Royal Opera House

Traum und Wirk­lich­keit

von Ruth Renée Reif

6. Dezember 2019

Seit 1. Dezember 2019 bis 1. Januar 2020 gibt es in deutschen Kinos das Ballett „Der Nussknacker“ zu sehen, getanzt vom Royal Ballet London in der Choreografie und Inszenierung von Sir Peter Wright.

Von 1. Dezember 2019 bis 1. Januar 2020 gibt es in deut­schen Kinos das Ballett Der Nuss­kna­cker zu sehen, getanzt vom Royal Ballet London in der Choreo­grafie und Insze­nie­rung von Sir . Gezeigt wird jene legen­däre Auffüh­rung, als Wright 2016 seinen 90. Geburtstag feierte.

Alljähr­lich zur Vorweih­nachts­zeit beginnen beim Royal Ballet at Covent Garden in London die Vorbe­rei­tungen für die Auffüh­rung des Balletts Der Nuss­kna­cker.
(Foto oben: © The Royal Ballet / Tristram Kenton)

Im Traum wird Klaras Zimmer immer größer, und so braucht es für die Traum­szene einen riesigen Weih­nachts­baum.
(Foto: © The Royal Ballet)

600 Kostüme müssen herbei­ge­schafft werden, und der Weih­nachts­baum muss geschmückt werden – einmal für das Fest bei Familie Stahl­baum und noch einmal in großer Version für Klaras Traum.

Eine der belieb­testen Arbeiten des Royal Ballet: Sir Peter Wrights Choreo­grafie

1984 choreo­gra­fierte und insze­nierte Sir Peter Wright den Nuss­kna­cker zum ersten Mal für das Royal Ballet London. Seither gehört das Ballett zu den belieb­testen Arbeiten der Truppe. Jahr für Jahr kommt es auf die Bühne.

Der Nussknacker aus dem Royal Opera House in deutschen Kinos. Choreografie und Inszenierung von Sir Peter Wright

Kommt alljähr­lich zu den Proben, um seine Choreo­grafie weiter­zu­ent­wi­ckeln: Sir Peter Wright
(Foto: © The Royal Ballet)

Und Wright lässt es sich nicht nehmen, den jähr­li­chen Proben beizu­wohnen. „Man muss immer offen sein für Neues“, betont er. Das Schlimmste für ihn wäre, wenn aus seiner Choreo­grafie ein Muse­ums­stück werde.

Auf der ganzen Welt gezeigt 

Mitt­ler­weile ist seine liebe­volle, detail­reiche Choreo­grafie und Insze­nie­rung, die er Jahr für Jahr weiter­ent­wi­ckelt und verbes­sert, ein Klas­siker, der auf der ganzen Welt gezeigt wird.

Urauf­ge­führt wurde Der Nuss­kna­cker am 5. Dezember 1892 im Mari­inski-Theater in . Lew Iwanow über­nahm die Choreo­grafie anstelle seines erkrankten Lehrers , der das Libretto verfasst hatte. Die Hand­lung folgt E.T.A. Hoff­manns Erzäh­lung Der Nuss­kna­cker und der Mäuse­könig in der fran­zö­si­schen Fassung von Alex­andre Dumas« Histoire d’un casse-noisette.

Der Nussknacker aus dem Royal Opera House in deutschen Kinos. Choreografie und Inszenierung von Sir Peter Wright

Herr Dros­sel­meyer ist Gast beim Weih­nachts­fest der Familie Stahl­baum und bringt Klara einen Nuss­kna­cker.
(Foto: © The Royal Ballet / Tristram Kenton) 

Das Ballett setzt ein mit dem Weih­nachts­fest, das die Familie Stahl­baum für ihre Kinder Klara und Franz gibt. Unter den Gästen ist auch der Erfinder mecha­ni­scher Puppen Herr Dros­sel­meyer, der Klara einen Nuss­kna­cker schenkt. Klara schließt ihn sofort ins Herz, während Franz ihm mit einer harten Nuss die Zähne bricht. Als Klara nach dem Fest mit dem Nuss­kna­cker im Arm einschläft, träumt sie. Ihr Zimmer wird immer größer, und auf ein Zeichen Dros­sel­meyers werden alle ihre Puppen und Spiel­sa­chen lebendig. 

Der Nussknacker aus dem Royal Opera House in deutschen Kinos. Choreografie und Inszenierung von Sir Peter Wright

Ange­führt vom Mäuse­könig, bricht aus dem Keller das Mäuse­heer ins Zimmer ein.
(Foto: © The Royal Ballet / Alas­tair-Muir)

Plötz­lich kommt aus dem Keller ein Mäuse­heer, geführt vom Mäuse­könig. Es greift die Zinn­sol­daten an. Und obwohl der Nuss­kna­cker sich mutig in die Schlacht stürzt, drohen die Mäuse zu . Erst das Eingreifen Dros­sel­meyers beendet die Schlacht. Er gibt der verängs­tigten Klara eine bren­nende Kerze in die Hand, die die Mäuse verjagt.

Der Nussknacker aus dem Royal Opera House in deutschen Kinos. Choreografie und Inszenierung von Sir Peter Wright

Nachdem das Mäuse­heer besiegt ist, verwan­delt sich der Nuss­kna­cker in einen wunder­schönen Prinzen, getanzt von . 
(Foto: © The Royal Ballet / Tristram Kenton) 

Der Alptraum hat ein Ende, und der Nuss­kna­cker verwan­delt sich in einen wunder­schönen Prinzen. Schnee­flo­cken fallen vom stern­klaren Himmel herab. 

Der Nussknacker aus dem Royal Opera House in deutschen Kinos. Choreografie und Inszenierung von Sir Peter Wright

Der Himmel öffnet sich, Schnee­flo­cken rieseln herab, und es erklingt der Schnee­flo­cken­walzer.
(Foto: © The Royal Ballet / Tristram Kenton)

Klara und der Prinz besteigen ein verzau­bertes Boot und fahren ins Reich der Weih­nachts­bäume und des Zucker­werks. Eine wunder­bare Traum­welt tut sich auf, bis Klara am Morgen erwacht.

Der Nussknacker aus dem Royal Opera House in deutschen Kinos. Choreografie und Inszenierung von Sir Peter Wright

Zum Tanz der Zuckerfee in ihrem Zauber­schloss von Zucker­burg lässt Tschai­kowski die Celesta erklingen. Es tanzt die Balle­rina .
(Foto: © The Royal Ballet / Tristram Kenton)

Es ist die Vermen­gung von Traum und Wirk­lich­keit, Wünschen und Ängsten, Unbe­wusstem und Bewusstem, die dem Nuss­kna­cker seine so einzig­ar­tige und magi­sche Anzie­hung verleiht.

Doppel­deu­tige Figuren

Alle Figuren sind doppel­deutig. Dros­sel­meyer ist ein Freund der Familie und Lieb­ling der Kinder, aber auch der Zauberer. Klara ist das unschul­dige Kind, drückt in ihrem Tanz jedoch bereits den Wunsch aus, zur Frau zu werden. Hinzu kommt eine Viel­zahl an Symbolen.

Tschai­kow­skys Musik gilt als die bril­lan­teste, die je für ein klas­si­sches Ballett geschrieben wurde.

Peter I. Tschai­kow­skys Kompo­si­tion, die als die bril­lan­teste gilt, die je für ein klas­si­sches Ballett geschrieben wurde, bringt die beiden Welten von Traum und Wirk­lich­keit auch musi­ka­lisch zum Ausdruck. Erre­gende Klang­sinn­lich­keit wech­selt ab mit nach­denk­li­chen Passagen. So entwi­ckelte Tschai­kowsky etwa den bezau­bernden Schnee­flo­cken­walzer aus Elementen jenes unheim­li­chen Tanzes, den Dros­sel­meyers mecha­ni­sche Figuren beim Weih­nachts­fest vorführten. 

Genaue Anwei­sungen für Tschai­kowsky

Petipa hatte ihm genaue Anwei­sungen erteilt:

  • Nr. 1 64 Takte stim­mungs­volle Musik.
  • Nr. 2 Der Baum leuchtet auf. Funkelnde Musik von acht Takten.
  • Nr. 3 Eintreten der Kinder. Lärmende Musik. 24 Takte.
  • Nr. 4 Augen­blick des Erstau­nens und der Bewun­de­rung. Ein Tremolo über einige Takte hin etc.
  • Nr. 5 Ein Marsch von 64 Takten.
  • Nr. 6 Auftritt der Unglaub­li­chen. 16 Take Rokoko.
  • Nr. 7 Galopp
  • Nr. 8 Auftritt des Dros­sel­meyer. Etwas furcht­ein­flö­ßende, aber komi­sche Musik. Eine breite Bewe­gung von 16 bis 24 Takten.

Tschai­kowsky fühlte sich von den Vorgaben heraus­ge­for­dert. Er setzte sie in wunder­bare Tänze wie den Schnee­flo­cken­walzer, den Tanz der Rohr­flöten oder den Blumen­walzer um. Bolero, Taran­tella, arabi­sche und chine­si­sche Motive – alles verar­bei­tete er in seiner Musik und gestal­tete durch die Verflech­tung von Motiven einen großen Bogen.

Wie kris­tal­lene Glocken erklingt die Celesta, die 1886 in Paris erfunden wurde.

Im Tanz der Zuckerfee brachte er auch die glockigen Klänge einer Celesta zum Einsatz, die kurz zuvor von Auguste Mustel erfunden worden war und die er auf einer Konzert­reise in Paris kennen­ge­lernt hatte.

Der Nussknacker aus dem Royal Opera House in deutschen Kinos. Choreografie und Inszenierung von Sir Peter Wright

Nach dem Schluss­bild der Auffüh­rung am 8. Dezember 2016 gratu­lierten die Tänze­rInnen des Royal Ballet London ihrem Choreo­grafen Sir Peter Wright zum 90. Geburtstag. Links hinten ist der Diri­gent des Abends zu sehen.
(Foto: © The Royal Ballet)

Im Kino gibt es Tschai­kow­skys Ballett in jener legen­dären Auffüh­rung aus dem Jahr 2016 zu sehen, als der Choreo­graf Sir Peter Wright seinen 90. Geburtstag feierte. tanzt die Rolle der Klara. Dros­sel­meyer ist , und sein Neffe Hans-Peter, der Nuss­kna­cker, wird von getanzt. Den Prinzen und die Zuckerfee tanzen Federico Bonelli und Lauren Cuth­bertson. Betei­ligt sind zudem junge Talente der Royal Ballet School. Am Pult des Orchestra of steht Boris Gruzin.

Infor­ma­tionen über die Termine und teil­neh­menden Kinos: www​.rohki​no​ti​ckets​.de

Weitere Kino-Über­tra­gungen aus dem : crescendo​.de