
News | 23.03.2022
Dirigent Jurowski gegen Krieg und Kulturboykott
23. März 2022
Der russische Dirigent Vladimir Jurowski fordert das Ende des russischen Angriffs auf die Ukraine und lehnt einen pauschalen Boykott russischer und belarussischer Künstler ab. Sein Offener Brief wurde von fast 400 Unterzeichnern unterstützt, darunter Sir Simon Rattle und Nicola Benedetti.
Der russische Dirigent Vladimir Jurowski hat die sofortige Beendigung des Krieges Russlands gegen die Ukraine gefordert. Gleichzeitig sprach er sich gegen einen pauschalen Boykott russischer und belarussischer Künstler aus. „Der skrupellose Krieg, den Putins totalitäres Régime gegen die souveräne Ukraine entfesselt hat und im Zuge dessen russische Panzer und Raketen auf unschuldige Zivilisten zielen, lässt sich in keiner Weise rechtfertigen“, schrieb Jurowski in einem Offenen Brief, wie die Bayerische Staatsoper am Mittwoch mitteilte.

Vladimir Jurowski
Der Aufruf des Münchner Generalmusikdirektors wurde bereits am Dienstag auf der Petitionsplattform change.org veröffentlicht. Bis Mittwochnachmittag haben sich fast 400 Unterzeichner angeschlossen, darunter der Dirigent Sir Simon Rattle, die Sopranistin und Dirigentin Barbara Hannigan, die Violinistin Nicola Benedetti sowie der Cellist und Festival-Intendant Jan Vogler.
Sie befürworteten vorbehaltlos die Sanktionen und den diplomatischen Druck gegen das Putin-Régime und seine Handlanger, hieß es weiter. „Das Bombardieren und Angreifen von zivilen Objekten wie Krankenhäusern, Schulen, Theatern, Universitäten, Bibliotheken oder Kirchen sind Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die ausnahmslos und unmissverständlich verurteilt werden müssen.“
Nicht alle Russen und Belarussen, schon gar nicht alle Kulturschaffenden, unterstützen diese Invasion, erklärte Jurowski. Gleichwohl sei nicht jeder im Stande klar auszusagen, weil solche Äußerungen unter Umständen der Person selbst oder ihren Angehörigen, Freunden und Arbeitskollegen Schaden zufügen könnten. „Viele fühlen sich derzeit wie Geiseln in ihrem eigenen Land.“ Schon vor seinem Einmarsch in die Ukraine habe der russische Präsident sein eigenes Land überfallen, jede Opposition zum Schweigen gebracht und die Bevölkerung einer ideologisch gesteuerten Gehirnwäsche unterzogen.
Deshalb sei es ungerecht, Kulturschaffende ohne direkte Beweise für ihr Mitwirken pauschal zu verurteilen und nur aufgrund ihrer Nationalität von einer Veranstaltung auszuschließen. „Solche Maßnahmen sind nicht nur einer Gesellschaft unwürdig, die sich um die Beseitigung aller Formen von Diskriminierung bemüht, sondern dienen auch dazu, Putins gefährliche Propagandanarrative zu nähren“, betonte der Dirigent.
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