Eine Oper für den Broadway

von Ruth Renée Reif

3. April 2020

Der Todestag von Kurt Weill jährt sich zum 70. Mal. Die NML vermittelt Höreindrücke aus seinem Werk. Und in Berlin sind für Februar 2021 Kurt-Weill-Tage geplant.

Der Todestag von jährt sich am 3. April 2020 zum 70. Mal. Die NML vermit­telt Hörein­drücke aus seinem Werk. Und in sind für Februar 2021 Kurt-Weill-Tage der Komi­schen Oper Berlin, des Berliner Ensem­bles und der Bien­nale der geplant.

Als Kurt Weill am 5. April 1950 im Alter von nur 50 Jahren in verstarb, blieb sein letzter Traum uner­füllt: eine Oper für den Broadway zu entwi­ckeln. Der Drama­tiker Maxwell Anderson schil­dert Weill in seinem Nachruf als glück­li­chen Menschen, glück­lich in seiner Arbeit und glück­lich in : „Als Hitler an die Macht kam, verließ er für immer. Er wollte nicht einmal mehr Deutsch spre­chen.“ 10.000 Menschen kamen zu einem Gedenk­kon­zert am 10. Juli ins Lewi­sohn Stadium.

Kurt Weill und sein Lehrer Ferruccio Busoni

Kurt Weill links neben seinem Lehrer Ferruccio Busoni

Geboren wurde Kurt Weill am 2. März 1900 als Sohn eines jüdi­schen Kantors. Seine Ausbil­dung erhielt er bei dem Opern­ka­pell­meister Albert Bing sowie an der Musik­hoch­schule Berlin, wo er der Meis­ter­klasse von Ferruccio Busoni ange­hörte.

Die Begeg­nung von Lotte Lenya und Kurt Weill

Lotte Lenya und Kurt Weill

Im Hause des Drama­ti­kers Georg Kaiser lernten sie einander kennen: Lotte Lenya und Kurt Weill 
(Foto: © imago / United Archives Inter­na­tional)

1924 begann seine Zusam­men­ar­beit mit dem Drama­tiker Georg Kaiser. Zugleich lernte er Lotte Lenya kennen. Sie arbei­tete im Hause Kaisers als Kinder­mäd­chen. Damit begann eine schwie­rige, aber weit über Weills Tod hinaus­rei­chende Bezie­hung. Lotte Lenya wurde Weills Nach­lass­ver­wal­tern und setzte sich für die Verbrei­tung seiner Werke ein.

Der Dramatiker Georg Kaiser

Mit dem Drama­tiker Georg Kaiser schuf Kurt Weill die Oper Der Prot­ago­nist
(Foto: © Trude Geiringer)

Mit Kaiser schuf Weill die Oper Der Prot­ago­nist, die 1926 unter der musi­ka­li­schen Leitung von Fritz Busch an der Dresdner Staats­oper urauf­ge­führt wurde. 1927 schuf Weill mit dem Dichter Yvan Goll die Oper Royal Palace. Weill bezeich­nete dieses Werk, dessen Urauf­füh­rung an der von Erich Kleiber diri­giert wurde, als ersten Versuch, „in einer Oper das Wesen der Zeit von innen her zu beleuchten“.

Der große Erfolg mit der Drei­gro­schen­oper

Kurt Weill und Bertolt Brecht

1927 begann die Zusam­men­ar­beit von Kurt Weill mit Bertolt Brecht. 

Im selben Jahr erfolgte die Auffüh­rung des Song­spiels Maha­gonny, und es begann die Zusam­men­ar­beit mit Bertolt Brecht. Bereits im Jahr darauf hatten die beiden mit der Drei­gro­schen­oper ihren großen Erfolg. Die Urauf­füh­rung erfolgte im Theater am Schiff­bau­er­damm. Theo Mackeben leitete die Auffüh­rung, und Erich Engel führte in der Ausstat­tung von Caspar Neher Regie.

Uraufführung der Dreigroschenoper

Mit der Drei­gro­schen­oper errangen Kurt Weill und Bertolt Brecht ihren großen Erfolg. 
(Foto: © Scherl / Süddeut­sche Zeitung Photo)

Weill verschaffte der Erfolg finan­zi­elle Unab­hän­gig­keit. Er konnte sich nun ganz auf seine kompo­si­to­ri­sche Arbeit konzen­trieren. In einem Essay mit dem Titel Die Oper – wohin? erläu­terte er sein Konzept der Gebrauchs­musik. Diese stellte für ihn eine Musik dar, die „das Musik­be­dürfnis brei­terer Bevöl­ke­rungs­schichten zu befrie­digen vermag, ohne ihre künst­le­ri­sche Substanz aufzu­geben“. Die Zukunft der Oper sah er in einer Einbe­zie­hung der Neue­rungen des Sprech­thea­ters.

Kurt Weill und Lotte Lenya

Eine schwie­rige, aber den Tod über­dau­ernde Bezie­hung: Lotte Lenya und Kurt Weill 

Weitere Werke mit Brecht folgten wie die Kantate Der Lind­bergh­flug, die Oper Der Jasager und die Oper Aufstieg und Fall der Stadt Maha­gonny.

Das Ende der Weimarer Repu­blik und der Beginn des Exils 

Am 4. März 1933 erfolgte mit dem Winter­mär­chen Der Silbersee von Georg Kaiser die letzte Auffüh­rung eines Werks von Weill in Deutsch­land. Mit dem Reichs­tags­brand in der Nacht vom 27. zum 28. Februar begann der Unter­gang der Weimarer Repu­blik.

Der Kunstsammler und Mäzen Edward James unterstützte auch Kurt Weill

Der Kunst­sammler und Mäzen Edward James unter­stützte auch Kurt Weill mit einem Auftrag.

Weill floh ins Exil, zunächst nach Paris, wo er seine Arbeit zunächst fort­setzte. Von dem Kunst­sammler und Mäzen Edward James erhielt er den Auftrag, Die sieben Todsünden, ein Ballett mit Gesang für George Balan­chines Ballett­truppe, zu kompo­nieren. Brecht schrieb den Text dazu. Die Urauf­füh­rung erfolgte am 7. Juni 1933 im Théâtre des Champs Élysées.

Kurt Weill und Lotte Lenya bei de Ankunft in New York

Am 10. September 1933 kamen Kurt Weill und Lotte Lenya auf der Maje­stic im Hafen von New York an.

Am 4. September schiffte sich Weill mit Lotte Lenya auf der Maje­stic nach New York ein. Gleich nach seiner Ankunft nahm er seine Arbeit wieder auf und knüpfte Kontakte. Bereits 1937 stellte er einen Antrag auf die ameri­ka­ni­sche Staats­bür­ger­schaft.

Maxwell Anderson

Ein enger Freund Kurt Weills: der Drama­tiker und Libret­tist Maxwelll Anderson

1938 kompo­nierte Weill mit Texten von Maxwell Anderson das Musical Knicker­bo­cker Holiday. Und bereits 1941 gelang ihm mit Lady in the Dark der Durch­bruch am Broadway.

Erfah­rungen der Psycho­ana­lyse

Das Libretto stammte von dem Drama­tiker Moss Hart. Dieser verar­bei­tete darin die Erfah­rungen, die er in seiner Psycho­ana­lyse bei dem Psych­iater Gregory Zilboorg gemacht hatte. Die Song­texte schrieb Ira Gershwin. Weill erreichte 545 Auffüh­rungen in drei Spiel­zeiten. 1943 erlangte er mit dem Musical One Touch of Venus, einer Pygma­lion-Geschichte, 567 Auffüh­rungen.

Kurt Weill mit Ira Gershwin

Kurt Weill und Ira Gershwin, der die Song­texte zu dem psycho­ana­ly­ti­schen Musical Lady in the Dark schrieb

1947 kompo­nierte Weill Street Scene mit einem Text des Dich­ters Lang­ston Hughes, die er als „American Opera“ bezeich­nete. Ein Jahr vor seinem Tod schuf er aber­mals mit einem Text von Maxwell Anderson die „Musical Tragedy“ Lost in the Stars. Sie wurde nach ihrer Urauf­füh­rung in New York auf einer Tournee durch zehn ameri­ka­ni­sche Städte geschickt.

Das letzte Werk blieb unvoll­endet

Das Grab von Kurt Weill und Lotte Lenya auf dem Mount Repose Cemetery in Haverstraw

Das Grab von Kurt Weill und Lotte Lenya auf dem Mount Repose Ceme­tery in Haver­straw

Unvoll­endet blieb Weills letzte Arbeit mit Maxwell Anderson: eine Adap­tion von Mark Twains Adven­tures of Huck­le­berry Finn für ein Musical. Fünf Songs hinter­ließ Weill dazu.

Kurt Weill in der NML
Als Dank, dass Sie auch ange­sichts der Corona-Krise an die Musik glauben, können Sie dieses Album bis Ende Mai 2020 kosten­frei in der NML hören. Regis­trieren Sie sich unter: crescendo​.de

Kurt-Weill-Tage der Komi­schen Oper Berlin, des Berliner Ensem­bles und der Bien­nale der Berliner Phil­har­mo­niker von 10. bis 21. Februar 2021. Das Programm wird noch bekannt gegeben.