John Neumeier
Ausdrucksstark
von Antoinette Schmelter-Kaiser
6. Oktober 2021
Virtuos! John Neumeier hat seine Choreografie von William Shakespeares Drama „Ein Sommernachtstraum“ neu in Szene gesetzt, um einen Ballettfilm zu schaffen.
Vor 44 Jahren schuf John Neumeier für das Hamburg Ballett Ein Sommernachtstraum nach William Shakespeare. Seither wurde sein Werk 300-mal aufgeführt und in die Repertoires vieler anderer Compagnien übernommen. Als in der Covid-19 Pandemie sechs Monate keine Live-Vorstellungen möglich waren, hat der Choreograf seinen Sommernachtstraum für eine DVD neu in Szene gesetzt. Dabei wollte er keine „filmische Dokumentation eines Balletts“, sondern einen „regelrechten Ballettfilm“.
Drei Drehtage lang nahmen mehrere synchronisierte Kameras das zweistündige Stück aus verschiedensten Perspektiven in Sequenzen auf, die zusammengeschnitten wurden. Mal in Nahaufnahmen, mal als Totale bringen sie den Zuschauer mit auf die Bühne, wo Neumeier ein klassisch-konventionell anmutendes Handlungsballett rund um die Hochzeit von Hippolyta und Theseus mit den modern-mystisch inszenierten Traumsphären von Titania und Oberon und komödiantischen Einlagen der Handwerker verschränkt, die das Drama Pyramus und Thisbe aufführen.
Musikalisch lassen sich die drei Erzählstränge mit Kompositionen von Felix Mendelssohn Bartholdy, György Ligeti und Drehorgelklängen klar unterscheiden, optisch überlappen sie sich als Ausdruck von Parallelwelten ebenso effektvoll wie einfallsreich. In allen brillieren ausdrucksstarke, technisch virtuose Tänzer; Anna Laudere, Edvin Revazov und Alexandr Trusch überzeugen in Doppelrollen.