CHORA im Museum Ägyptischer Kunst München 25.-30.10.24
Immersiver Möglichkeitsraum
von Antoinette Schmelter-Kaiser
25. Oktober 2024
Als Auftakt ihrer Spielzeit 2024/25 zeigt die Bayerische Theaterakademie August Everding in Kooperation mit dem Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst „CHORA“: eine MusikTheaterInstallation zwischen Diesseits und Jenseits.
„Aida“ oder „Giulio Cesare in Egitto“: Eine Aufführung dieser Opern im Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst wäre denkbar gewesen, weil sie beide in Ägypten spielen. Aber diese Kombination schien zum einen zu naheliegend. Zum anderer verfügt die Bayerische Theaterakademie August Everding nicht über ein ausreichend großes Orchester für eine adäquate Inszenierung. Für den Auftakt ihrer Spielzeit 2024⁄25, der erstmals in Kooperation mit dem Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst in München entstand, fiel die Wahl deshalb auf die Produktion „CHORA“: eine immersive MusikTheaterInstallation zwischen Diesseits und Jenseits, die Ergebnis eines interdisziplinären Suchprozesses ist. „Das Projekt hat sich immer weiterentwickelt und war aufgrund der Zusammenarbeit der Studiengänge Musiktheater/Operngesang, Schauspiel und Maskenbild – Theater und Film nicht planbar“, so das Dramaturgie-Team Antonia Grahmann und Jurij Kowol bei der Werkeinführung.
Resultat der gemeinsamen Recherche rund um Fragen der Ewigkeit und des Weiterlebens, die vor einem Jahr begann, ist ein Möglichkeitsraum. Und das im doppelten Sinne. Denn mit „CHORA“ wird 80 Minuten lang eine hohe, rechteckige Halle bespielt, die dem Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst normalerweise für Sonderausstellungen dient. Zwischen minimalistischen, massiven Wänden aus Muschelkalk bietet sie reichlich Raum für schlaglichtartige Szenen, die surrealen Traumsequenzen ähneln. Ein junger Opernsänger verkörpert einen Künstler, der sich durch ihre Werke unsterblich machen will, zwei Sängerinnen verkörpern eine Forscherin und eine Mutter, die das durch ihre wissenschaftlichen Errungenschaften bzw. durch ihr Kind versuchen. Alle drei tun das nicht auf einer Bühne, sondern wechseln inmitten des Publikums immer wieder ihre Standorte. Das gilt ebenfalls für über ein Dutzend weiterer Protagonisten, die sprechend, singend und tanzend in Bewegung bleiben. Selbst das Ensemble der/gelbe/klang intoniert Musik von Claudio Monteverdi über Arnold Schönberg und Alban Berg bis zu neu komponierten Passagen des Komponisten Johannes X. Schachtner nicht statisch am Rand des Raums, sondern an mehreren Orten.
Wie in einem Kaleidoskop folgen unkonventionelle Bilder und heterogene Klangfragmente von Barock bis Moderne aufeinander, in die die Zuschauer mit allen Sinnen eintauchen. Sie können „CHORA“ wie eine Ausstellung betrachten und individuell entscheiden wie, wann und wem sie ihre Aufmerksamkeit widmen. Denn statt einer linearen Erzählung gibt es miteinander verschränkte, dezentral spielende Parallelhandlungen. Einzige Konstante der Aufführung ist ein Toter, dessen Leichnam auf einer Bahre liegend von mehreren jungen Frauen mit feinen Pinselstrichen bemalt wird. Statt Verstehen ist Staunen über eine Versuchsanordnung und die Experimentierfreude eines jungen Ensembles angesagt, in dem vor allem drei SolistInnen mit sicheren, starken Stimmen brillieren.
Weitere Termine am 25., 26., 27., 28.und 30.10.24. Infos und Karten unter www.theaterakademie.de