12. Internationales Orgelfestival
Enorme Klangvielfalt
von Ruth Renée Reif
9. September 2020
Das 12. Internationale Orgelfestival lädt vom 4. bis 18. Oktober 2020 in die Münchner Jesuitenkirche St. Michael. Peter Kofler, Organist und Leiter des Festivals, erläutert das Programm.
Das 12. Internationale Orgelfestival lädt vom 4. bis 18. Oktober 2020 in die Münchner Jesuitenkirche St. Michael. Peter Kofler, Organist in St. Michael und Leiter des Festivals, erläutert im CRESCENDO-Gespräch, was der großen Rieger-Orgel den besonderen Klang verleiht und gibt Einblicke in das Programm.
CRESCENDO: Herr Kofler, das Festival erfreut sich bei Organisten und Publikum großer Beliebtheit. Wie entstand die Idee dazu?
Peter Kofler (Foto oben: © Walter Glück): Als ich 2008 nach St. Michael kam, lag es mir am Herzen, eine Orgelkonzertreihe ins Leben zu rufen. So entstanden die monatlichen Michaelskonzerte und das Orgelfestival. Innerhalb des Festivals sollte es jedoch auch Kammermusik geben und jeweils ein großes Konzert in der Mitte. Die Kreuzkapelle bietet den intimen Rahmen für Kammermusik, und mit dem wunderbaren Hochchor der Kirche besteht die Möglichkeit, auch Bach-Kantaten und Orgelkonzerte von Händel aufzuführen.
Zum Einsatz kommt beim Festival die Rieger-Orgel. Was zeichnet sie aus?
Mit ihren 75 Registern bietet sie eine enorme Klangvielfalt. Von den leisen, zarten Tönen bis zum großen, majestätischen Tutti-Klang füllt sie den Raum wunderbar aus. Man kann auf ihr Literatur quer durch die Jahrhunderte adäquat darstellen.
Ein Komponist, der das Festival seit seinem Bestehen dominiert, ist Johann Sebastian Bach. Ihre Gastorganisten spielen ihn, und Sie bringen sein Orgelwerk seit 2017 auch in Einspielungen heraus. Worin besteht das Besondere an Bachs Orgelmusik?
Seine Musik weist in ihren verschiedenen kontrapunktischen Möglichkeiten zum einen so viel Genialität auf. Zum anderen geht sie unmittelbar ins Herz. Man kann sie immer wieder hören. Vermutlich weil sie nicht vorhersehbar ist. Im Gegenteil, je öfter man sie hört und je intensiver man sich mit ihr befasst, desto tiefgründiger erscheint sie einem.
Gestalten die Organisten Ihre Programme selbst?
Ich gebe bewusst kein Thema vor. Mit geht es vor allem um Vielfalt. Jeder Organist hat seine eigenen Schwerpunkte, und dadurch entsteht von allein ein farbenprächtiges Programm.
Das diesjährige Festival eröffnet der Domorganist von Essen…
Ursprünglich war das Programm mit internationalen Organisten geplant. Aber infolge der Corona-Pandemie erschien mir das Risiko zu hoch. Es dürfen statt 700 auch nur 150 Zuhörer kommen. Deshalb habe ich das Programm kurzfristig mit deutschen Kollegen gestaltet. Wichtig dabei war mir, ein Signal für die Kultur zu setzen. Sebastian Küchler-Blessing aus Essen ist ein junger talentierter Organist und bereits zum zweiten Mal bei uns zu Gast. Er kann großartig improvisieren, was er im Konzert auch zeigt. Wolfgang Zerer hat in Hamburg eine Professur, ist ein Spezialist für Alte Musik und stellt in seinem Konzert Alte und neuere Musik einander gegenüber. Und Matthias Maierhofer, der in Freiburg Professor ist und dort die Domorganistenstelle innehat, bringt ein Programm mit Wiener Komponisten.
Sie spielen ebenfalls ein Konzert…
Ich bringe eine Reihe an Klavierkompositionen von Schumann und Mendelssohn. Die kann man wunderbar spielen, weil die Orgel über diese Farbigkeit und Dynamik verfügt, stufenlos und ohne Bruch von leise bis laut zu gleiten.
Im Orgelfestival kann man den Organisten beim Spielen sehen.
Ja, wir übertragen die Konzerte auf Video-Leinwand. Dabei blenden wir jedoch auch Bilder der Kirche ein, um den Raum abzubilden, das Publikum den Klang im Raum wahrnehmen zu lassen und ein bewusstes Zuhören zu ermöglichen.
Informationen zum Orgelfestival unter: www.muenchner-orgelherbst.de
Mehr von Peter Kofler unter CRESCENDO.DE
Und Peter Kofler und seine Bach-Einspielung in der NML.