v.l.n.r. Sebastian Geyer (Don Perlimplín; liegend), Karolina Makuła (Marcolfa; im Hintergrund) und Karolina Bengtsson (Belisa) in "In seinem Garten liebt Don Perlimplín Belisa", Oper Frankfurt 2024

News | 22.03.2024

Unbe­kannte Fortner-Oper in Frank­furt erst­auf­ge­führt

von Redaktion Nachrichten

22. März 2024

Wolf­gang Fort­ners eroti­scher Bilder­bogen „In seinem Garten liebt Don Perlim­plín Elisa“ hat am Frei­tag­abend seine Frank­furter Erst­auf­füh­rung gefeiert. Mit großem Inter­esse reagierte das Opern­pu­blikum in der Spiel­stätte Bocken­heimer Depot auf die zwei­ak­tige Kammer­opern­ra­rität, die 1962 im Schloss­theater Schwet­zingen urauf­ge­führt worden war, nach dem Tod des Kompo­nisten 1987 aber in Verges­sen­heit geriet.

"In seinem Garten liebt Don Perlimplín Belisa"

„In seinem Garten liebt Don Perlim­plín Belisa“

Weil Fortner „Don Perlim­plín…“ nach einem Thea­ter­stück des surrea­lis­ti­schen spani­schen Dich­ters Federico García Lorca aus dem Jahr 1933 kompo­nierte, hat Regis­seurin Doro­thea Kirsch­baum im Verein mit Bühnen­bildner Chris­toph Fischer viele über­sinn­liche Elemente in die psycho­lo­gisch komplexe Tragi­ko­mödie einbe­zogen. Die an orga­ni­sche Körper­formen erin­nernden Bühnen­ele­mente lassen sich raffi­niert ausein­an­der­ziehen und machen Salva­tore Dalís Gemälden Konkur­renz. Unge­zo­gene Kobolde singen nicht nur in die Hoch­zeit­nacht hinein, sondern kommen­tieren als unge­be­tene Hauselfen mit ihren Tänzen auch intimste Sehn­süchte des kompli­zierten Paares „Don Perlim­plín“ und Elisa.

Was sich anfangs als typi­sche Barock­ko­mödie mit dem Inhalt „Alter Mann liebt liebes­hung­rige junge Frau“ darstellt, entwi­ckelt Kirsch­baum zu einer packenden Parabel über unge­stillte, viel­fach verdrängte Liebes­sehn­süchte. Diri­gent Takeshi Moriuchi arbeitet nicht nur die beiden Zwölf­ton­reihen der Liebenden in immer neuen Varia­tionen heraus, sondern lässt auch Celesta, Harf­eng­lis­sandi und Vibrafon-Klänge des groß besetzten Orches­ters unheim­lich auftrumpfen.

Alle in ihren Rollen debü­tie­renden Ensem­ble­mit­glieder sind auch eindrück­liche Menschen­dar­steller: Sebas­tian Geyer ist ein erst verun­si­cherter, dann umso heißer entflammter Don Perlim­plín, Karo­lina Beng­tsson eine erotisch aufge­la­dene Belisa, der in Karo­lina Makulas Haus­häl­terin Marcolfa eine ernst­hafte Konkur­rentin erwächst. Zwerch­fell­er­schüt­ternd singt Kolo­ra­tur­so­pra­nistin Anna Nekhames als geküns­telte Mutter Belisas dazu eine saftige Opera Buffa-Parodie.

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Fotos: Barbara Aumüller