News | 20.03.2022

Beklem­mend aktuell: Verdis „Les Vêpres Sici­li­ennes“

von Redaktion Nachrichten

20. März 2022

Die Neuproduktion von Verdis "Les Vêpres Siciliennes" an der Deutschen Oper Berlin verlegt die Handlung in die Zeit des Algerienkrieges des 20. Jahrhunderts und wird von Enrique Mazzola dirigiert. Die Premiere erhielt viel Beifall, aber auch Kritik für die Regie von Olivier Py.

Auf einem Reiter­stand­bild der verhassten fran­zö­si­schen Eroberer prangt in großen Lettern das Wort „Liberté“. In der Neupro­duk­tion von Giuseppe Verdis Oper „Les Vêpres Sici­li­ennes“ an der Deut­schen Oper verlegt Regis­seur Olivier Py die Hand­lung des Frei­heits­dramas aus dem mittel­al­ter­li­chen Sizi­lien in die Zeit des Alge­ri­en­kriegs im 20. Jahr­hun­dert. Unter Leitung des Ersten Gast­di­ri­genten Enrique Mazzola wird die fran­zö­si­sche Urfas­sung der Oper von 1855 aufge­führt, die lange im Schatten der italie­ni­schen Adap­tion gestanden hatte. Nach der Première am Sonntag gab es viel Beifall mit Bravo-Rufen und verein­zelten Buhs für die Regie.

"Les Vêpres Siciliennes"

„Les Vêpres Sici­li­ennes“

Der junge Wider­stands­kämp­fers Henri () gerät in einen Konflikt zwischen Vater­land­s­treue, Liebe und Fami­li­en­banden. Seine Ange­be­tete Hélène (Hulkar Sabi­rova) will die Ermor­dung ihres Bruders durch die Fran­zosen rächen. Sie verbündet sich dazu mit dem Rebel­len­an­führer Jean de Procida, gesungen von dem heraus­ra­genden Bass Roberto Taglia­vini. Doch ausge­rechnet der tyran­ni­sche Vize­könig Guy de Mont­fort, stimm­ge­waltig verkör­pert von dem Bariton Thomas Lehman, offen­bart Henri, dass er sein Vater sei. Henri schützt daraufhin Mont­fort und verrät seine Mitstreiter. Nach drama­ti­schen Wirren werden die Aufstän­di­schen begna­digt. Mit dem Segen seines Vaters darf Henri Hélène heiraten, doch das Läuten der Hoch­zeits­glo­cken löst eine Kata­strophe aus.

Py und der Bühnen­bildner Pierre-André Weitz lassen die Hand­lung vor Schwarz-Weiß-Fotos einer Stadt, vermut­lich Algier, und in einem histo­ri­schen Theater spielen. Die Oper beginnt mit einer Hinrich­tungs­szene und endet in einem grau­samen Massaker der Unter­drückten an den Besat­zern. Nicht zuletzt ange­sichts des Krieges in der erscheinen „Les Vêpres Sici­li­ennes“ derzeit beklem­mend aktuell.

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