Rembrandt

Darstel­lung des Mensch­li­chen

von Ruth Renée Reif

4. Oktober 2019

Am 4. Oktober 2019 jährt sich der Todestag von Rembrandt zum 350. Mal. Ausstellungen in Amsterdam und Köln sowie zwei große Publikationen geben Einblicke in sein gewaltiges Werk.

Rembrandt ist der Maler des Lichts, der Selbst­er­for­schung und der Darstel­lung des Mensch­li­chen. Sein Werk ist gewaltig. In etwa 600 Gemälden, über 300 Radie­rungen und mehr als 1500 Hand­zeich­nungen ist es erhalten. Bereits das frühe Gemälde „Samson und Dalila“ aus dem Jahr 1628 zeigt, wie Rembrandt es verstand, durch den Einsatz von Licht den Ablauf einer Szene darzu­stellen. Die aus dem Alten Testa­ment stam­mende Geschichte erzählt von dem Helden Samson, den die Götter mit unbe­sieg­barer Kraft gesegnet haben. Es darf nur niemals eine Schere an sein Haar gelangen, sonst verliert er diese Kraft. Als Samson sich in Dalila verliebt, bestechen die Philister sie, ihm das Geheimnis seiner Kraft zu entlo­cken. Dreimal gibt er ihr eine falsche Antwort. Als er ihr die Wahr­heit gesteht, liefert sie ihn aus. Rembrandt stellt die Szene drama­tisch in einem Halb­dunkel dar. Mittels des Lichts vermit­telt er dem Betrachter die zeit­liche Abfolge des Gesche­hens. Von Samson, der schla­fend im Schoß der Verrä­terin liegt, über den Soldaten mit der Schere bis zum Soldaten mit dem Schwert für die Blen­dung.

Rembrandt: „Samson und Dalila“, 1629/1630, 
Staatliche Gemäldegalerie, Berlin

Diese Licht­in­sze­nie­rung brachte Rembrandt auch in seinen Porträts zur Anwen­dung und erlangte damit Berühmt­heit. 1606 in Leyden geboren, ließ er sich nach seiner Ausbil­dung 1630 in nieder. Die Voll­kom­men­heit seiner Bild­nisse brachten ihm Erfolg, Ruhm und wirt­schaft­li­chen Aufstieg. Er erhielt Aufträge für hunderte von Porträts, da er durch die Kraft seiner Darstel­lung des Mensch­li­chen alle anderen über­traf. 1634 heira­tete er Saskia Uylen­burgh, die Tochter eines ange­se­henen, wohl­ha­benden Juristen. Er erwarb ein großes Haus, das er mit Kunst­werken und Kurio­si­täten füllte.

Rembrandt: „Die Nachtwache“, 1642, 
Rijksmuseum Amsterdam

1642 voll­endete er die soge­nannte „Nacht­wache“, sein berühm­testes Bild. Der Auftrag lautete: 16 Mitglieder der Amster­damer Bürger­wehr, die Compa­gnie des Haupt­mannes Frans Banninck Coq, gemeinsam zu porträ­tieren. Rembrandt erfüllte ihn mit einer Lösung, die die dama­lige Tradi­tion solcher Grup­pen­bild­nisse durch­brach. Er zeigte die Schützen in histo­ri­schen Kostümen im Augen­blick des Aufbruchs: Der Haupt­mann befiehlt dem Leut­nant, er solle die Kompanie antreten lassen. Die Trommel wird geschlagen und die Fahne erhoben. Alles ist in Bewe­gung. Die Schützen treten aus der Tiefe hervor, um Aufstel­lung zu nehmen. Das Licht hebt die Gruppen aus dem Hell­dunkel hervor. Die Schat­tig­keit des Bildes, das ihm die Bezeich­nung die „Nacht­wache“ eintrug, wurde bereits von den Zeit­ge­nossen kriti­siert. 

Rembrandt: „Kleines Selbstbildnis“, etwa 
1655, Kunsthistorisches Museum, Wien

Aber Rembrandt insze­niert nicht nur seine Bilder, sondern auch sich selbst. Das Atelier des Künst­lers, wie es im 19. Jahr­hun­dert beliebt werden sollte, und auch die Künst­ler­tracht wurden zuerst von ihm geschaffen. Er stellte sein Aussehen zur Schau und malte sich selbst vor der Staf­felei. Auch das Biogra­fi­sche gewann bei ihm erst­mals Bedeu­tung. Er beschäf­tigte sich mit dem Wandel seiner Kunst. So ist mehr als die Hälfte seiner 600 Gemälde datiert. Beein­dru­ckend ist die Selbst­er­for­schung in seinen letzten Porträts. Nach dem Tod seiner Frau und dem Verlust seines Hauses lebte er mit dem Bauern­mäd­chen zusammen, die neben seinem Sohn Titus zu seinem wich­tigsten Modell wurde, und zog sich zuneh­mend vom mondänen Leben zurück. Neben bibli­schen Szenen verfer­tigte er in diesen letzten Jahren etwa 60 Selbst­bild­nisse. Sie zeigen einen verson­nenen Ausdruck, aber auch das Alter und seine verfal­lenen Züge. 1663 stirbt Hendrickje, 1668 sein Sohn Titus. Im Jahr darauf endet auch Rembrandts Leben.

Rembrandts Werk ist anläss­lich seines 350. Todes­tages im Rijks­mu­seum in Amsterdam in einer großen Ausstel­lung zu sehen. „Alle Rembrandts“ lautet der Titel. Gezeigt wird der gesamte Bestand: 22 Gemälde, 60 Zeich­nungen und über 300 Druck­gra­fiken.

www​.rijks​mu​seum​.nl/

Ab 3. Oktober 2019 zeigt das Wallraf-Rich­artz-Museum in Rembrandts grafi­sches Werk. Dazu haben am 4. Oktober 2019, dem Todestag Rembrandts, alle Besu­che­rInnen freien Eintritt.

www​.wallraf​.museum/

Und ab 1. November 2019 geht die Sonder­aus­stel­lung „Inside Rembrandt. 1606–1669“ dem Künst­ler­leben Rembrandts nach.

www​.wallraf​.museum/

Zudem kamen anläss­lich des Todes­tages im Verlag Taschen zwei große Buch­edi­tionen auf den Markt:

„Rembrandt. Sämt­liche Gemälde“

www​.amazon​.de

„Rembrandt. Sämt­liche Zeich­nungen und Radie­rungen“

www​.amazon​.de