Internationale Joseph Joachim Violinwettbewerb

Liebes­er­klä­rung an die Geige

von Dorothea Walchshäusl

13. Oktober 2018

Im Oktober verwandelt der Internationale Joseph Joachim Violinwettbewerb Hannover die Stadt 16 Tage lang in ein Mekka für talentierte Virtuosen.

Im Oktober verwan­delt der 10. Inter­na­tio­nale Joseph Joachim Violin­wett­be­werb Hannover die Stadt 16 prall gefüllte Tage lang in ein Mekka für talen­tierte Virtuosen mit Persön­lich­keit.

Für Lieb­haber exqui­siter Geigen­kunst lohnt sich im Oktober ein Ausflug nach . 16 Tage lang dreht sich beim 10. Inter­na­tio­nalen Hannover alles um das form­voll­endete Instru­ment mit dem warm singenden Ton. In verschie­denen Wett­be­werbs­runden werden heraus­ra­gende Geige­rinnen und Geiger aus aller Welt ein viel­sei­tiges Reper­toire präsen­tieren. Der Gewinner erhält neben dem Preis­geld von 50.000 Euro für drei Jahre eine Guad­a­gnini-Geige als Leih­gabe der Fritz Behrens Stif­tung, verschie­dene Debüt­kon­zerte und eine Album-Einspie­lung, die welt­weit vertrieben wird – ein beacht­li­ches Paket zum Start einer inter­na­tio­nalen Karriere, wie sie unter anderem die Preis­träger Nemanja Radu­lović, Robert Chen oder Antje Weit­haas errei­chen konnten.

„Der Gewinner erhält neben dem Preis­geld von 50.000 Euro für drei Jahre eine Guad­a­gnini-Geige“

Der Joseph Joachim Violin­wett­be­werb findet seit 1991 alle drei Jahre unter der künst­le­ri­schen Leitung von Prof. Krzy­sztof Wegrzyn in Hannover statt und zählt zu den wich­tigsten und höchst dotierten Wett­be­werben für Violine welt­weit. Veran­staltet von der Stif­tung , ist er den vielen Facetten der Kunst des Geigen­spiels und dem mannig­fal­tigen Reper­toire gewidmet, das für dieses Instru­ment bis heute kompo­niert wurde. Dabei stehen sowohl solis­ti­sche als auch kammer­mu­si­ka­li­sche und sinfo­ni­sche Werke auf dem Programm. Entspre­chend viel­seitig sind die Teil­nehmer gefor­dert. Erst­mals seit Bestehen des Wett­be­werbs werden sich die besten sechs Teil­nehmer 2018 in zwei Final­runden beweisen – zum einen als Primaria oder Prima­rius in einem Streich­quin­tett von Mozart oder Beet­hoven an der Seite des renom­mierten Kuss Quar­tetts, zum anderen mit einem frei gewählten Konzert für Violine und Sinfo­nie­or­chester, begleitet durch die Radio­phil­har­monie unter Leitung von .

Die Vorauswahl durch die Jury wurde bereits getroffen. Insge­samt 39 Teil­neh­me­rinnen und Teil­nehmer im Alter zwischen 16 und 27 Jahren aus 16 Nationen sind einge­laden, im Oktober in Hannover ihr Bestes zu geben. Auch was ihre Betreuung vor Ort anbe­langt, hat der hoch­ka­rä­tige Wett­be­werb in vielerlei Hinsicht Maßstäbe gesetzt und span­nende und inno­va­tive Konzepte eta­bliert. So haben die Teil­nehmer etwa die Möglich­keit, vor der ersten Bewer­tung bereits zweimal vor Publikum zu spielen, um sich an die Atmo­sphäre zu gewöhnen. Zudem werden sie in Gast­fa­mi­lien unter­ge­bracht, damit sie sich zwischen den anspruchs­vollen Wett­be­werbs­runden best­mög­lich erholen können.

„Großes Talent, packende Virtuo­sität und eine über­zeu­gende Persön­lich­keit – das sind die Haupt­zu­taten“

Der Namens­geber des Wett­be­werbs Joseph Joachim war eine der wich­tigsten Künst­ler­per­sön­lich­keiten des 19. Jahr­hun­derts. Joachim, der als Konzert­meister in Hannover wirkte und von dort aus seine inter­na­tio­nale Karriere star­tete, war ein ebenso bril­lanter Virtuose wie begna­deter Musi­kant. 1831 in Kittsee bei Press­burg geboren, machte der begabte Geiger bald von sich reden. So brachte der erst Zwölf­jäh­rige 1844 unter der Leitung von Mendels­sohn in London das lange in Verges­sen­heit gera­tene Violin­kon­zert von zur Auffüh­rung – ein großer Erfolg, an den viele weitere anknüpften. Nicht ohne Grund standen Kompo­nisten wie Schu­mann, Dvořák oder Brahms in engem Austausch mit Joachim und widmeten ihm ihre Violin­kon­zerte. Gleich­wohl Joachim über eine beein­dru­ckende Technik verfügte, prägte er ein neues künst­le­ri­sches Ideal. So schrieb der Musik­for­scher Wilhelm Joseph von Wasie­lewski: „Joachim will nicht Virtuose im herkömm­li­chen Sinne, er will Musiker vor allen Dingen sein.“

Dieses Verständnis prägt auch den Wett­be­werb, der Musi­ker­per­sön­lich­keiten sucht, deren Ausdrucks­kraft und Inter­pre­ta­ti­ons­gabe weit über rein tech­ni­sches Können hinaus­reicht. Großes Talent, packende Virtuo­sität und eine über­zeu­gende Persön­lich­keit – das sind die Haupt­zu­taten, die es braucht, um im Joseph Joachim Violin­wett­be­werb Erfolg zu haben, ergänzt durch starke Nerven und die nötige Portion Selbst­ver­trauen, um über fünf Runden hinweg eine konstante Leis­tung abrufen zu können. Noch laufen die Vorbe­rei­tungen auf Hoch­touren, doch schon jetzt ist sicher: Auch 2018 verspricht der Wett­be­werb wieder das zu werden, was er bei den vergan­genen neun Mal bereits unter Beweis stellte – eine Liebes­er­klä­rung an die Geige und eine große Chance für die talen­tier­testen Musiker unserer Gene­ra­tion.

All jenen, die es im Oktober nicht nach Hannover schaffen, bleibt ein Trost: Der komplette Wett­be­werb von den ersten Vorrunden bis zum krönenden Finale wird via Live­stream im Internet übertragen.n

Fotos: Ole Spata