Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Sanskrit, Astrologie und Jesus
von Ruth Renée Reif
14. Mai 2021
Das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin zeigt #planet_rotation, die neue Klangperformance der Reihe TIKESTRA mit Mitgliedern des STEGREIF.orchesters und der jungen norddeutschen philharmonie.
#planet_rotation ist die Klangperformance der Reihe TIKESTRA des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin überschrieben. Was sich dahinter verbirgt, ist eine Auseinandersetzung mit dem Werk Gustav Holsts, der mit seinem Schaffen großen Einfluss auf Benjamin Britten und Michael Tippett ausübte. Holst, der 1874 unter dem Namen Gustavus Theodore von Holst in Cheltenham zur Welt kam, entstammte einer Musikerfamilie. Da ein Nervenleiden des rechten Arms die von ihm angestrebte Pianistenlaufbahn verhinderte, studierte er am Royal College of Music Komposition. Um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, spielte er Posaune, gab Musikunterricht und widmete sich dem Dirigieren.
1897 dirigierte er im Haus des Malers, Dichters und Mitbegründers der sozialistischen Bewegung Großbritanniens William Morris den Hammersmith Socialist Choir. Die Beziehung zu Morris hatte große Bedeutung für Holst. Er konnte sich zwar für dessen romantische Mittelalterbegeisterung und den Glanz, den seine Berühmtheit ihm verlieh, nicht begeistern. Aber Morris« Vorstellungen von den Beziehungen zwischen den Künsten und der Gesellschaft, regten ihn an. So schloss er sich dem Hammersmith Socialist Club an und besuchte die Vorlesungen von George Bernard Shaw im Kelmscott House. Auch lernte er bei Morris seine spätere Frau Isobel Harrison kennen und wurde zum Sanskrit-Studium angeregt. Sita und Savitri, seine beiden Opern,gingen aus der Beschäftigung mit Sanskrit hervor und basierten auf indischen Heldenepen.
Prophetische Rhythmen
Holst trat immer bescheiden und scheu auf. Der Erfolg seiner Komposition The Planets, die er 1914 begann und an der er zwei Jahre arbeitete, beunruhigte ihn. Inspiriert zu dem Werk hatte ihn seine Beschäftigung mit Astrologie. So gab er den einzelnen Planeten durch die Wahl bestimmter Rhythmen, Intervalle und Akkordfolgen jeweils einen eigenen Charakter. Die hämmernden Rhythmen im Mars verliehen dem Werk allerdings auch etwas Prophetisches.
1923 stürzte Holst beim Dirigieren vom Pult, fiel auf den Hinterkopf und musste zur Genesung ein Jahr aufs Land ziehen. Seine weiteren Kompositionen wurden unpopulär. Für die Choral Symphony 1923⁄24 konnte sich auch sein Freund Ralph Vaughan Williams nicht begeistern. Apokryphe Texte inspirierten ihn zu The Hymn of Jesus, in der er Elemente der Gregorianik und des rituellen Tanzes verarbeitete. Und in Ode to Death gab er der Sinnlosigkeit des Krieges Ausdruck. Das STEGREIF.orchester versteht sich als improvisierendes Sinfonieorchester, das ohne Noten und ohne Dirigenten spielt. Geleitet wird die Performance von Jonathan Bloxham.
Weitere Informationen über das Konzert und den Livestream aus dem Großen Sendesaal des Haus des Rundfunks Berlin unter: www.dso-berlin.de