News | 20.02.2022

Rossinis „Bianca e Falliero“ erst­mals in Frank­furt gezeigt

von Redaktion Nachrichten

20. Februar 2022

Frankfurts Opernbesucher begeistert von Rossinis "Bianca e Falliero". Regisseur Tilmann Köhler transportierte den Spionagethriller in die Gegenwart und überzeugte mit einer konzentrierten Inszenierung und raffiniertem Bühnenbild.

Begeis­terte Zustim­mung erntete Gioa­chino Rossinis „Bianca e Falliero“ am Sonn­tag­abend in Frank­furts Opern­haus. Knapp 600 Besu­cher auf Plätzen im strengen Schach­brett­muster erlebten die konzen­trierte Insze­nie­rung von Tilmann Köhler, der den vene­zia­ni­schen Spio­na­ge­thriller in die Gegen­wart trans­por­tierte.

"Bianca e Fallerio"

„Bianca e Fallerio“

Dabei gelang es dem Regis­seur nach einem anfäng­lich zähen ersten Teil, die Wand­lung der von drei Männern unter­drückten Bianca zur selbst­be­wussten Frau zu beglau­bigen. Beson­ders gelungen sein Miss­trauen gegen das aufok­troy­ierte „lieto fine“ des Librettos. Statt ihren tyran­ni­schen Vater zu preisen und Falliero zu heiraten, lässt sie alle drei toxi­schen Männer samt zuver­lässig konze­die­rendem Hofstaat zurück und macht sich allein auf den Weg in eine unge­wisse Zukunft. Als erstaun­lich wandelbar erweisen sich die beiden raffi­niert teil­baren, konzen­tri­schen Mauern von Bühnen­bildner Karoly Risz, die sich beliebig teilen oder zu einer abwei­senden Burg schließen ließen. Ursprüng­lich hätte Rossinis Melo­d­ramma aus dem Jahre 1819 bereits 2020 in Première feiern sollen, wurde aber nach drei Proben­wo­chen wegen Corona abge­setzt.

Alle über­ra­genden Solisten debü­tierten in ihren Rollen, während die ameri­ka­ni­sche Sopra­nistin Heather Phil­lipps zusätz­lich ihr umju­beltes Frank­furt- und Euro­pa­debüt gab. Die schot­ti­sche Mezzo­so­pra­nistin Beth Taylor in der Hosen­rolle Fallieros erntete dank ihrer kraft­vollen und zugleich kolo­ra­tur­wen­digen Stimme ebenso Bravo­stürme wie alle drei Sänger aus dem Frank­furter Ensemble: Bass­ba­riton Kihwan Sim zeigte sich mit seinem wankel­mü­tigen Capellio in gewohnter Höchst­form, ebenso wie Božidar Smil­janić als despo­ti­scher Doge von , während Tenor Theo Lebow mit der Bewäl­ti­gung seiner schwie­rigen Kolo­ra­tur­partie des Conta­reno ein Meis­ter­stück gelang.

Rossinis federnde Musik lag in den Händen eines Spezia­listen: Giuliano Carella führte sicher und rhyth­misch unbe­stech­lich durch Ouver­türe, Quin­tette und Chor­pas­sagen und wusste beson­ders die beiden sich glühend auftür­menden Finali mit konzen­trierter Raffi­nesse zum Lodern zu bringen.

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