Ein Besuch in der Eremi­tage mit Musik und Tanz

von Ruth Renée Reif

15. April 2020

Die Filmkünstlerin Axinya Gog geleitet in einem kontemplativen Filmtrack mit Musik und Tanz über fünf Stunden lang durch die Eremitage in Sankt Petersburg.

Die Film­künst­lerin Axinya Gog geleitet in einem kontem­pla­tiven Film­track mit Musik und Tanz über fünf Stunden lang durch die Eremi­tage in .

Eremitage in Sankt Petersburg

Blick auf den Winter­pa­last am Ufer der Newa

Die Museen müssen infolge der Corona-Krise geschlossen bleiben. Die Eremi­tage in hat einen beson­deren Weg gefunden, dennoch etwas von ihren Räumen und ihren Samm­lungen zu zeigen. Sie hat die Film­künst­lerin Axinya Gog mit einem Film­pro­jekt beauf­tragt.

Über fünf Stunden in einem Track

Die Filmkünstlerin Axinya Gog

Lässt sich von dem Spiel­film Russi­sche Arche inspi­rieren: die Film­künst­lerin Axinya Gog 

Gog ließ sich von dem Spiel­film Russi­sche Arche inspi­rieren, den Alex­ander Sukurow 2002 in nur einer einzigen Einstel­lung im Winter­pa­lais drehte. So verfer­tigte sie ihren Film, den sie mit einem iPhone 11 pro aufnahm, eben­falls in einem einzigen Track.

Das Eremitage-Filmprojekt der Filmkünstlerin Axinya Gog

Gefilmt mit einem Smart­phone des Unter­neh­mens Apple

Über fünf Stunden bewegt sie sich durch die Räume, schweift über die präch­tigen, gold­ge­schmückten Decken, die kunst­vollen Intar­sien der Böden und die über­reich mit Gemälden behängten Wände.

Mit Musik und Tanz durch die Säle

Kompo­niert elek­tro­ni­sche Musik: MUJUICE

Musik und Tanz­ein­lagen greifen die Stim­mungen der Räume und Kunst­werke auf. Verwen­dung fanden reli­giöse Kompo­si­tionen von , elek­tro­ni­sche Kompo­si­tionen von Roman V. Litwinow, genannt MUJUICE, und Gabriel Proko­fiev sowie Werke der beiden Kompo­nisten und Pianisten Katsu­hiro Oguri und Kirill Richter.

Die Jordantreppe in der Eremitage

Tanz auf der Jord­an­treppe (Film­aus­schnitt)

Der Film beginnt mit einem Tanz die Jord­an­treppe hinauf in die Prunk­räume des Ober­ge­schosses.

Die Prunk­räume

Die Ruhmeshalle in der Eremitage

Helden­ver­eh­rung nach Napo­leons geschei­tertem Russ­land­feldzug in der Ruhmes­halle (Film­aus­schnitt)

In der Ruhmes­halle der russi­schen Helden des Vater­län­di­schen Krieges, wie Napo­leons geschei­terter Russ­land­feldzug aus russi­scher Sicht genannt wurde, lässt sie einen jungen Kadetten auftreten.

Anbetung der Könige von Hugo van der Goes in der Eremitage

Farben­prächtig nach der Restau­rie­rung: das Tripty­chon „Anbe­tung der Könige“ von (Film­aus­schnitt)

Auf einzelnen Prunk­stü­cken der Samm­lung verweilt Gog lange wie etwa auf dem Tripty­chon „Anbe­tung der Könige“ des flämi­schen Malers Hugo van der Goes aus dem 15. Jahr­hun­dert, das nach seiner Restau­rie­rung in voller Farben­pracht erstrahlt.

Drei Millionen Kunst­ob­jekte

Elektronischer Komponist Gabriel Prokofiev

Kompo­nist elek­tro­ni­scher Musik: Gabriel Proko­fiev 
(Foto: © HLJones)

Die Eremi­tage zählt zu den größten Kunst­mu­seen der Welt. Das Gebäu­de­en­semble, das das Eremi­tage-Theater, die Alte Eremi­tage, die Kleine Eremi­tage sowie die dahinter liegende Neue Eremi­tage umfasst, gehört mit der Sankt Peters­burger Innen­stadt zum UNESCO-Welt­kul­tur­erbe.

Der Gebäudekomplex der Eremitage

Die Eremi­tage: das Eremi­tage-Theater, die Alte Eremi­tage, die Kleine Eremi­tage sowie dahinter die Neue Eremi­tage

Fast drei Millionen Objekte beinhaltet die Samm­lung. Rund 65.000 sind in den 350 Sälen zu besich­tigen. Darunter befinden sich Werke italie­ni­scher, fran­zö­si­scher, nieder­län­di­scher und flämi­scher Meister.

Rembrandt als Schöpfer aner­kannt

Die Kreuzabnahme Christi von Rembrandt

Galt lange als Werk eines unbe­kannten Meis­ters Rembrandts „Kreuz­ab­nahme Christi“ (Film­aus­schnitt)

Von Rembrandt etwa gibt es das berühmte Gemälde der „Danae“ aus dem Jahr 1636 zusehen. Beein­dru­ckend ist die zwei Jahre zuvor entstan­dene „Kreuz­ab­nahme Christi“. Lange Zeit bestanden Zweifel an der Echt­heit des Gemäldes. 2010 bestä­tigte eine einge­hende Unter­su­chung jedoch Rembrandt als Schöpfer.

Frans Hals in der Eremitage

Kopistin in der Eremi­tage vor dem Gemälde von (Film­aus­schnitt)

Frans Hals« „Porträt eines jungen Mannes mit Hand­schuhen“ wird gerade kopiert.

Freude an der Jagd nach Kunst­werken

Katharina II. die Große begründete die Sammlung

Legte den Grund­stein für die Samm­lung: , die Große Kaiserin

Die Samm­lung der Eremi­tage geht zurück auf Katha­rina II., die Große Kaiserin. Als Witwe Peters III. verliebte sie sich in den Fürsten Grigori Potjomkin. Simon Sebag Monte­fiori beschreibt in seiner Geschichte der Roma­nows die Bezie­hung der beiden als „über­ra­gende poli­ti­sche Part­ner­schaft“. Zugleich frönten sie „einer urwüch­sigen Sexua­lität und waren durch nichts zu erschüt­tern. Sie liebten Lite­ratur, neoklas­si­zis­ti­sche Baukunst und engli­sche Gärten… Beide sammelten mit Begeis­te­rung Kunst und Schmuck und waren pracht­ver­liebt.“

Der Pianist und Komponist Katsuro Ogiha

Der Pianist und Kompo­nist Katsu­hiro Oguri 

Von der Freude, die Katha­rina „an der Jagd nach Kunst­werken sowie deren Erwerb und Besitz hatte“, zeugen ihre Briefe. „Sie begann sofort mit dem Aufbau ihrer Samm­lung für die Eremi­tage, später kaufte sie die große Samm­lung des kurfürst­lich-säch­si­schen und könig­lich-polni­schen Minis­ter­prä­si­denten Graf von und des briti­schen Premier­mi­nis­ters .“

Das Eremi­tage-Theater

Balletteinlage im Eremitage-Theater

Ballett­ein­lage im Eremi­tage-Theater (Film­aus­schnitt)

Im Eremi­tage-Theater, das norma­ler­weise nicht für Muse­ums­be­su­cher zugäng­lich ist, gibt es eine Ballett­ein­lage.

Die Raffael-Loggien in der Eremitage

Nach­ge­baut in der Eremi­tage: Raffaels Loggien für den Vatikan (Film­aus­schnitt)

Lange verweilt Gog in den -Loggien, einer Nach­bil­dung des Vati­kan­pa­lastes in .

Cara­vag­gios Meis­ter­werk aus der Jugend­zeit

"Der Lautenspieler" von Caravaggio

Lange im Bild: der „Lauten­spieler“ von Cara­vaggio (Film­aus­schnitt)

Ausgiebig lässt Gog die Kamera über den „Lauten­spieler“, Cara­vag­gios Meis­ter­werk aus der Jugend­zeit, gleiten. Es gibt von dem Werk, das als Sinn­bild der Harmonie verstanden wurde, noch eine weitere Fassung mit einem Spinett statt der Früchte auf dem Tisch. Und im selben Jahr kehrte das Motiv in einem weiteren Gemälde „Musi­zie­render Knaben“ wieder, das als Beleg für Cara­vag­gios Homo­se­xua­lität gilt.

Kirill Richter am Flügel

Zum Ausklang spielt Kirill Richter am Flügel. (Film­aus­schnitt)

Die Website der Eremi­tage in Sankt Peters­burg: www​.hermi​ta​ge​mu​seum​.org
Es befinden sich weitere Aufnahmen aus den Samm­lungen in Vorbe­rei­tung.

Zum Film: www​.youtube​.com

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