Am 20. Oktober 2019 hat am Münchner Nationaltheater Roland Petits Choreografie „Coppélia“ Premiere.

Witz und Eleganz

von Ruth Renée Reif

17. Oktober 2019

„Diese Coppélia ist ein biss­chen wie eine Operette“, erläu­tert Luigi Bonini, der Ballett­meister des Baye­ri­schen Staats­bal­letts. Coppélia ist eine Ballett­pan­to­mime. Arthur Saint-Léon choreo­gra­fierte sie, und schrieb die Musik dazu. Die Hand­lung basiert auf E.T.A. Hoff­manns Erzäh­lung Der Sand­mann. 1870 hatte das Bellett an der Pariser Oper Première und wurde zu einem Klas­siker. Zahllos sind die Fassungen, die in der Folge entstanden. 1975 schuf Roland Petit eine (Foto oben: © Anna Klyush­kina) für das Ballett von .

Roland Petit im Jahr 2009 (Foto: © Thomas Peter Schulz) 

Petit wurde 1929 in Ville­momble geboren. Nach Enga­ge­ments an der Pariser Oper und ersten Choreo­gra­fien für das Pariser Théâtre Sarah Bern­hardt wurde er Solo­tänzer und Choreo­graf der Ballets des Champs-Élysées, ehe er 1948 sein erstes eigenes Ensemble, Les Ballets de Paris de Roland Petit, grün­dete. In seinen bis heute berühmten Choreo­gra­fien dieser Zeit wie Le Jeune Homme et la Mort, Carmen, mit seiner späteren Frau Zizi Jean­maire in der Titel­partie und Le Loup setzte er sich mit Themen wie Selbst­mord und Exis­ten­zia­lismus ausein­ander, für die er aus dem Ballett­vo­ka­bular eine eigene Sprache mit abrupt wech­selnden Bewe­gungen und Akro­batik schuf. Seine Tänzer sollten schau­spie­le­ri­sche Fähig­keiten zeigen.

Immer wieder arbei­tete Petit mit anderen Künst­lern zusammen. und Marcel Landowski schrieben Musik für seine Choreo­gra­fien, Max Ernst und Pablo Picasso entwarfen Bühnen­bilder, Chris­tian Dior und Yves Saint Laurent zeich­neten Kostüme und Jean Anouilh verfasste Libretti. Mit seiner Bega­bung für die Choreo­grafie von Musi­cals landete Petit schließ­lich in Holly­wood. Mit Zizi Jean­maire produ­zierte er über 60 Shows. Von 1970 bis 1975 bespielte er mit dem Casino de Paris sogar ein eigenes Revue­theater. 1972 grün­dete er zudem das Ballett von Marseille, das er bis 1997 leitete und zu inter­na­tio­nalem Triumpf führte, der weit über hinaus­reichte.

Szenenfoto aus Roland Petits „Coppélia“-
Choreografie (Foto: © Oleg Chernous)

Petit strebte nach einer Verbin­dung von klas­si­schem Ballett und modernem Ausdrucks­tanz. Er war selbst eine glamou­röse Persön­lich­keit, und er ließ seine Tänzer in ihren Bewe­gungen immer beson­ders gut aussehen. So zeichnen Witz und Eleganz, Humor und Raffi­nesse seine Ballette aus. Zudem war er als Choreo­graf ein begna­deter Geschich­ten­er­zähler. Die Hand­lung von Coppélia verlegte er in eine Garnison Ende des 19. Jahr­hun­derts. Dr. Coppé­lius möchte seine Holz­puppe Coppélia zum Leben erwe­cken, woraufhin Franz, der eigent­lich mit Swanilda verlobt ist, sich in die hölzerne Täuschung verliebt.

Weitere Auffüh­rungen: 22., 25. und 26. Oktober 2019, 8. und 17. April 2020., 27. Mai 2020 und 6. Juli 2020
Und Infor­ma­tionen: www​.staats​oper​.de/​s​t​a​a​t​s​b​a​l​l​e​t​t​.​h​tml