Paula Murrihy (Dejanira) und Anthony Robin Schneider (Hercules) in "Hercules", Oper Frankfurt 2023

News | 01.05.2023

Die kompli­zierte Frau von Hercules an Oper Frank­furt

von Redaktion Nachrichten

1. Mai 2023

Regisseur Barrie Kosky begeistert mit Frankfurter Erstaufführung von Händels Oratorium "Hercules". Mezzosopranistin Paula Murrihy als Dejanira erhält großes Lob für ihre Leistung. Die Inszenierung ist eine Koproduktion mit der Komischen Oper Berlin.

Der Jubel wollte kein Ende nehmen, als Regis­seur Barrie Kosky am Sonn­tag­abend nach der Frank­furter Erst­auf­füh­rung von Händels Orato­rium „Hercules“ gemeinsam mit der exqui­siten Sänger­riege, dem Chor und Diri­gent Laurence Cummings vor den Vorhang in der Oper Frank­furt trat. Neben dem überaus wand­lungs­fä­higen, lebhaft als Bürger­schaft und Kommen­tator die Hand­lung voran­trei­benden Chor galten Mezzo­so­pra­nistin Paula Murrihy als Hercules Ehefrau Deja­nira die größten Ovationen. Gelang es ihr doch mit gewal­tiger Stimme, packendem Sprech­ge­sang und unbe­dingter Leiden­schaft Deja­niras Gefühle von begin­nender Eifer­sucht bis hin zu Tobsuchts­an­fällen, Wahn­sinn und tiefster Depres­sion zu beglau­bigen. Wie Kosky den nach ihr geifernden „Eifer­suchtschor“ als anstei­gende Hass­welle choreo­gra­fiert hat, gehört zum Eindrück­lichsten, was in dieser Saison an der Oper Frank­furt zu sehen ist.

"Hercules"

„Hercules“

In der kühlen, über­be­lich­teten, grausam frei­ge­räumten Bühne von Katrin Lea Tag, die keinen Platz zum Verste­cken birgt, schickt Kosky seine gran­diosen Sänger­dar­steller in den Ring der Gefühle: Und die gehören alle ins Ensemble der Oper Frank­furt oder waren wie Paula Murrihy dort von 2009 bis 2017 unter Vertrag: Anthony Robin Schneider als Hercules versteht als stumpf auftrump­fender Eroberer wenig von weib­li­chen Gefühlen und droht mit seinem Götte­rego Michael Porter als sensi­blen Sohn Hyllus zugrunde zu richten. Kelsey Lauri­tano singt einen fein­füh­ligen Lichas, während Sopra­nistin Elena Vill­alon ihr Frank­furt-Debüt als Kriegs­beute Iole in einen Triumpf zu verwan­deln vermag. Im Orches­ter­graben gelingt es dem erst­mals in Frank­furt am Pult stehenden Laurence Cummings gemeinsam mit dem Frank­furter Opern- und Muse­ums­or­chester sämt­liche Stim­mungs­stürme Händels – von Ioles Demü­ti­gung über Hercules Verbren­nungstod bis hin zu Deja­niras Wahn­sinn – mit baro­ckem Drive zu befeuern.

Die Insze­nie­rung ist eine Kopro­duk­tion mit der Komi­sche Oper Berlin, an der Kosky bis 2022 als Inten­dant und Chef­re­gis­seur wirkte. Dort kommt „Hercules“ im März 2024 auf die Bühne.

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Fotos: Monika Rittershaus