Michelangelo Caravaggio
Sinnliche Erotik oder religiöse Hingabe
von Ruth Renée Reif
14. Oktober 2020
„Johannes der Täufer“ von Michelangelo Caravaggio löst unter Kunsthistorikern einen intensiven Diskurs aus. Die Staatliche Kunstsammlung Dresden holt das Gemälde aus Rom nach Dresden.
„Johannes der Täufer“ von Michelangelo Caravaggio löst unter Kunsthistorikern einen intensiven Diskurs aus. Die Staatliche Kunstsammlung Dresden holt das Gemälde im Rahmen ihrer Ausstellungsreihe „Begegnungen“ aus den Kapitolinischen Museen in Rom nach Dresden und zeigt es vom 16. Oktober bis 17. Januar 2021 es im Zusammenhang mit anderen Gemälden im Zwinger.
Revolutionär war Michelangelo Caravaggios Schaffen. Es zwang die Künstler aller Länder in ihren Bann und schuf eine neue Sehweise in der Kunst. Der manieristischen Tradition stellte Caravaggio das direkte Studium der Natur entgegen.
Menschen aus Fleisch und Blut
Die Idealgestalten der Mythologie und der Bibel wurden in seinen Bildern zu Menschen aus Fleisch und Blut. 1602 schuf er für die private Bildergalerie des römischen Adeligen Ciriaco Mattei das Gemälde Johannes der Täufer. Unter Kunsthistorikern findet über dieses Bild ein intensiver Diskurs statt.
Göttliche Liebe oder homosexuelle Erotik
Denn der Zuordnung des Sujets zum Religiösen steht einiges entgegen. Zwar weisen Attribute wie das rote Tuch, das Fell und die angedeutete Wildnis der Umgebung das Bild dem sakralen Bereich zu. Doch die Abbildung eines Widders statt eines Lamms und vor allem die zur Schau gestellte Nacktheit und die unverkennbar sinnlich-erotische Ausstrahlung des Knaben wecken Zweifel. Manche deuten den erotischen Aspekt als Symbol göttlicher Liebe und den Widder als Kreuzeshieroglyphe. Andere jedoch bezeichnen das Bild nur als Vorwand für den eigentlichen Bildinhalt, nämlich die Homosexualität Caravaggios.
Changieren zwischen biblischer und profaner Sinngebung
Dagegen versuchen Kunsthistoriker, die die tiefgründige, sich oberflächlicher Deutung entziehende Beschaffenheit großer Kunstwerke betonen, beide Sichtweisen zu vereinen. Sie führen an, dass ein Changieren zwischen biblischer und profaner Sinngebung nichts Ungewöhnliches sei. Die Staatliche Kunstsammlung Dresden holt das Gemälde im Rahmen ihrer Ausstellungsreihe „Begegnungen“ aus den Kapitolinischen Museen in Rom nach Dresden und zeigt es im Zusammenhang mit anderen Gemälden im Zwinger.
Weitere Informationen: www.gemaeldegalerie.skd.museum