cresc... Biennale für aktuelle Musik Frankfurt Rhein Main vom 28. Februar bis 7. März 2020: Ensemble Modern. © Vincent Stefan - honorarfrei, Verwendung nur im engen inhaltlichen, redaktionellen Zusammenhang mit genannter Veranstaltung bei Nennung "© Vincent Stefan". Andere Verwendung nur nach Absprache. hr-Pressestelle, 069-155-4954.

Ensemble Modern

Für eine neue globa­li­sierte Iden­tität

von Ruth Renée Reif

23. September 2020

Das Ensemble Modern stellt unter dem Titel „Vielfalt erleben“ Werke schwarzer Komponisten vor. Kurator ist George E. Lewis. Die musikalische Leitung übernimmt Vimbayi Kaziboni.

Das stellt in zwei Konzerten, am 7. November 2020 in der Phil­har­monie und am 13. November 2020 in der Alten Oper , unter dem Titel „Viel­falt erleben“ Werke schwarzer Kompo­nisten vor. Zur Auffüh­rung kommen Werke von Daniel Kidane, Tania León, Jessie Cox, Alvin Singleton, Hannah Kendall und Andile Khumalo. Kurator ist George E. Lewis. Die musi­ka­li­sche Leitung über­nimmt .

Schwarze Kompo­nisten kommen im klas­si­schen Konzert­be­trieb nicht vor. Sieht man von Cheva­lier de Saint-Georges Joseph Bologne ab, der hin und wieder als Kuriosum vorge­führt wird, finden sich in den Programmen der Opern- und Konzert­häuser deren Werke nicht. Mit seinem Projekt „Afro-Moder­nism in Contem­po­rary Music“ wider­setzt sich das Ensemble Modern der ekla­tanten Nicht­be­rück­sich­ti­gung afro-diaspo­ri­scher klas­si­scher Kompo­nisten.

Vimbayi Kaziboni leitet das Ensemble Modern
Hat die musi­ka­li­sche Leitung der Konzerte „Viel­falt erleben. Afro-moder­nism in Contem­po­rary Music” des Ensemble Modern inne: der Diri­gent Vimbayi Kazi­boni

Die Musiker sind über­zeugt, dass es eine Verar­mung bedeute, der viel­fäl­tigen Erfah­rungen, Ästhe­tiken und Prak­tiken afro-diaspo­ri­scher Neuer Musik beraubt zu sein. Eine neue globa­li­sierte Iden­tität zu entwi­ckeln, so betonen sie, sei der Wandel, für den die zeit­ge­nös­si­sche Musik im 21. Jahr­hun­dert stehe. In zwei Konzerten in der Phil­har­monie Essen und in der Alten stellen sie sechs Werke schwarzer Kompo­nisten vor. Der Posau­nist und expe­ri­men­telle Kompo­nist George E. Lewis kura­tiert das Projekt. Die musi­ka­li­sche Leitung liegt in den Händen von Vimbayi Kazi­boni.

Der Komponist Daniel Kidane
Daniel Kidane

Daniel Kidane ist ein briti­scher Kompo­nist mit eritre­isch-russi­schen Wurzeln. In seinem Streich­quar­tett Foreign Tongues mischt er tradi­tio­nelle Musik aus Eritrea und Russ­land mit dem aggres­siven und dunklen Klang von Grime, einem urbanen Musik­stil, der seinen Ursprung im Londoner Eastend hat.

Die Komponistin Tania León
Tania Léon

Tania León kam in Havanna zur Welt. Als Mitbe­grün­derin des American Cmpo­sers Orchestras Sonidos de las Américas Festi­vals fördert sie Compo­sers of Color aus Latein­ame­rika. Ihr Werk Indi­gena ist voller rhyth­mi­scher Komple­xität, poly­phoner Struk­turen und wie impro­vi­siert wirkender Melo­dien.

Der Komponist Jessie Cox
Jessie Cox

Jessie Cox, der in der aufwuchs, ist Kompo­nist und Schlag­zeuger. In seinem Stück Exis­tence lies In-Between arbeitet er mit mikro­to­nalen Inter­vallen und erforscht unter­schied­liche Klang­farben.

Der Komponist Alvin Singleton
Alvin Singleton

Alvin Singleton kam in zur Welt und lebte über 14 Jahre in . Seine Kompo­si­tionen Again wurde 1979 beim Festival Stei­ri­scher Herbst urauf­ge­führt.

Die Komponistin Hannah Kendall
Hannah Kendall

Hannah Kendall wurde in London geboren und lebt in New York. Für ihre Kompo­si­tion Verdala aus dem Jahr 2018 ließ sie sich von dem Gedicht O Human Guide des gaya­ni­schen Lyri­kers Martin Carter inspi­rieren. Es erin­nert an das British West Indies Regi­ment, in dem während des Ersten Welt­krieges Männer aus der Karibik in Europa kämpften.

Andile Khumalo
Andile Khumalo

Andile Khumalo aus Südafrika umkreist in seiner Kompo­si­tion Inner Self für Klavier und Orchester die Frage der Iden­tität. Ange­regt dazu haben ihn „die Span­nungen zwischen den afri­ka­ni­sche ‚Migranten‘ und Afri­ka­nern inner­halb Südafrikas“.

Der Mythos Abwe­sen­heit

Zudem findet am 12. und 13. November 2020 im Haus der Deut­schen Ensemble Akademie in ein zwei­tä­giges Sympo­sium zu „Afro-Moder­nism in Contem­po­rary Music“ statt. Kompo­nisten disku­tieren mit Wissen­schaft­lern über den „Mythos Abwe­sen­heit“, wie die afro-diaspo­ri­sche Kompo­nistin, Wissen­schaft­lerin und Pianistin Dana Reason das Fehlen schwarzer Kompo­nisten in der Klassik-Welt nennt.

Mehr zu dem Projekt „Viel­falt erleben. Afro-Moder­nism in Contem­po­rary Music“ auf: www​.enemble​-modern​.de

Fotos: Ensemble Modern_2 (c) Vincent Stefan