Karl Alfred Schreiner

Der Traum von einer anderen Welt

von Ruth Renée Reif

28. Oktober 2020

Karl Alfred Schreiner thematisiert in seiner Choreografie „Undine – ein Traumballett“ für das Münchner Gärtnerplatztheater den Wunsch, anders zu sein und doch dazuzugehören.

Die Sehn­sucht nach dem Uner­reich­baren sieht der Choreo­graf in der Figur der Seejung­frau Undine verkör­pert. Der Ursprung dieser Figur reicht weit zurück. 1811 erschien eine Erzäh­lung von Fried­rich de la Motte Fouqué mit dem Titel Undine, der ein enormer Erfolg beschieden war. Sie wurde in alle Welt­spra­chen über­setzt und in zahl­losen Auflagen verbreitet. Im Nach­wort nennt Fouqué seine Quelle.

Chreografiert Undine: Karl Alfred Schreiner
Verbindet den Undine-Stoff mit Themen wie der Verknüp­fung seeli­scher Sehn­sucht mit eroti­schem Begehren: Der Choreo­graf Karl Alfred Schreiner
(Foto: © Robert Brem­beck)

Im Werk von Para­celsus über die Elemen­tar­geister, die mit mensch­li­chen Eigen­schaften ausge­stattet seien, denen aber die Seele fehle, sei er auf die Schil­de­rung gestoßen, dass ein Wasser­geist in den Besitz einer mensch­li­chen Seele kommen könne, wenn er einen Menschen heirate. Er verliere sie jedoch wieder, wenn sein Gemahl ihn über Wasser belei­dige.

Eine Seele und irdi­sches Leid

Als Beweis führt Para­celsus eine Historie von der Nymphe im Stauf­fen­berg an. Diese Motiv­kon­stel­la­tion über­nahm Fouqué für seine Erzäh­lung über die Liebe des schönen Meer­fräu­leins Undine zu dem Ritter Huld­brand von Ring­stetten. Undine wandelt sich vom naiv-unschul­digen Natur­ge­schöpf zum schuld­haft-leidenden Menschen. Der Preis für die Seele ist das irdi­sche Leid.

Undine-Kostümentwurf von Caroline Czaloun-Moore
Kostüm­ent­würfe für Undine von Caro­line Czaloun-Moore
(Titel­foto des Beitrags und Foto: © Caro­line Czaloun-Moore)

Schreiner greift die Figur, von der sich bereits viele Dichter, Kompo­nisten und auch Choreo­grafen inspi­rieren ließen, erneut auf. Seine Ausein­an­der­set­zung mit dem Stoff verbindet er mit Themen wie dem Wunsch, anders zu sein und doch dazu­zu­ge­hören, der Verknüp­fung seeli­scher Sehn­sucht mit eroti­schem Begehren und dem Traum von einer anderen Welt. Am Pult steht Michael Brand­stätter. Die Kostüme entwarf Caro­line Czaloun-Moore. Première ist am 12. November 2020. Weitere Auffüh­rungen gibt es am 14., 19. 20. und 27. November 2020.

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Weitere Informationen unter: www.gaertnerplatztheater.de