Konstantina Orlandatou
Farben und Farbklänge
von Ruth Renée Reif
7. April 2022
Die VR-Installation SEE, HEAR, PLAY KANDINSKY! Von Konstantina Orlandatou setzt Wassily Kandinskys Gemälde Weißer Punkt in Klänge um. Ab 8. April 2022 ist sie an der Hamburger Kunsthalle zu erleben.
Die Multimedia-Komponistin Konstantina Orlandatou bringt Wassily Kandinskys Gemälde Weißer Punkt aus dem Jahr 1923 in einer Virtual-Reality-Umgebung zum Klingen. Orlandatou isolierte einzelne Elemente des Bildes, ordnete sie im Raum an und wies ihnen bestimmte Töne und interaktive Eigenschaften zu. Das Projekt SEE, HEAR, PLAY KANDINSKY! entstand in Zusammenarbeit der Hamburger Kunsthalle mit der Hochschule für Musik und Theater Hamburg.
Besucher können mit einer VR-Brille und Controllern in den Händen Kandinskys Gemälde betreten, sich darin bewegen und seine Elemente als Klänge erleben. Einzelne Formen lassen sich greifen, bewegen und in Klänge verwandeln. Die VR-Installation ist in die Dauerausstellung der Lichtwark-Galerie der Hamburger Kunsthalle integriert.
Wassily Kandinsky besaß eine synästhetische Begabung. Die Farben verwandelten sich für ihn in Farbklänge und weckten Assoziationen zur Musik. Als er in seiner Jugend Richard Wagners Lohengrin hörte, konnte er alle seine Farben sehen, und es wurde ihm bewusst, dass Malerei die gleiche Macht wie die Musik besitzt.
Unter dem Eindruck der Atomzertrümmerung
Kandinsky gilt als Begründer der abstrakten Malerei. Sein erstes abstraktes Aquarell ist auf das Jahr 1910 datiert. Die märchenhafte Vision Moskaus in der abendlichen Sonne war es, die ihn bereits früh zur Abstraktion angeregt hatte. Als er 1895 in St. Petersburg eine Ausstellung französischer Impressionisten sah, erlebte er vor einem der Heuhaufen-Bilder Claude Monets einen Schock. Er erkannte das Dargestellte zunächst gar nicht, bis ihm bewusst wurde, dass er vor einem wirklichen Bild stand. Das entscheidende Erlebnis hatte er in München. Als er von der „Atomzertrümmerung“ hörte, „traf mich die Entdeckung mit schrecklicher Gewalt, als sei das Ende der Welt angebrochen.“ Diesem Erlebnis sprach er die größte Bedeutung für seine Hinwendung zur abstrakten Malerei zu.
Schwebende Gestirne
Als Kandinsky 1922 von Walter Gropius ans Bauhaus gerufen wurde, wandte er sich der abstrakten geometrischen Form zu. Der Grund wurde raumhaft, und die Kreise lassen an schwebende Gestirne denken. „So scheinen“, schreibt der Kunsthistoriker Werner Haftmann, „vor dem Unendlichkeitsraum kosmische Körper aufzuglühen und für einen Augenblick in ihrer Konstellation eine sphärische Harmonie durchleuchten zu lassen.“
Ab 8. April 2022 ist das Projekt SEE, HEAR, PLAY KANDINSKY! in der Lichtwark-Galerie der Hamburger Kunsthalle zu erleben. Mehr dazu unter: www.hamburger-kunsthalle.de