Ashley Riches (Panthée), Michael Spyres (Énée), Dinis Sousa (Musikalische Leitung), Paula Murrihy (Didon), Adèle Charvet (Ascagne), William Thomas (Narbal), Beth Taylor (Anna), Laurence Kilsby (Iopas / Hylas), Orchestre Révolutionnaire et Romantique, Monteverdi Choir in "Les Troyens", Salzburger Festspiele

News | 27.08.2023

„Les Troyens“ in Salz­burg: Großes Drama mit Tragödie

von Redaktion Nachrichten

27. August 2023

"Les Troyens" von Berlioz wurde bei den Salzburger Festspielen mit großem Erfolg halbszenisch aufgeführt. Trotz eines Skandals gelang eine emotionale und überzeugende Vorstellung unter der musikalischen Leitung von Dinis Sousa. Top besetzte Rollen sorgten für beeindruckende Darstellungen.

Bühne frei für große grie­chi­sche Tragödie mit der Musik von Hector Berlioz vor dem Hinter­grund eines Skan­dals – so kann man die umju­belte Première von „Les Troyens“ in halb­sze­ni­scher Produk­tion bei den Salz­burger Fest­spielen zusam­men­fassen. Dem Orchestre Revo­lu­ti­on­n­aire et Roman­tique und dem Monte­verdi Choir gelang unter unguten Vorzei­chen eine hoch­emo­tio­nale und über­zeu­gende Vorstel­lung. Dinis Sousa, als John Eliot Gardi­ners musi­ka­li­scher Assis­tent vorge­stellt, sprang am Samstag als Diri­gent ein, nachdem der große alte Herr einen Sänger bei einer Probe geschlagen haben soll. Daraufhin wurde darüber infor­miert, dass Gardiner „sein Dirigat zurück­legt“.

"Les Troyens"

„Les Troyens“

Profis sind hart im Nehmen, und so brachte das Ensemble das monu­men­tale Opern­werk bril­lant auf die Bühne. Die „histo­risch orien­tierte“ Auffüh­rungs­praxis führte zu großer klang­li­cher Trans­pa­renz, Klar­heit und über­ra­schender Dynamik. Berlioz« exzen­tri­sche Struktur mit mehreren Chor­gruppen und Blech­blä­ser­chören samt den berühmten Meyer­be­er­schen Saxhör­nern beherrscht die Produk­tion souverän, der Chor leistet musi­ka­lisch und darstel­le­risch als Volk der Trojaner und Karthager großen drama­ti­schen und gera­dezu betö­renden Eindruck. So wurde der Massen­selbst­mord der Troja­ne­rinnen zu einer umju­belten Schlüs­sel­szene – aller­dings kaum denkbar ohne die hoch­dra­ma­ti­sche stimm­liche und körper­liche Präsenz von Alice Coote als Cassandre. Besser kann man die Rolle nicht verkör­pern.

Doch alle Rollen waren top besetzt. Michael Spyres festigt seinen Ruf als flexi­bler Tenor mit souve­ränen Spit­zen­tönen, hat aber im Lauf des Abends Kondi­ti­ons­pro­bleme. Paula Murrihy gibt der Rolle der Dido viele Facetten und Einfühl­sam­keit. Eine Über­ra­schung des Abends: Laurence Kilsby fein­tim­brierte Tenor­stimme in der Doppel­rolle Iopas / Hylas. Und die musi­ka­li­sche Leitung? Dinis Sousa nutzte die Gele­gen­heit und führte das Ensemble größ­ten­teils sicher und umsichtig durch das Mammut­werk, ein wich­tiger Schritt zu weiterer Opern­kom­pe­tenz.

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Fotos: SF/ Marco Borrelli