News | 29.10.2020

Kritik an Kultur-Lock­down – Ruf nach Rettungs­schirm

von Redaktion Nachrichten

29. Oktober 2020

ngewiss, wann wir wieder für unser Publikum öffnen können", sagte Intendant Benedikt Stampa. Die Schließung der Kulturbranche wegen der Corona-Pandemie hat Kritik bei zahlreichen Intendanten hervorgerufen. Viele fordern einen umfassenden Rettungsschirm für Orchester und Musiker. Einige Häuser planen Online-Streaming-Programme und virtuelle Angebote, um den Kontakt zum Publikum zu halten.

Die ange­ord­nete Schlie­ßung von Thea­tern, Opern- und Konzert­häu­sern wegen der Corona-Pandemie ist in der Kultur­branche auf Kritik gestoßen. Die Absage aller Veran­stal­tungen vom 2. bis 30. November treffe die Häuser und Ensem­bles sowie die Künstler hart, erklärten zahl­reiche Inten­danten am Donnerstag. „Konzert­häuser haben sich mit ihren umfas­senden Hygie­ne­kon­zepten in den vergangen Monaten als sichere Orte bewährt“, betonte etwa Markus Fein von der Alten Oper .

Alte Oper Frankfurt, Großer Saal

Alte , Großer Saal

„Wieder wird es still auf den Bühnen dieses Landes“, sagte die Inten­dantin der Fest­spiele , Ursula Hasel­böck. Gleich­wohl sei es selbst­ver­ständ­lich, „dass auch die zweite Welle gebro­chen werden muss und wir diese Maßnahmen mittragen“. Das Festival wollte zwischen dem 4. November und 16. März 2021 zahl­reiche ausge­fal­lene Konzerte des Sommers nach­holen.

Der erneute harte Lock­down für Kultur­ein­rich­tungen „schießt bei allem Verständnis für einen effi­zi­enten Infek­ti­ons­schutz deut­lich über das Ziel hinaus“, erklärte der Geschäfts­führer der Deut­schen Orches­ter­ver­ei­ni­gung, Gerald Mertens. Die Hygie­ne­kon­zepte hätten in den letzten Monaten hervor­ra­gend funk­tio­niert. „Es ist kein einziger Infek­ti­ons­fall im Publikum bekannt­ge­worden.“

Für Orchester und Musiker forderte Mertens einen umfas­senden Rettungs­schirm. Die Schlie­ßung treffe sie in einer Zeit, in der sonst Hoch­be­trieb herrscht. Vor allem solo­selb­stän­dige Künstler und private Veran­stalter stünden jetzt vor dem Aus. „Auch sie müssen wie die staat­li­chen und nicht­staat­li­chen Orchester und Bühnen von Bund und Ländern endlich wirksam unter­stützt werden.“

Der Inten­dant der Baye­ri­schen Staats­oper äußerte sich über­zeugt, „dass wir Kunst­schaf­fenden dazu beitragen können, die psychi­schen Auswir­kungen der Pandemie zu bekämpfen.“ Gerade in so schwie­rigen Zeiten sehnten sich viele Menschen gera­dezu nach Konzerten und Auffüh­rungen. Sein Ensem­bles werde auch im November nicht müde werden, Kunst zu schaffen. „Weitere Strea­ming-Programme werden folgen, denn sie spenden Trost und geben Hoff­nung.“

„Die erneute Einstel­lung des Spiel­be­triebs stellt uns vor große Heraus­for­de­rungen“, sagte der Inten­dant des Staats­thea­ters , . Um zumin­dest virtuell geöffnet zu bleiben, plane sein Haus, die Ange­bote auf der eigenen Online-Platt­form „Digi­taler Fundus“ wieder zu inten­si­vieren. „Wir wollen den Kontakt zu unserem Publikum keines­falls verlieren“, betonte Herzog. Auch die Staats­oper will den November für Proben nutzen. „Daneben werden wir Produk­tionen filmisch aufzeichnen und diese dann auf Strea­ming-Platt­formen zeigen“, sagte Inten­dantin Laura Berman.

Die Oper zieht ihre ursprüng­lich für den 7. November geplante Première von Richard Wagners „Lohen­grin“ auf den 1. November vor. „Wir rollen am letzten Tag vor der erneut notwen­digen Schlie­ßung noch einem den roten Teppich aus, um unserem treuen und enthu­si­as­ti­schen Publikum die Première »Lohen­grin« anzu­bieten“, erklärte Inten­dant und Gene­ral­mu­sik­di­rektor . Die Staats­ka­pelle lässt ihr für den 3. November ange­setztes Sonder­kon­zert mit Chef­di­ri­gent auch schon 1. November statt­finden. Das Programm mit Beet­ho­vens Violin­kon­zert und dem Solisten Nikolaj Szeps-Znaider bleibt erhalten.

Das Fest­spiel­haus schließt den Betrieb gleich bis Ende 2020. „Es ist völlig unklar, wie die Situa­tion im Dezember sein wird und wie schnell wir wieder ein fest­spiel­wür­diges Programm ermög­li­chen könnten“, erklärte Inten­dant Bene­dikt Stampa. Ein vier­wö­chiger Lock­down erfor­derte im Anschluss eine mindes­tens so lange Wieder­vor­be­rei­tung auf Programm und Publikum.

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