Am 15. November 2019 kommt an der Deutschen Oper Berlin Chaya Czernowin neues Musiktheaterstück „Heart Chamber“ zur Uraufführung.

Prüfungen der Liebe

von Ruth Renée Reif

28. September 2019

Chaya Czer­nowin (Foto oben: © Lupi Spuma) hat ein neues Musik­thea­ter­stück geschrieben. Heart Chamber. An inquiry about love knüpft an die klas­si­sche Tradi­tion der Oper an, in der es um Liebe und leiden­schaft­liche Gefühle geht, und setzt die Liebe einer Prüfung aus. Zweifel und Zerstö­rung prallen auf Liebes­ro­mantik. Zwei Liebende werden zwischen Anzie­hung und Zurück­wei­sung, dem Verlangen nach Verei­ni­gung und dem Wunsch nach Unab­hän­gig­keit hin und her gerissen. Ausdrucks­mittel dieser wider­strei­tenden Kräfte ist die Stimme. Sechs Solo­sänger schreibt Czer­nowin für die Liebenden vor. Jeder von ihnen wird durch jeweils drei Sänger darge­stellt. Hinzu kommen ein gemischter Chor, ein großes Orchester sowie elek­tro­ni­sche Klänge, die Czer­nowin mit dem SWR Expe­ri­men­tal­studio vorpro­du­ziert und als fragile Klang­ge­bilde durch den Raum schickt. In der Verbin­dung von Live-Instru­menten mit aufge­nom­menen Tonspuren fand Czer­nowin früh ihre indi­vi­du­elle musi­ka­li­sche Sprache, und sie wurde ein Kenn­zei­chen ihrer kompo­si­to­ri­schen Arbeit. Das Orchester nimmt die elek­tro­ni­schen Klänge auf und baut mit ihnen volu­mi­nöse Klang­wolken auf, die sich in einem gewal­tigen Klang­ge­witter entladen. über­nimmt die musi­ka­li­sche Leitung.

Regisseur Claus Guth (Foto: Deutsche Oper Berlin) – 
ein kongenialer Partner von Chaya Czernowin,
der mit „Heart Chamber“ zum dritten Mal eine Oper
von ihr in Szene setzt.

Chaya Czer­nowin wurde 1957 in Haifa geboren. Sie war Pianistin, Kompo­nistin und Sängerin in einer expe­ri­men­tellen Rock­band, ehe sie ihr Kompo­si­ti­ons­stu­dium zunächst in Israel und ab 1983 bei Dieter Schnebel in aufnahm. Es folgten weitere Studien in den bei Brian Ferney­hough und Roger Reynolds, bei dem sie 1993 promo­viert wurde. 1998/1999 entstand ihre erste Oper Pnima… ins Innere. Darin setzt sie sich mit dem Thema belas­tender Trau­mata ausein­ander, dem für sie als Tochter von Holo­caust-Über­le­benden beson­dere Bedeu­tung zukommt. Die Oper Zaïde / Adama entstand für die und thema­ti­sierte im Mozart­jahr 2006 mit einem Gegen­stück zu Mozarts unvoll­endetem Sing­spiel Zaïde das Verhältnis von Orient und Okzi­dent. Die Oper Infi­nite now nach Texten von Erich Maria Remarque, Can Xue und Solda­ten­briefen des Ersten Welt­kriegs aus dem Jahr 2015/2016, die den Zuschauer eintau­chen lässt in das Innere einer Person, die sich in einer ausweg­losen Situa­tion befindet, wurde von Kriti­kern der Zeit­schrift „Opern­welt“ als „Urauf­füh­rung des Jahres“ ausge­zeichnet. Ein konge­nialer Partner war dabei mehr­fach Regis­seur , und er bringt mit Heart Chamber zum dritten Mal ein neues Werk von Chaya Czer­nowin auf die Bühne.

Weitere Auffüh­rungen gibt es am 21., 26. und 30. November sowie 6. Dezember 2019.

Infor­ma­tionen: www​.deut​sche​oper​berlin​.de