Beethoven-Haus Bonn

Eine emotio­nale Begeg­nung mit Beet­hoven

von Ruth Renée Reif

16. Dezember 2019

Das Museum im Geburtshaus Ludwig van Beethovens in Bonn ist wieder geöffnet. Die Dauerausstellung wurde überarbeitet und neu gestaltet.

Das Museum im Geburts­haus Ludwig van Beet­ho­vens in ist wieder geöffnet. Die Dauer­aus­stel­lung wurde über­ar­beitet und neu gestaltet. Zudem erhielt das Museum einige zusätz­liche Räume, darunter eine so genannte Schatz­kammer, ein Musik­zimmer und einen Bereich für Sonder­aus­stel­lungen.

Ein Blick in die neue Dauer­aus­stel­lung des Beet­hoven-Hauses
(Foto: © , Foto: David Ertl)

Die Dauer­aus­stel­lung vermit­telt Einblicke in das Leben und Arbeiten Beet­ho­vens. Ermög­licht werden solle nach den Vorstel­lungen von Malte Boecker, dem Direktor des Beet­hoven-Hauses, eine erleb­nis­ori­en­tierte und emotio­nale Begeg­nung mit Beet­hoven. So erfolgt die Glie­de­rung nicht mehr chro­no­lo­gisch, sondern nach Themen­kreisen wie Beet­hoven und sein Freundes- und Förde­rer­kreis, Beet­hoven und sein Alltag und Beet­hoven als Künstler und Mensch mit körper­li­chen Einschrän­kungen. „Nicht nur als histo­ri­sche Persön­lich­keit“ solle Beet­hoven erlebt werden, erläu­tert Nicole Kämpken, die Leiterin des Museums.

Ein Dioroma zeigt Bonn aus der Sicht Beet­ho­vens.
(Foto: © Beet­hoven-Haus Bonn, Foto: David Ertl)

Die Muse­ums­fläche erstreckt sich über drei zusätz­liche Sonder­räume, die im Hinter­haus über­ein­ander liegen. Dieses war das eigent­liche Wohn­haus der Familie Beet­hoven. Ein Diorama im Erdge­schoss lässt in einer künst­le­ri­schen Umset­zung Beet­ho­vens Bonn lebendig werden, und im Klang­zimmer darüber vermit­teln fünf Früh­werke die musi­ka­li­sche Einzig­ar­tig­keit Beet­ho­vens.

Das Beet­hoven-Haus: Im Dach­ge­schoss dieses Hauses kam
Beet­hoven 1770 zur Welt.

(Foto: © Beet­hoven-Haus Bonn, Foto: David Ertl)

Das bisher als Geburts­zimmer bezeich­nete Eltern­schlaf­zimmer der Beet­ho­vens im Dach­ge­schoss ist insze­niert als „Ort der sinn­li­chen Annä­he­rung an das Phänomen Beet­hoven“, wie die Archi­tektin Barbara Holzer die Idee beschreibt. Hier begann der große Kompo­nist sein Leben, und hier begann auch die Tragödie seines Lebens. Denn hier wuchs er auf mit einer jähzor­nigen und depres­siven Mutter, die früh­zeitig an Schwind­sucht starb, und einem alko­hol­kranken, gewalt­tä­tigen Vater.

Raum für Konzerte auf histo­ri­schen Tasten­in­stru­menten:
das neue Musik­zimmer

(Foto: © Beet­hoven-Haus Bonn, Foto: David Ertl)

Das neue Musik­zimmer bietet Raum für Konzerte auf den histo­ri­schen Tasten­in­stru­menten sowie Film­vor­füh­rungen und Vorträge. In der „Schatz­kammer“ darunter werden in turnus­mä­ßigem Wechsel Origi­nal­ma­nu­skripte Beet­ho­vens gezeigt. Zudem wurde ein Semi­nar­raum für die Vermitt­lungs­an­ge­bote des Beet­hoven-Hauses einge­richtet. Über Tablets erhalten Besu­che­rInnen Zugang zum Digi­talen Archiv des Hauses. Im Bereich für Sonder­aus­stel­lungen gibt es im Jubi­lä­ums­jahr vier thema­ti­sche Wech­sel­aus­stel­lungen zu sehen. „In bester Gesell­schaft – Joseph Stie­lers Beet­hoven-Porträt und seine Geschichte“ eröffnet die Reihe.

Für Malte Boecker „die Mona Lisa des Hauses“: das Beet­hoven-Gemälde von Joseph Karl Stieler
(Foto: © Beet­hoven-Haus Bonn, Foto: David Ertl)

Das Gemälde von Joseph Karl Stieler, das für Malte Boecker „die Mona Lisa des Hauses“ darstellt, ist nicht nur das bekann­teste Porträt Beet­ho­vens. Es hat auch eine Geschichte. Das Bild zeigt Beet­hoven in einer idea­li­sierten Darstel­lung mit dem Manu­skript der Missa Solemnis in der Hand. Stieler war Porträt­maler, ab 1820 sogar Hofmaler des baye­ri­schen Königs und bildete zahl­reiche Persön­lich­keiten auf diese Weise ab, darunter etwa Goethe und Richard Wagner.

Antonie von Bren­tano, die Auftrag­ge­berin von Joseph Karl Stie­lers Beet­hoven-Gemälde,
eben­falls von Stieler porträ­tiert

Beet­ho­vens Porträt schuf Stieler 1820 im Auftrag von Antonie Bren­tano. Diese war die Schwä­gerin von Bettina von Arnim, über die Beet­hoven sie auch kennen­lernte. Beet­hoven und Bren­tano verband eine tiefe Bezie­hung. Bren­tano schreibt in ihrem Tage­buch von einer „Wahl­ver­wandt­schaft“. Es gibt sogar Vermu­tungen, sie könnte jene „Unsterb­liche Geliebte“ sein, an die Beet­hoven den Brief rich­tete, der nach seinem Tod bei ihm in einer Schub­lade gefunden wurde.

Der Porträt­maler Joseph Karl Stieler, foto­gra­fiert von Franz Hanf­staengl

Die Bezie­hung zu Bren­tano war aller­dings zum Zeit­punkt des Porträts bereits beendet. So ranken sich viele Fragen um das Bild. Die Sonder­aus­stel­lung beleuchtet anhand von Origi­nal­ge­mälden und Archi­va­lien die Entste­hungs­ge­schichte des Porträts sowie seine facet­ten­reiche Wirkungs­ge­schichte. Wie kein anderes Beet­hoven-Bild inspi­rierte Stie­lers Porträt Künstler welt­weit.
Weitere Infor­ma­tionen: www​.beet​hoven​.de