KlassikWoche 43/2019

Frau­en­bilder und Männer­blicke

von Axel Brüggemann

21. Oktober 2019

Dieses Mal mit irritierenden Männer- und Frauenbildern, einem neuen jungen Dirigenten und Bekenntnissen von Jonas Kaufmann

WAS IST
SCHÖN VERWIR­RENDE FRAU­EN­BILDER

Die Rollen­bilder von Mann und Frau geraten durch­ein­ander – zu sehen an zwei mehr oder weniger spek­ta­ku­lären CD-Covern: verkleidet sich für ihr neues -Album als Conchita Wurst, und gewinnt trotz eines fürch­ter­li­chen Covers in der Kate­gorie „Instru­mental“ einen Gramo­phone Clas­sical Music Award 2019.

WEITERE KRITIK AN MAUSER
Nach dem Gefängnis-Urteil für den ehema­ligen Präsi­denten der Münchner Musik­hoch­schule, , hört die Kritik an der Baye­ri­schen Akademie der Schönen Künste nicht auf. Die Sängerin drohte nun mit Austritt aus der Akademie, wenn diese Mauser nicht ausschließe. Gegen­über sagte sie: „Sollte die Drei­vier­tel­mehr­heit, die zum Ausschluss der Person M. nötig ist, nicht erreicht werden, möchte ich die Akademie, die ihren Nimbus des vorbild­li­chen und fundierten Umgangs mit den »Schönen Künsten« auch im Sinne der Inte­grität ihrer Mitglieder für mich verloren hätte, verlassen.“ Inzwi­schen hat auch die Mezzo-Sopra­nistin Maria Collien ihre Vorwürfe gegen Mauser veröf­fent­licht.

– Die SACD-Aufnahmen

Zum zehn­jäh­rigen Bestehen des BR-KLASSIK Labels bietet diese 10 SACD-Box Höhe­punkte aus dem reich­hal­tigen Reper­toire von Mariss Jansons und dem Chor und .

KAUF­MANNS KLASSIK-WELT
Während bei der Veröf­fent­li­chung seines -Albums im eher mit gemischten Gefühlen gefeiert wurde, sorgte er mit einem Inter­view in der Augs­burger Allge­meinen für Aufsehen. „Sicher hat es die berühmt-berüch­tigte Beset­zungs­couch in manchem Büro gegeben – über Jahr­zehnte hinweg. Das ist ein dunkles Kapitel“, sagte Kauf­mann. „Früher mussten die Betrof­fenen abwägen, ob sie lieber still­halten oder sozu­sagen einen »Skandal« provo­zieren und ihre Lauf­bahn vorzeitig beenden“, führte er aus. „Das ist hoffent­lich heute nicht mehr der Fall.“ Außerdem findet er, dass die Situa­tion für Regis­seure heute schwerer geworden sei: „Für Regis­seure ist es kompli­zierter geworden, Liebes­szenen zu insze­nieren“, sagte der 50-Jährige. „Wenn früher einer zu weit gegangen ist, wurde das viel­leicht dadurch gere­gelt, dass er in der Probe eine Ohrfeige bekommen hat. Jetzt muss ein Regis­seur extrem viel darüber nach­denken, was er vermit­teln darf, ohne seine Darsteller zu Anzüg­lich­keiten zu verleiten.“ Glaub­hafte Liebes­szenen auf der Bühne seien heute „ein sehr schmaler Grat“.

CONCERT­GE­BOUW MIT BEKENNTNIS
Die Speku­la­tionen verdichten sich. Wird neuer Chef des Concert­ge­bou­wor­kest? Genährt wird die Vermu­tung durch einen Preis, den das Orchester dem hollän­di­schen Lands­mann nun verliehen hat – derzeit ist der 58-jährige van Zweden Chef des Phil­har­monic.

Alles Walzer – die Grande Dame des Opern­balls, Lotte Tobisch, ist gestorben.

GROSSE FEIER FÜR
Vor drei Wochen habe ich Zubin Mehta noch in seiner alten Oliven-Mühle bei besucht – Ausruhen vor den großen Feier­lich­keiten. Die gingen nun in Israel über die Bühne: Großer Aufmarsch bei Mehtas Abschied vom . All seine Wegge­fährten kamen, um mit ihm zu spielen. Einzig der Geiger hat abge­sagt. Am Ende der Feier­lich­keiten dann die trau­rige Nach­richt, dass der 83-jährige Mehta sich erneut einer Therapie unter­zieht und deshalb am Ende des Jahres zwei Konzerte in Italien absagen muss.

AUF UNSEREN BÜHNEN
Hans Werner Henzes
Oper The Bass­a­rids stand an der Komi­schen Oper in Berlin auf dem Programm: Regis­seur zeigt einen Nahkampf zwischen dem verfüh­re­ri­schen Dionysos und dem nüch­ternen Pentheus. „Vor allem musi­ka­lisch ein beein­dru­ckender Abend“, findet Uwe Fried­rich im Deutsch­land­funk. +++ Die gingen gestern zu Ende – das Eröff­nungs­kon­zert ist hier nach­zu­sehen. +++ Große Begeis­te­rung über das Gespenst von Canter­ville von Marius Felix Lange an der Wiener Volks­oper (Regie: Philipp M. Krenn, Diri­gent: Gerrit Prieß­nitz) – Peter Jarolin findet, es spuke nach allen Regeln der Bühnen­kunst.

Neues aus :

Thie­le­mann diri­giert Schu­mann
und seine nahmen Robert Schu­manns Sinfo­nien 2018 mit auf -Tournee. Die Mitschnitte dieser Konzerte sind nun samt Bonus­ma­te­rial auf DVD und Blu-ray erhält­lich.

PERSO­NA­LIEN DER WOCHE
15.000 Euro Preis­geld und große Aufmerk­sam­keit für den Spanier – er hat den Deut­schen Diri­gen­ten­preis gewonnen. +++ hat eine Statue in Moskau bekommen – sie wurde am 16. Oktober, dem 57. Geburtstag des Sängers, von seinen Eltern aufge­stellt. Hvor­os­tovsky starb vor zwei Jahren in London an Krebs. +++ wurde in als Nabucco gefeiert, diese Woche gibt er den Macbeth in Wien. +++ Rainer Mehlig, der lang­jäh­rige Bundes­ge­schäfts­führer des Verbandes deut­scher Musik­schulen, ist im Altert von 77 Jahren gestorben. +++ Die Verträge des Inten­danten des Linzer Landes­thea­ters, Hermann Schneider, sowie des Chef­di­ri­genten des Bruckner Orches­ters, , wurden vorzeitig verlän­gert – sie bleiben bis 2027 im Amt. +++ Lotte Tobisch, die Grande Dame des Wiener Opern­balls, ist mit 93 Jahren gestorben – Tobisch, mit ganzem Namen Char­lotte Tobisch-Labotýn, war die Nach­fahrin einer öster­rei­chi­schen k.u.k Patri­zi­er­fa­milie, deren Wurzeln sich bis in das Jahr 1229 zurück­ver­folgen lassen. Ihre Ausbil­dung erhielt sie im Internat Schloss Marquart­stein in Ober­bayern und im Wiener Sacré Coeur. Ihre Leiden­schaft zur Schau­spiel­kunst führte sie nach Wien ins Konser­va­to­rium Horak. Sie machte den Opern­ball unver­wech­selbar und starb nun nach langer Krank­heit in bei Wien. Walter Weid­ringer traf sie vor zwei Jahren für CRESCENDO.

Aber so ist die Welt, so würde es die Tobisch wollen: Bald heißt es wieder:
„Alles Walzer“ – in diesem Sinne, halten Sie die Ohren steif
Ihr

brueggemann@​crescendo.​de


Fotos: Wiki Commons