Il Trovatore“ in der Arena di Verona. Eine Inszenierung des großen Altmeisters der Opernregie Franco Zeffirelli.

Franco Zeffi­relli galt als Meister der Träume. Seine Opern­in­sze­nie­rungen bestechen noch heute in ihrer Opulenz und Bild­kraft. 2001 setzte er in der Arena di Giuseppe Verdis Il Trova­tore in Szene. In heraus­ra­gender Beset­zung wurde die Insze­nie­rung 2019 gefilmt und liegt nun als DVD und Blu-ray Disc vor.

Die Aufnahme fängt die Auffüh­rung in all ihren Facetten ein. Sie führt den Betrachter ganz nah an die intimen Szenen heran und zeigt alle Regungen und Gesten. In der Totale fängt sie das kolos­sale, sich wandelnde Bühnen­bild, das von der grauen Festung zum golden strah­lenden Altar wird, sowie die wogende Farben­pracht der großen Tanz- und Chor­szenen ein.


und als tragi­sches Liebes­paar in der Il-Trova­tore-Insze­nie­rung des 2019 verstor­benen Regis­seurs

Il Trova­tore ist Verdis meist­ge­spielte Oper, ein Phänomen, das ange­sichts des Librettos mitunter rätsel­haft erscheint. Doch Verdi fühlte sich gerade vom Außer­ge­wöhn­li­chen des Librettos ange­zogen. Er ermun­terte Salva­tore Camma­rano sogar: „je unge­wöhn­li­cher und bizarrer, desto besser.“ Was er mit seiner Oper schuf, ist ein Fest der Leiden­schaften, des Gesangs und der Musik. Alle großen Gefühle, Liebe, Eifer­sucht, Hass und Rache, kommen mit höchster Gesangs­kunst zum Ausdruck. Ein einma­liger Melo­dien­reichtum und eine aufwüh­lende Musik treiben das Geschehen voran bis zum tragi­schen Ende.

Franco Zeffirellis beeindruckendes Bühnenbild für seine Il-Trovatore-Inszenierung in der Arena di Verona 2001
Franco Zeffi­rellis impo­santes Bühnen­bild: Die graue Festung öffnet sich zum goldenen Altar

Anna Netrebko gab mit der Partie der Leonora ihr Debüt in der Arena. Ihren Auftritt beginnt sie mit dem Rücken zum Publikum. Erst nach den ersten Tönen wendet sie sich um und lässt ihren herr­lich funkelnden, dunkel getönten Sopran verströmen. Ihr zur Seite als Manrico steht Yusif Eyvazov. Graf Luna ist , und die Partie der Azucena mit all ihren Abgründen verkör­pert Dolora Zajick. Die Rolle des Fernando hat der junge Bass Riccardo Fassi über­nommen. Musi­ka­lisch leitet die Auffüh­rung Pier Giorgio Morandi.

Beigefügt ist ein ausführ­li­ches Booklet mit Beset­zungs­liste, Inhalts­zu­sam­men­fas­sung sowie einem Bericht über die Oper und Zeffi­rellis Insze­nie­rung.