Peter Eötvös (1944-2024)

News | 24.03.2024

Unga­ri­scher Musiker Peter Eötvös gestorben

von Redaktion Nachrichten

24. März 2024

Der unga­ri­sche Kompo­nist und Diri­gent Peter Eötvös ist tot. Er starb am Sonn­tag­morgen in Buda­pest. Das teilte sein Verlag Schott Music in Mainz unter Beru­fung auf die Familie mit. Er wurde 80 Jahre alt. „Mit ihm verliert die Musik­welt einen der meist­ge­spielten Opern­kom­po­nisten unserer Zeit“, hieß es in einem Nachruf des Verlags.

Peter Eötvös (1944-2024)

Peter Eötvös (1944–2024)

Der 1944 in Trans­sil­va­nien gebo­rene Eötvös wurde bereits mit 14 Jahren von Zoltán Kodály an der Buda­pester Musik­aka­demie aufge­nommen. 1965 besuchte er erst­mals die Darm­städter Feri­en­kurse, ein Jahr später begann er ein Diri­gier­stu­dium in Köln bei Bernd Alois Zimmer­mann. Danach wurde er als Keyboarder Mitglied des Stock­hausen-Ensem­bles (1968–1976) und tech­ni­scher Mitar­beiter im elek­tro­ni­schen Studio des WDR (1971–1979).

Durch die Auftritte mit dem Stock­hausen-Ensemble bei der Welt­aus­stel­lung in Osaka 1970 lernte er die japa­ni­sche Kultur kennen, die seine Musik etwa in seiner ersten Oper „Hara­kiri“ beein­flusste. In seiner erfolg­reichsten Oper „Drei Schwes­tern “ nach Tschechow (1998) suchte Eötvös die Nähe zur russi­schen Kultur, das Schlag­zeug­kon­zert „Spea­king Drums“ wurde durch indi­sche und afri­ka­ni­sche Perkus­si­ons­tra­di­tionen inspi­riert. Für sein Orches­ter­stück „The Gliding of the Eagle in the Skies“ im Auftrag des Baski­schen Natio­nal­or­ches­ters beschäf­tigte er sich mit baski­scher Folk­lore, das dritte Violin­kon­zert „Alhambra“ für die Geigerin Isabelle Faust kreist um spani­sche und arabi­sche Musik.

Als Diri­gent arbei­tete Eötvös mit renom­mierten Klang­kör­pern. Unter anderem war er Musi­ka­li­scher Direktor des Ensemble Inter­con­tem­po­rain in Paris (1978–1991), Erster Gast­di­ri­gent des BBC Symphony Orchestra (1985–1988), Chef­di­ri­gent des Rund­funk­kam­mer­or­ches­ters Hilversum (1994–2005) sowie Erster Gast­di­ri­gent des SWR Radio-Sinfo­nie­or­ches­ters Stutt­gart (2004–2005) und der Göte­borgs Symfo­niker (2003–2007).

1991 grün­dete er in Buda­pest das Inter­na­tio­nale Eötvös Institut und 2004 die private „Peter Eötvös Stif­tung für Zeit­ge­nös­si­sche Musik“, die seit 2013 Teil des Buda­pest Music Center ist. Der viel­fach ausge­zeich­nete Künstler war Professor an der Musik­hoch­schule Karls­ruhe (1992–1998 und 2002–2007) sowie an der Musik­hoch­schule Köln (1998–2001).

Seine vorletzte Oper „Slee­p­less“, die Eötvös 2021 an der Berliner Staats­oper Unter den Linden persön­lich diri­gierte, wurde von den Kriti­kern der Zeit­schrift „Opern­welt“ zur Urauf­füh­rung des Jahres gewählt. 2023 erlebte seine Oper „Valuska“ in Buda­pest ihre Welt­pre­miere.

Für Eötvös gehörte die Unwie­der­hol­bar­keit zum Prinzip: „Ich möchte kein Stück wie das andere, mit einer einzigen Thematik. Jede Oper muss eine eigene Sprache, eine eigene Welt, eine eigene stilis­ti­sche Klang­sprache haben.“

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Fotos: Marco Borggreve