KlassikWoche 42/2020

Wo ist das Geld? Was treibt René Kollo? Und darf Gergiev bleiben?

von Axel Brüggemann

12. Oktober 2020

Die Finanzlage der Theater, das Liebes-Trio von René Kollo und die Forderung, Valery Gergiev die EU-Einreise zu verbieten.

Will­kommen in der neuen Klas­sik­Woche,

Was ist, wenn Theater in durch Corona nicht weniger, sondern mehr Geld hätten? Und was, wenn sie dieses weit­ge­hend nach persön­li­cher Gefühls­lage verteilen? Ich habe die ganze Woche lang recher­chiert, und deshalb ist dieser News­letter auch etwas komplexer geraten. Ich hoffe, dass er für neue Perspek­tiven und Diskus­sionen sorgt. Und keine Angst: Klatsch und Tratsch gibt es natür­lich auch! Zum Beispiel über die ménage à trois bei .  

FRAGENDE KÜNSTLER – SUCHE NACH ANTWORTEN

Kunstwerk von Joseph Beuys: "Kunst = Kapital"

Nachdem die Oper zur Oper des Jahres gewählt wurde, haben mich mehrere Künstler kontak­tiert und gefragt, wie es sein könnte, dass dieses Haus zwar künst­le­risch hervor­ra­gend sei, in Corona-Zeiten aller­dings mora­lisch versage. Einige Sänge­rinnen und Sänger haben beklagt, dass Frank­furt – anders als die meisten anderen Opern­häuser in Deutsch­land – Sänger, deren Auftritte aufgrund von Corona abge­sagt werden mussten, im Regen stehen lässt. Für Solo­selbst­stän­dige beson­ders ärger­lich, da auch die staat­liche Hilfe nicht greift (gerade haben die Grünen ein Alter­nativ-Programm vorge­stellt). Künstler, mit denen keine Ersatz-Auffüh­rungen gefunden werden konnten (oder wollten), bekamen in Frank­furt 0% (NULL PROZENT!) Kompen­sa­tion. Zugleich erklärte Inten­dant Bernd Loebe in mehreren Stel­lung­nahmen, freie Künstler hätten zwar mehr Frei­heiten, müssten aber auch mehr Risiko tragen. Ich habe diese Woche ein wenig herum­ge­fragt.

Und da das Thema etwas komplexer ist, habe ich es in mehrere Recherche-Erkennt­nisse aufge­teilt. Eine Grund­frage ist: Haben Theater durch die Corona-Krise eigent­lich weniger Geld zur Verfü­gung oder mehr? Und wie gehen sie mit ihren Geldern um? Da viele Künstler vom Vorbild-Charakter des Thea­ters in Sachen Kompen­sa­tion geschwärmt haben, war es mein erster Ansprech­partner. 

MEHR GELD DURCH CORONA? – BEISPIEL BREMEN

Haben die Theater und Opernhäuser in Deutschland durch Corona mehr Geld?

Ich wollte vom Geschäfts­führer des Thea­ters Bremen, Michael Helm­bold, wissen, ob ich mit meiner Milch­mäd­chen­rech­nung und dem Gedanken, dass subven­tio­nierte Theater durch Corona über mehr Geld verfügen könnten, voll­kommen falsch liege: Orchester, Ensemble und Admi­nis­tra­tion sind in Bremen zum großen Teil in Kurz­ar­beit geschickt worden. Die Gagen des Thea­ters Bremen wurden also vom Staat über­nommen. Gleich­zeitig gab es (da Inten­dant Michael Börger­ding den Spiel­be­trieb weit­ge­hend einge­stellt hat) natür­lich auch keine Erlöse durch Ticket­ein­nahmen. Trotzdem wurden die staat­lich zuge­si­cherten Subven­tionen weiter über­wiesen. Verfügt ein subven­tio­niertes Theater, das gar nicht spielt, am Ende etwa über mehr Geld als ein Theater, das regulär spielt und neben den festen Gagen auch freie Künstler und andere Auffüh­rungs­kosten zahlen muss? Wieso habe ich nie über eine solche Rech­nung gelesen? Zu meiner Über­ra­schung hat Bremens Geschäfts­führer meine Über­le­gungen nicht korri­giert, sondern mit folgenden Worten bestä­tigt: „Einer­seits hatten wir deut­liche Einnah­me­aus­fälle, ande­rer­seits wurden die Perso­nal­kosten durch das Kurz­ar­bei­ter­geld redu­ziert bei weiter laufenden Zuwen­dungen – das eröff­nete uns Hand­lungs­op­tionen.“ 

Außerdem wollte ich von Herrn Helm­bold wissen, wie es Bremen gelungen ist, seine Gäste fair auszu­zahlen. Hier seine Antwort: „Wir haben mit Unter­stüt­zung des Kultur­res­sorts die Entschei­dung getroffen, alle verbind­lich verab­re­deten Proben und Vorstel­lungen komplett bzw. anteilig auszu­zahlen, aufgrund der prekären Situa­tion vor allem von Solo­künst­lern, die von einem auf den anderen Tag ohne Enga­ge­ments dastanden. Dies schien uns ein Gebot der Fair­ness und sozial ange­messen, aber auch eine Frage der Vertrags­treue, da der Ausfall ja nicht seitens der Künstler zu vertreten war. Dabei haben wir uns orien­tiert an dem zwischen Bühnen­verein und den Künst­ler­ge­werk­schaften geschlos­senen Tarif­ver­trag Covid für NV Bühne, der das Mittel der Kurz­ar­beit für Gäste vorsieht. (…)“ Die große Frage war jetzt: Warum ist das an anderen Häusern nicht möglich?

GUTS­HER­RENART? – DAS BEISPIEL FRANK­FURT

Nicht alle Häuser haben so üppig kompen­siert wie Bremen – aber fast alle haben inzwi­schen Eini­gungen erzielt. Die Berliner Häuser stellten gemeinsam einen Kompen­sa­tions-Katalog vor, in musste Inten­dant Niko­laus Bachler zunächst einmal den Gegen­wind aus der Politik bekämpfen, bevor auch er – als einer der letzten – immerhin mit einer 25-Prozent-Rege­lung um die Ecke kam. Tatsäch­lich war es in einigen Ländern nicht klar, ob die Häuser frei über die Subven­tions-Gelder verfügen dürfen. Das war in aller­dings nicht das Problem. Inten­dant Bernd Loebe beschloss mit einigen Künst­lern Ersatz-Termine, aber wenn die nicht gefunden wurden (oder gefunden werden sollten), igno­rierte Frank­furt Kompen­sa­tionen und bot auch keine Auflö­sungs­ver­träge an. Auch Bernd Loebe habe ich ange­schrieben und wollte wissen: 1.) Warum gibt es – auch in Fällen, bei denen es keine Eini­gung auf Ersatz-Auftritte gibt – an der so gut wie keine Ausfall­zah­lungen? 2.) Erwarten Sie von Künst­lern, mit denen es keine Eini­gung auf Ersatz-Auftritte gibt, auf 100 Prozent der verein­barten Gage zu verzichten? 3.) Warum hat die Oper Frank­furt keine trans­pa­rente Lösung für die Kompen­sa­tionen gestri­chener Auffüh­rungen geschaffen, sondern regelt die Dinge eher nach Guts­her­renart? 4.) Versteht Herr Loebe, dass seine öffent­li­chen Äuße­rungen zu Kompen­sa­ti­ons­zah­lungen und zur Corona-Krise unter Künst­lern zum Teil für Irri­ta­tionen sorgen? Außerdem habe ich auch die Oper Frank­furt gebeten, Stel­lung zur Gewinn-Verlust-Rech­nung in Corona-Zeiten zu beziehen. Zwei Tage später ließ mir die Pres­se­ab­tei­lung der Oper die (Achtung!) „Gedanken des Herrn Loebe zu Ihren Fragen“ zukommen. Hier Auszüge (die gesamten „Gedanken des Herrn Loebe“ am Ende des News­let­ters als Fußnote):

Die Zahl von Gast­künst­lern, für die wir kein Ersatz­an­gebot schaffen konnten (…), ist sehr klein. In den Gast­ver­trägen ist das Vorgehen im Fall von höherer Gewalt klar gere­gelt und die Konse­quenzen bei Vertrags­schluss per Unter­schrift akzep­tiert. Das Risiko im Falle höherer Gewalt liegt keines­falls voll­ständig auf Seiten des Gast­künst­lers. Das Theater trägt in diesem Falle verschie­dene andere Risiken, wenn eine Produk­tion nicht statt­finden kann. (…) Die Oper Frank­furt wird keines­wegs – wie Sie es formu­lieren – in „Guts­herren-Art“ geführt, sondern sie vergleicht täglich verschie­dene Inter­essen und versucht, diese zusam­men­zu­führen. (…) Die Krise ist leider noch lange nicht ausge­standen und im Moment ist völlig unklar, welche Auswir­kungen sie auf die Kultur­in­sti­tu­tionen haben wird. (…) Wenn wir also für das Über­leben der Oper Frank­furt kämpfen, tun wir dies nicht zuletzt auch im Inter­esse der freien Künstler, die sich zwar nicht fest an eine Insti­tu­tion binden wollen, aber auf deren Exis­tenz ange­wiesen sind. Bernd Loebe, Inten­dant der Oper Frank­furt“. Man könnte auch sagen: Der Frank­furter Inten­dant denkt gar nicht daran, Ausfälle zu kompen­sieren, über die Finanz­lage seines Hauses in Zeiten von Corona schweigt er sich aus – seine Argu­men­ta­tion: Er müsse das große Ganze über die Inter­essen des Einzelnen stellen. 

FEISTER FREI­STAAT ODER DREISTES DRESDEN?

Während der Recherche haben mich auch Anrufe von Künst­le­rinnen und Künst­lern erreicht, die Verträge an der Semper­oper in hatten. Während Häuser wie die Staats­oper in Hamburg prag­ma­tisch gehan­delt haben und zum Beispiel fest ange­stellte Sänger (die eh ein Gehalt bekommen) entlas­teten, um sie durch frei­schaf­fende Gäste zu ersetzen, scheint Dres­dens Inten­dant Peter Theiler den Ruf des Hard­li­ners zu genießen: keine Ausfall­zah­lungen, Unfle­xi­bi­lität bei Spiel­plan­än­de­rungen und so gut wie kein aktives Lösungs-Inter­esse seitens der Inten­danz. In einem Brief an die Haus-Gäste, der mir vorliegt, übte die Dresdner Thea­ter­lei­tung zunächst seiten­langes Eigenlob, bevor sie ihre Hände in Unschuld wusch. Peter Theiler schiebt den Schwarzen Peter an die säch­si­sche Landes­re­gie­rung weiter und stili­siert sich zum Kämpfer für Gerech­tig­keit: „Die Thea­ter­lei­tung setzt sich nach wie vor beim Träger dafür ein, die Auszah­lung eines antei­ligen Ausfall­ho­no­rars zu ermög­li­chen. Beachten Sie dabei bitte, dass wir als recht­lich unselb­stän­diger Staats­be­trieb nach dem säch­si­schen Haus­halts­recht hierzu die Zustim­mung des Trägers benö­tigen.“ Was hier verwun­dert: Andere säch­si­sche Betriebe haben antei­lige Kompen­sa­ti­ons­zah­lungen durchaus geleistet, und Künst­le­rinnen und Künstler, die mit juris­ti­schem Beistand nach Dresden kamen und mit Klagen gedroht haben, sollen inzwi­schen sehr wohl in Zahlungs-Verhand­lungen stehen. Die Frage ist: Warum gelingen Semper­oper und Frei­staat nicht, was längst vorge­macht hat – ein poli­tisch abge­seg­neter, trans­pa­renter Plan für den Umgang mit der komplexen Situa­tion? Was viele Künstler irri­tiert, ist die fehlende Empa­thie, mit der die Semper­oper ihnen gegen­über­zu­treten scheint. Über weitere Berichte in dieser Sache würde ich mich sehr freuen, da diese Recherche uns wohl auch nächste Woche noch verfolgen wird. 

KOLLOS LIEBES-TRIO: TRISTAN, MARKE UND ISOLDE

René Kollo und seine Ménage à trois auf Mallorca

Wir brau­chen jetzt etwas Schönes! Also blät­tern wir Mal durch die „BUNTE“. Und die freut sich darüber, dass Tenor René Kollo inzwi­schen eine glück­liche Ehe zu dritt pflegt. „Wenn es eine große Liebe gab in meinem Leben, dann ist das natür­lich Beatrice. Diese Liebe hat nie aufge­hört, obwohl wir geschieden und sie wieder verhei­ratet ist“, erklärte Kollo der Zeit­schrift – inzwi­schen lebt er mit Beatrice und ihrem neuen Mann Norbert in seiner Finca auf Mallorca. Liebe Grüße, René Kollo – und alles Gute!

NAWALNY: EINREI­SE­VERBOT FÜR GERGIEV

Valery Gergiev, ein Vertrauter von Vladimir Putin: Sollen die EU-Länder ihm die Einreise verbieten?

Der russi­sche Oppo­si­ti­ons­führer Alexej Nawalny hat der Euro­päi­schen Union vorge­schlagen, dem Diri­genten und Vladimir Putin-Vertrauten die Einreise in die EU-Länder zu verbieten. In einem Inter­view fordert er, Gergiev unter Druck zu setzen, damit er sich von Putin abwende. Gergiev, Chef­di­ri­gent der , steht in der Kritik für seine Haltung gegen­über Homo­se­xu­ellen, weil er sich für die Anne­xion der Krim aussprach und wegen seines Konzertes in Aleppo. Immer wieder habe auch ich die Inten­danz und die Politik in München nach einer Posi­tio­nie­rung gefragt. Die Antwort war immer die Gleiche: „Privat­sache von Herrn Gergiev, die wir nicht kommen­tieren.

GRAS­SIE­RENDES CORONA

Letzte Woche habe ich an dieser Stelle über die skan­da­lösen Vorfälle an der Oper in Rouen berichtet (die Deut­sche Bühne hat das Thema immerhin aufge­nommen) – und es scheint, als würde nun der von vielen gefürch­tete „Hustende Herbst“ beginnen: Absagen, Verschie­bungen und Ausfälle: In Wies­baden hat es Bühnen­ar­beiter getroffen, Vorstel­lungen mussten abge­sagt werden, in Danzig bei der „Fidelio“-Produk­tion von Michael Sturm hat es zahl­reiche Chor-Mitglieder und Tech­niker erwischt – ein Sänger musste hospi­ta­li­siert werden. Wir werden uns wohl daran gewöhnen müssen. Umso wich­tiger sind Trans­pa­renz und Klar­heit, um Vertrauen bei Künst­lern und Publikum zu schaffen. Auch in England protes­tieren Musiker immer öfter gegen die Corona-Maßnahmen, einer der Anführer der Kund­ge­bungen ist Diri­gent David Hill. Umstritten auch die Pläne des in Covent Garden, ein Porträt ihres lang­jäh­rigen Inten­danten, David Webster zu verstei­gern, um Corona-Ausfälle zu kompen­sieren: Das Bild stammt von David Hockney und soll 18 Millionen Pfund bringen. 

PERSO­NA­LIEN DER WOCHE

Lotte de Beer wird neue Intendantin der Volksoper in Wien.

wird neue Inten­dantin der Volks­oper in Wien – ich kenne sie nicht, in einer Spontan-Umfrage auf meiner Insta­gram-Seite begrüßten 75 % die Entschei­dung. Inter­es­sant: Während die öster­rei­chi­schen Teil­nehmer weit­ge­hend jubelten, bleiben die deut­schen eher zurück­hal­tend skep­tisch. Tatsäch­lich hatte de Beer in ihrer Vorstel­lungs-Pres­se­kon­fe­renz nur wenig Substan­zi­elles zu sagen. Sie will einen starken Musik­di­rektor holen, die Operette pflegen, und – na klar – die Volks­oper soll „ein Theater für das Volk“ sein. +++ Leser der Klas­sik­Woche wussten es schon früher – nun ist es auch offi­ziell: Diri­gent verlän­gert seinen Vertrag in bis 2027, den in Boston bis 2025. +++ Pianist wird mit dem OPUS KLASSIK für sein Lebens­werk geehrt. Gratu­la­tion, und die Eigen­wer­bung, in seinem aktu­ellen Buch zu schmö­kern („Der letzte Walzer“), das wir gemeinsam mit großer Leiden­schaft geschrieben haben. +++ Kollege Bernd Feuchtner beschreibt in seinem neuen Buch die 100 Meis­ter­werke der Oper des 20. Jahr­hun­derts. Ein kluges Plädoyer für neueres Reper­toire! +++ Diri­gent und sein Cleve­land-Orchestra haben nun ein eigenes Plat­ten­label, mit dem sie sich unab­hängig machen und ihre Musik vermarkten. +++ Er war eine Stimme der Klassik: Herbert Feuer­stein hat Klassik-Konzerte mode­riert und ist als junger Student vom Mozar­teum in geflogen, weil er die Kompo­si­tionen des Direk­tors, Bern­hard Paum­gartner, kriti­siert hat. Sein freier Geist inspi­riert mich jede Woche aufs Neue – einen Nachruf hat er sich selbst gemacht. 

WAS AUF DIE OHREN MIT

Nennt man das einen „zweiten Früh­ling“? Ihre Para­de­rolle, die Lulu von , hat sie längst abge­legt, und eigent­lich hatte Marlis Petersen bereits alles erreicht – aber die Sopra­nistin scheint noch einmal richtig durch­zu­starten: Sängerin des Jahres, , Schall­plat­ten­preis – und Giga-Erfolge mit ihrer Trilogie „Dimen­sionen des Seins“. Fast zwei Stunden lang reden wir beim Früh­stück über ihren Vater, der im Krieg das Töten erlebt hat, über ihre heim­li­chen Rock-Exkurse, das Vorsingen bei Cats, das Geheimnis von Diri­gent , darüber, wie sie sich auf den letzten Lulu-Schrei in vorbe­reitet hat und was sie als Wahl-Grie­chin über die euro­päi­sche Flücht­lings­krise denkt. Und natür­lich geht es darum, wie wir in dieser chao­ti­schen Zeit alle Sinne behalten – und Sinn­lich­keit errei­chen.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Zuhören, außerdem freue ich mich sehr, dass CRESCENDO eine große Netz-Kampagne für diesen News­letter startet und u.a. Rudolf Buch­binder für uns die Werbe­trommel rührt. Wir freuen uns, dass viele von Ihnen regel­mäßig, jeden Montag auf die Seite von CRESCENDO​.DE gehen und den Wochen­be­richt ankli­cken. Noch leichter ist es, sich einfach für den News­letter anzu­melden – dann bekommen Sie die Klas­sik­Woche jeden Montag kostenlos per Mail zuge­schickt. Wenn Sie schon dabei sind, und Ihnen unser Bulletin gefällt, dürfen Sie das natür­lich auch gern weiter­sagen:-)

In diesem Sinne: Halten Sie die Ohren steif!

Ihr

brueggemann@​crescendo.​de

P.S: UND HIER NOCH DIE GANZEN GEDANKEN DES HERRN LOEBE:

Die Zahl von Gast­künst­lern, für die wir kein Ersatz­an­gebot schaffen konnten oder die unsere Ersatz­an­ge­bote nicht annehmen wollten, ist sehr klein. In den Gast­ver­trägen ist das Vorgehen im Fall von höherer Gewalt klar gere­gelt und die Konse­quenzen bei Vertrags­schluss per Unter­schrift akzep­tiert. Das Risiko im Falle höherer Gewalt liegt keines­falls voll­ständig auf Seiten des Gast­künst­lers. Das Theater trägt in diesem Falle verschie­dene andere Risiken, wenn eine Produk­tion nicht statt­finden kann. Gemeint sind Ausgaben für die Anfer­ti­gung von Bühnen­bild und Kostümen sowie für die Erstel­lung des Regie­kon­zeptes etc. All diese Kosten werden nicht ersetzt, gar nicht zu reden von den ausblei­benden Einnahmen, wenn Vorstel­lungen nicht statt­finden können.

Die Oper Frank­furt wird keines­wegs – wie Sie es formu­lieren – in „Guts­herren-Art“ geführt, sondern sie vergleicht täglich verschie­dene Inter­essen und versucht, diese zusam­men­zu­führen. Die Komple­xität der Fragen ist enorm, auch unter der Berück­sich­ti­gung der Erwar­tungen aus dem Aufsichtsrat. Das Thema Corona erschöpft sich keines­wegs in der Frage der Auszah­lung einer Gage. Die Krise ist leider noch lange nicht ausge­standen und im Moment ist völlig unklar, welche Auswir­kungen sie auf die Kultur­in­sti­tu­tionen haben wird. Es muss aber im Inter­esse aller Künstler sein, dass diese Insti­tu­tionen auch in Zukunft weiter bestehen. Ohne ein Publikum, das nur in kleinen Schritten wieder zu einer „Norma­lität“ des Thea­ter­be­suchs heran­ge­führt werden kann, ohne sich stei­gernde Einnahmen und das sich Annä­hern an das ehemals geplante Gesamt­budget für eine Saison, besteht für ein Theater/​eine Oper nach wie vor ein extrem gefähr­deter Ausnah­me­zu­stand.

Wenn wir also für das Über­leben der Oper Frank­furt kämpfen, tun wir dies nicht zuletzt auch im Inter­esse der freien Künstler, die sich zwar nicht fest an eine Insti­tu­tion binden wollen, aber auf deren Exis­tenz ange­wiesen sind.“