Leopold-Mozart-Haus

Leopold Mozart mit allen Sinnen

von Ruth Renée Reif

6. März 2020

Die neu gestaltete Dauerausstellung im Augsburger Geburtshaus Leopold Mozarts nähert sich dem Musiker, Komponisten und Vater des berühmten Sohnes in Form eines sinnlichen Gemeinschaftserlebnisses.

Am 7. März 2020 öffnet das neue Leopold-Mozart-Haus in seine Tore.

Die neu gestal­tete Dauer­aus­stel­lung (Foto oben: © Mozart­stadt Augs­burg / Chris­tian Menkel) im Augs­burger Geburts­haus Leopold Mozarts nähert sich dem Musiker, Kompo­nisten und Vater des berühmten Sohnes in Form eines sinn­li­chen und inter­ak­tiven Gemein­schafts­er­leb­nisses.

Zugang zur neuen Dauerausstellung im  Leopold-Mozart-Haus in Augsburg

Eingangs­be­reich zur neu gestal­teten Dauer­aus­stel­lung im Augs­burger Leopold-Mozart-Haus 
(Foto: © Mozart­stadt Augs­burg / Chris­tian Menkel) 

Gemeinsam hören und fühlen

Die Heraus­for­de­rung bestand darin, eine Ausstel­lung zu entwerfen, die ohne Origi­nal­ob­jekte auskommen muss. Gefunden wurde die Lösung in einem Konzept, das vorrangig auf sinn­li­ches Erleben setzt. Die Besu­cher werden einge­laden, gemeinsam zu hören, zu fühlen und mitzu­ma­chen.

Nachbau der Reisekutsche, in der Leopold Mozart mit seiner Familie fuhr

Nachbau der Reise­kut­sche, mit der und seine Familie reisten
(Foto: © Mozart­stadt Augs­burg / Chris­tian Menkel) 

So gibt es einen begeh­baren Nachbau der Reise­kut­sche, in der Leopold Mozart mit seiner Familie fuhr. Ein Zimmer­theater im Barock­stil dient mit einem histo­ri­schen Stein-Flügel auch als Konzert- und Veran­stal­tungs­raum. Und in einer Hörlounge kann man den Kompo­nisten Leopold Mozart kennen­lernen.

Interaktive Annäherung an Leopold Mozart

Leopold Mozart inter­aktiv erfahrbar werden zu lassen – das ist das Ziel der Ausstel­lung
(Foto: © Mozart­stadt Augs­burg / Ruth Ploessel) 

Darüber hinaus wurde ein Sinnes­raum geschaffen, der die Musik zur unmit­tel­baren körper­li­chen Erfah­rung werden lässt.

Leopold Mozart in seiner GeburtsstadtAugsburg

Augs­burg im 18. Jahr­hun­dert 
(Foto: © Mozart­stadt Augs­burg / Ruth Ploessel) 

Vom Herbst 2018 an arbei­tete ein Kura­to­ren­team unter der Feder­füh­rung des Kultur­re­fe­rats der an der Konzep­tion. Betei­ligt waren Simon Pickel, der Leiter des Mozart­büros im , Ute Legner, die Leiterin des städ­ti­schen Musik­ver­mitt­lungs­pro­gramms MEHR MUSIK!, Professor Dr. Johannes Hoyer, der Leiter des Master-Studi­en­gangs Musik­ver­mitt­lung am Leopold-Mozart-Zentrum der Univer­sität Augs­burg, sowie der Kunst­his­to­riker Ulrich Heiss. Die Gestal­tung und Umset­zung der Ausstel­lung über­nahm die Agentur unodue.

Das Geburtshaus von Leopold Mozart in Augsburg ist heute Museum.

Das Geburts­haus von Leopold Mozart – heute Standort der Dauer­aus­stel­lung
(Foto: © Mozart­stadt Augs­burg / Ruth Ploessel) 

Huma­nis­ti­sche Ausbil­dung bei den Jesuiten

Leopold Mozart wurde 1719 in Augs­burg geboren. Er entstammt einer Familie von Hand­wer­kern. Seine Eltern wohnten in der Jesui­ten­gasse in einem Haus, das dem Jesui­ten­orden gehörte. Und Leopold Mozart besuchte das Jesui­ten­kolleg St. Salvator. Er hielt eine umfas­sende huma­nis­ti­sche, natur­wis­sen­schaft­liche, sprach­liche und musi­sche Ausbil­dung. Als Sänger und Geiger wirkte er zudem an vielen Schul­auf­füh­rungen mit.

Dem Komponisten Leopold Mozart nachhören

Leopold Mozart als Kompo­nist – im Hörraum der Ausstel­lung wird seine Musik lebendig
(Foto: © Mozart­stadt Augs­burg / Chris­tian Menkel) 

Ein Studium der Philo­so­phie und Juris­pru­denz an der Univer­sität Salz­burg musste er aufgeben, weil er wegen mangelnden Fleißes und geringer Anwe­sen­heit von der Univer­sität verwiesen wurde.

Kammer­diener und Musiker

So wurde er Kammer­diener und Musiker. 1747 heira­tete er Anna Maria Perl, die Tochter einer verarmten Familie. Seine Mutter hielt ihm seine Ausstat­tung von 300 Gulden vor. Ihr Wunsch war es gewesen, dass ihr ältester Sohn Priester werde. Auch wünschte sie seine Rück­kehr nach Augs­burg.

Die neue Dauerausstellung im Leopold-Mozart-Haus Augsburg

Blick in die neue Dauer­aus­stel­lung im Augs­burger Leopold-Mozart-Haus
(Foto: © Mozart­stadt Augs­burg / Chris­tian Menkel) 

Die Violin­schule

Leopold Mozart brauchte das Geld, um den 1755 den Druck seines Lehr­buchs Versuch einer gründ­li­chen Violin­schule zu finan­zieren, jenes Werks, mit dem er Eingang in zahl­reiche Lexika fand. Die Weige­rung der Mutter verbit­terte ihn. In einem Brief schrieb er, falls sie sich weigere zu zahlen, „möchten sie heut oder morgen der teufel hollen“. Die beiden zerstritten sich so sehr, dass jeder Kontakt abbrach.

Nachgestaltete Anzüge, wie Leopold Mozart sie getragen haben könnte

Klei­dungs­stücke der Art, wie Leopold Mozart sie getragen haben könnte
(Foto: © Mozart­stadt Augs­burg / Chris­tian Menkel) 

Leopold Mozarts Aufstieg als Musiker begann im Dienste des Salz­burger Erzbi­schofs. 1743 wurde er Violi­nist im fürst­li­chen Orchester, in dem er es schließ­lich zum Vize­ka­pell­meister brachte.

Unzäh­lige und anschau­liche Briefe

Als Ausgangs­punkt der Ausstel­lung dienten Leopold Mozarts „unzäh­lige und äußerst anschau­liche Briefe“. So stellt die Ausstel­lung unter anderem die Frage, was aus Wolf­gang Amadeus geworden wäre, wenn er einen anderen Vater gehabt hätte. Diese Frage trieb bereits viele Biografen von Wolf­gang Amadeus um.

Bitter­nisse des Lebens 

Im Laufe der Jahr­hun­derte erfuhr die Antwort darauf eine zuneh­mende Umdeu­tung. Über­nahmen die Biografen des 19. Jahr­hun­derts noch das Selbst­bild, das Leopold Mozart von sich entwarf, so tauchten zu Beginn des 20. Jahr­hun­derts zuneh­mend Zweifel am Ideal einer patri­ar­cha­li­schen Familie auf. In Zweifel gezogen wurde auch, ob Leopold Mozart wirk­lich die mensch­liche Größe besaß, das Ausmaß der schöp­fe­ri­schen Entwick­lung seines Sohnes anzu­er­kennen. Zu demü­ti­gend und bitter war das eigene Leben.

Nachbau eines Barocktheaters

Nachbau einer Barock­bühne mit einem Prosze­nium und einer tiefen Haupt­bühne. Seit­lich die in der Tiefe gestaf­felten und perspek­ti­visch bemalten Kulissen. Hinten der eben­falls bemalte Prospekt. 
(Foto: © Mozart­stadt Augs­burg / Chris­tian Menkel) 

Aufschluss­reich ist ein Brief vom 29. Dezember 1777, in dem Leopold Mozart die Erwar­tung äußert, dass sein Sohn „gewiß alles wird, sich Rhum, Ehre und Geld zu machen, um uns zu retten, und seinen Vater nicht dem höhni­schen gespöth und Gelächter gewisser Personen, die ich euch nicht nennen darf, auszu­setzen; welches mich gewiß unter die Erde bringen würde. Sein Glück, sein Rhum wird die süsseste Rache für uns seyn“.

Den ganzen Leopold Mozart möchte die Ausstellung präsentieren.

Der Sinnes­raum in der neuen Dauer­aus­stel­lung
(Foto: © Mozart­stadt Augs­burg / Chris­tian Menkel) 

Wolf­gang Amadeus war damals noch keine fünf Jahre alt. Da wünschte sich sein Vater von ihm bereits Erret­tung von all den Demü­ti­gungen, die ihm wider­fahren waren.

Den ganzen Mozart zeigen

Zu beleuchten ist in diesem Zusam­men­hang auch das Leben der Tochter Maria Anna, die in ihrer musi­ka­li­schen Bega­bung dem Bruder nicht nach­stand, jedoch in eine Ehe mit einem 15 Jahre älteren Mann gezwungen wurde und dem Vater nach dem Tod der Mutter als Ersat­ze­he­frau dienen musste.

Ein historischer Flügel für Aufführungen

Ein histo­ri­scher Flügel für Musik­ver­an­stal­tungen im Leopold-Mozart-Haus
(Foto: © Mozart­stadt Augs­burg / Chris­tian Menkel) 

Die Ausstel­lung setzt sich das Ziel, den ganzen Mozart zu zeigen und nicht nur den Vater. Leopold Mozart sei eine eigen­stän­dige Persön­lich­keit, die zwar untrennbar mit seinem Sohn verbunden bleiben werde, aber dennoch viel mehr zu bieten habe. In elf Themen­räumen werden Mozarts Briefe zum Leben erweckt. 

Im Herbst 2019 erschien bei Bären­reiter die von der Stadt Augs­burg bei Silke Leopold in Auftrag gege­bene Biografie „,Ein Mann von vielen Witz und Klug­heit‘. Leopold Mozart. Eine Biogra­phie“. Mehr dazu auf crescendo de

Infor­ma­tionen zu Öffnungs­zeiten und Veran­stal­tungen des Leopold-Mozart-Hauses in Augs­burg : www​.mozart​stadt​.de

Von 8. Mai bis 14. Juni 2020 findet in Augs­burg unter dem Motto „MZRT & BTHVN“ das Deut­sche Mozart­fest statt. Mehr dazu: www​.mozart​stadt​.de